Rosenheimer Herbstfest

Rosenheimer Herbstfest

Das Rosenheimer Herbstfest (lokal auch "Wiesn" genannt, da es auf der Rosenheimer Loretowiese stattfindet) ist das größte Volksfest in Südostoberbayern (jährlich über eine Million Besucher) und wird jedes Jahr vom Wirtschaftlicher Verband Rosenheim veranstaltet. Es beginnt immer am letzten Samstag im August mit dem traditionellen Anstich in den beiden "Bierburgen" und dauert 16 Tage. Anlässlich des 150. Jubiläums im Jahr 2011 wird das Herbstfest bereits einen Tag früher eröffnet, also am Freitagabend, 26. August 2011. Geöffnet ist das Fest in dieser Zeit von Montag bis Samstag immer von 12.00 bis 23.30 Uhr und sonntags von 10.00 bis 23.30 Uhr. Ausschankschluss ist täglich um 23.00 Uhr

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das Rosenheimer Herbstfest entwickelte sich aus einer alle fünf Jahre stattfindenden Landwirtschaftsausstellung. 1861 wurde diese Ausstellung um Attraktionen wie ein Schützenfest und einen Gesangswettbewerb reicher und damit zu einem Volksfest im eigentlichen Sinne. In den folgenden Jahren wuchs das Fest weiter, was auch damit zusammenhing, dass Rosenheim sich als "Bierstadt" präsentieren wollte. In den 1890er Jahren hatte Rosenheim bei einer Einwohnerzahl von rund 10.000 Menschen elf Brauereien, und es wurden schon über 400 Hektoliter Bier konsumiert.

Veranstaltungsort war stets die Loretowiese, früher ein freies Stück Wiese vor den Toren Rosenheims. Sie war bereits im Mittelalter Schauplatz von Jahrmärkten, Volksbelustigungen und öffentlichen Hinrichtungen. Mittlerweile asphaltiert, dient die Loretowiese heute aufgrund ihrer zentralen Lage hauptsächlich als Parkplatz, aber auch als Messegelände, etwa für die Neue Messe Rosenheim.

Nicht immer fand das Volksfest regelmäßig statt. 1873 griff die Cholera im Landkreis Rosenheim um sich, was dazu führte, dass wie auch in den Kriegsjahren des Ersten Weltkrieges (1914 bis 1918) das Herbstfest ausfiel. Erst 1925 kehrte das Volksfest zurück, auf dem mittlerweile zwei (Flötzinger und Auer-Bräu) riesige Bierzelte, ein Weinzelt und 19 Schausteller vertreten waren.

In den Nachkriegsjahren 1946 bis 1949 organisierte der Verband der Bayerischen Schausteller jährlich Frühlingsfeste auf der Loretowiese, bis der Wirtschaftliche Verband Rosenheim zum Veranstalter wurde und das Volksfest kurz darauf in "Rosenheimer Herbstfest" umbenannte.

Offizielles Erscheinungsbild des Rosenheimer Herbstfestes ist die illustrative Halbfigur-Abbildung eines schreienden Trommlers in Tracht.

Die Zelte

Die Auer-Bräu-Festhalle

Die Festhalle, die während der „Nicht-Herbstfest-Zeit“ Inntalhalle heißt, ist eine große Veranstaltungshalle mit Balkon. Während des Herbstfestes wird sie an der Nordseite um ein kleines Zelt erweitert, in der seit 1981 die traditionelle Ochsenbraterei steht. Bei Auer Bräu verkehrt hauptsächlich das jüngere, feierlustige Publikum, da die Inntalhalle baulich mehr Lärm zulässt. Festwirt der Auer-Bräu-Halle ist die INN Gastro GmbH. Seit 1968 spielt täglich ab 15.00 Uhr die Blaskapelle Großkarolinenfeld (Leitung: Karl Beinhofer) in der Auerbräu-Festhalle. Über die Mittagszeit treten wechselnde Musikgruppen auf. Sitzplätze: 7000 insgesamt – 4000 (Halle), 1000 (Ochsenbraterei), 2000 (Garten und Balkone). Daneben gibt es neben der Musik seit einigen Jahren noch einen kleinen Stehplatzbereich.

Das Flötzinger-Bräu-Festzelt

Das Zelt der letzten Privatbrauerei Rosenheims (Familie Steegmüller) ist das größte freistehende seiner Art in Europa. Es zeichnet sich durch seine aufwendige Dekoration mit traditionellen Kränzen und Bildertafeln aus. 2006 wurde das Dach über dem Balkon in ein sogenanntes Cabrio-Dach umgestaltet, das bei Bedarf per Fernbedienung geöffnet werden kann und somit eine bessere Luftzirkulation im Zelt gewährleistet und den Besuchern einen freien Blick auf den Himmel ermöglicht. Ebenfalls neu eingeführt wurden spezielle Kinderteller und auch eine wechselnde musikalische Unterhaltung zur Mittagszeit. Seit 1950 ist die abendliche Kapelle die Dreder Musi (Leitung: Roland Merk). Festwirt des Flötzinger-Zeltes ist Manfred Kirner. Das Festzelt inkl. Garten hat eine Gesamtkapazität von 9500 Sitzplätzen.

Beide Bierzelte können ihren Gästen mittlerweile bei schönem Wetter ausreichend Plätze in ihren Biergärten anbieten. In Maßkrügen aus Glas wird das traditionsreiche Märzenbier ausgeschenkt, das einen höheren Alkohol- und Stammwürzegehalt aufweist und deshalb auch seine gold-braune Farbe hat.

Zum Tatzlwurm

Im Jahre eröffnete 2005 erstmals ein drittes kleineres Zelt − oder besser ein Almstadl − namens „Zum Tatzlwurm“, der auch Wein, Prosecco und Wildgerichte anbietet. Festwirt ist Karl Kiesl, Inhaber des gleichnamigen Restaurants und Hotels am Sudelfeld. Vorbild für diesen Betrieb war vermutlich das Käfer-Zelt auf dem Oktoberfest, in dem Karl Kiesl jun. seit einigen Jahren die Leitung der Servicebrigade anführt. Seit dem Jahr 2010 ist an die Almhütte auch ein Biergartenbereich angegliedert.

Der Proseccostadl

Seit 2007 hat das ehemalige Sektzelt eine neue Erscheinung. In einem puristisch modernen Holzstadl gibt es tagsüber Knödlgerichte, Kaffee und Kuchen, sowie ganztägig Prosecco, Champagner & Wein in allen Formen und Größen. Betreiber Michael Fraenkel sorgt nach 17 Jahren Sektzelt mit dem Proseccostadl tagsüber für eine Anlaufstation für Knödl, Kaffee und Kuchen, abends für ausgelassene Stimmung bei Tanzmusik.

Übrige Gastronomie

Neben den bayerischen Leckereien mit Fleisch- und Fischgerichten gibt es auf dem Herbstfest auch siamesische Spezialitäten sowie einen Pizzastand.

Verlauf

Der Aufbau

Bereits in der ersten Juli-Woche beginnt der Aufbau des Flötzinger-Zeltes. Die komplette Sperrung der Loretowiese erfolgt in der Regel zwei Wochen vor Festbeginn, da dann auch die meisten Schausteller eintreffen.

Die Eröffnung

Nach dem Trachtenzug (Beginn 14.00 Uhr), der vom Rosenheimer Bahnhof durch die Innenstadt zur Loretowiese führt, wird das Rosenheimer Herbstfest nach einigen kurzen Ansprachen mit 3 Böllerschüssen offiziell eröffnet. Im jährlichen Wechsel erfolgt danach zeitgleich in beiden Bierzelten das traditionelle Anzapfen durch den Oberbürgermeister (derzeit Gabriele Bauer) und den Landrat (derzeit Josef Neiderhell).

Das Festzeltboxen

Am ersten und am letzten Sonntag Vormittag finden in der Ochsenbraterei Boxkämpfe statt, was für die Boxer oftmals aufgrund der ungewohnten Verhältnisse und der rauchigen Luft eine große Herausforderung darstellt. Darüber hinaus finden im Rahmen des Herbstfestes noch weitere Sportwettkämpfe statt (z.B. Tennis)

Die Familientage

Immer mittwochs bis 18 Uhr finden die sehr beliebten Familiennachmittage statt, an denen die Fahrgeschäfte und Buden den Besuchern ermäßigte Preise bieten.

Das Erntedankfest

Am mittleren Sonntag findet alljährlich in der Innenstadt der große Erntedankumzug statt. Nach dem Gottesdienst auf dem Max-Josefs-Platz ziehen die Mitwirkenden auf den Festplatz ein und genießen den verdienten Frühschoppen.

Der Schaustellergottesdienst

In der unmittelbar am Festplatz gelegenen Klosterkirche findet jeweils am zweiten Dienstag der traditionelle Schaustellergottesdienst statt. Oftmals findet hierbei auch eine Kommunion oder Firmung für die Kinder der Schaustellerfamilien statt. Nach dem Gottesdienst werden die Reisenden vom Wirtschaftlichen Verband in eines der beiden Festzelte zum Mittagessen eingeladen.

Das Musik-Brillantfeuerwerk

Höhepunkt der Wiesn (auch in Rosenheim wird sie so genannt) stellt das Brillantfeuerwerk dar, das immer am Donnerstag der zweiten Festwoche um 21.00 Uhr über der Festwiese erstrahlt und mit Musik untermalt wird.

Der Zapfenstreich

Traditionell werden am letzten Tag um 23.00 Uhr die Wirte "aus dem Zelt hinausgespielt". Nach ein paar Dankesworten gibt die Musik noch einmal richtig Gas und auch die Bedienungen haben nach den harten 16 Tagen ein wenig Zeit ausgelassen zu feiern. Die meisten Besucher verlassen wehmütig den Festplatz und freuen sich schon auf die "Wiesn" im nächsten Jahr. Auch die Schausteller bauen in der Regel noch in der Nacht ihre Fahrgeschäfte und Stände ab, da die meisten von ihnen bereits in wenigen Tagen auf dem weltberühmten Oktoberfest in München betriebsfertig sein müssen.

Logo des Wirtschaftlichen Verbands

Grundsätze der Veranstalter

Von jeher war es das Ziel des Wirtschaftlichen Verbandes sowie der Rosenheimer Städtväter, das Herbstfest als "familienfreundliches" Fest zu präsentieren. So kostete die Maß vor 2002 nie über zehn Mark und bleibt mit dem aktuellen Preis (2010) von 7,40 EUR (2007-2009: 6,80 EUR) deutlich unter dem Preis auf dem Münchner Oktoberfest.

Ebenso wird auf eine moderatere Gestaltung der Preise der Fahrgeschäfte geachtet, wozu auch die bereits erwähnten Familientage mit ermäßigten Fahrpreisen (teilweise sogar nur 1 EUR) beitragen. Darüber hinaus versucht der WV den Herbstfestbesuchern neben den bewährten Betrieben jedes Jahr auch neue Attraktionen und Stände zu bieten. Seit einigen Jahren wird zudem das Fest mit dem Slogan "Die sympathische Wies´n" beworben.

Des Weiteren hat das Rosenheimer Herbstfest den Anspruch mehr in bayerischer Tradition zu stehen, was es bei der altbayerischen Bevölkerung durchaus beliebter macht als das Münchner Oktoberfest. Es bildet damit einen Gegenpol zu der von der Bevölkerung empfundenen kulturellen Degeneration und dem Massentourismus der Theresienwiese.

Sicherheit

Auf dem Gelände des Herbstfests gibt es jeweils eine Wache von Polizei, Feuerwehr und Bayerischem Roten Kreuz (BRK). Die Sanitätsbereitschaft des BRK Rosenheim betreut seit vielen Jahren die Besucher und Schausteller des Herbstfest. Zwischen vier und zehn Einsatzkräfte sowie ein Arzt versehen ihren Dienst auf dem Herbstfest, außerdem ist an der Sanitätswache ein Rettungswagen stationiert. Jährlich werden ca. 600 bis 700 Patienten versorgt.

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