Rosemarie Raab

Rosemarie Raab

Rosemarie Raab (* 12. November 1946 in Lübeck), auch als Rosi Raab bekannt, ist eine deutsche Politikerin und langjährige Hamburger Schulsenatorin.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werdegang

Rosemarie Raab ist studierte Soziologin und Sozialpädagogin. 1974 bis 1979 war sie als Sozialarbeiterin tätig, bevor sie 1979 Wissenschaftliche Assistentin bei der SPD-Bürgerschaftsfraktion wurde.

Seit 1982 war sie Bürgerschaftsabgeordnete in Hamburg. Zugleich war sie von 1982 bis 1985 Abteilungsleiterin der Sozialen Dienste im Berufsbildungswerk Hamburg. Am 2. September 1987 wurde sie zur Senatorin der Behörde für Schule, Jugend und Berufsbildung ernannt. Dieses Amt hatte sie über mehrere Wahlperioden bis zu ihrem Rücktritt am 5. April 2000 inne, bestimmte so maßgeblich die Hamburger Bildungspolitik der jüngeren Zeit mit. Bis zum Ende der Wahlperiode 2001 wurde sie durch Ute Pape ersetzt.

Politisches Wirken

Mit ihrem Konzept „Menschen statt Mauern“, welches für den sozialtherapeutischen Umgang mit jugendlichen Straftätern steht, geriet ihre Jugendpolitik in die Kritik. Der schwerstkriminelle jugendliche Dennis Nienstedt, der durch seine zahlreichen Autodiebstähle bekannt war, wurde im Alter von 14 Jahren nach einer Spritztour mit Todesfolge, statt in ein geschlossenes Heim, in das finnische Jugenddorf Kuttula geschickt. Nachdem er auf eigenen Wunsch 1995 nach Deutschland zurückkehrte und wieder Autos aufbrach, wurde der zu dem Zeitpunkt 17-jährige erneut nach Kuttula geschickt. Auch weil der Aufenthalt rund 40.000 Mark im Monat kostete, wurde Kritik an Raabs Konzept laut.[1]

In ihrer Amtszeit wurde 1997 ein neues Hamburger Schulgesetz verabschiedet, mit dem u. a. Eigenverantwortung und Eigenständigkeit der Schulen gestärkt wurden. Weitere schulpolitische Projekte waren die Einführung der verlässlichen Halbtagsgrundschule, Englischunterricht ab der dritten Klasse, das Programm „Lernen mit neuen Medien“ sowie die von Hamburg als erstem Bundesland durchgeführte Lernausgangslagenuntersuchung (LAU). Bei der Kindertagesbetreuung war es ihr Anliegen, den Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz in Hamburg in die Tat umzusetzen. In der Jugendhilfe strebte sie konzeptionelle, strukturelle und organisatorische Verbesserungen an. Hierzu vergab ihre Behörde u.a. grundlegende wissenschaftliche Studien zu Gewalt und Gewalterfahrungen unter Jugendlichen. Im Bereich der beruflichen Bildung strebte sie insbesondere die Garantie eines berufsschulischen Angebots für alle Jugendlichen an, verbunden mit der Modernisierung der Berufsschulen.[2]

Gegen Ende ihrer Amtszeit geriet Raab zunehmend in die Kritik, sowohl von Seiten der Opposition wie auch der Lehrergewerkschaften. Hauptkritikpunkt war die – im Rahmen der Haushaltskonsolidierung betriebene – Sparpolitik an den Hamburger Schulen.[3][4][5] Im Widerspruch dazu wurden ihr von einem ihrer Nachfolger, Senator Rudolf Lange (FDP), Vorwürfe gemacht, eine Schuldenpolitik betrieben zu haben, was sie allerdings bestritt.[6]

Aktuell engagiert sich Raab für die Hamburger Volksinitiative „Eine Schule für alle“, die die Abschaffung des gegliederten Schulsystems in Hamburg zum Ziel hat.[7]

Literatur

  • Peter Gabrielsson: Bürgermeister, Senatoren, Staatsräte der freien und Hansestadt Hamburg. Verein für hamburgische Geschichte, Hamburg 1995, S. 135.

Einzelnachweise

  1. Spiegel online: Hamburgs berühmtestes Crash-Kid
  2. Meldung der Pressestelle des Senats vom 13. März 2000
  3. Meyer, Peter Ulrich: CDU: Die Schulsenatorin muß gehen! In: Hamburger Abendblatt, 51. 1998, 290 (12/13. Dez.), S. 13
  4. Meyer, Peter Ulrich: GEW: Es geht auch ohne Frau Raab. Gewerkschaft attackiert Schulsenatorin scharf. – In: Hamburger Abendblatt, 51. 1998, Nr. 253 vom 30.10., S. 20
  5. Raab, Rosemarie: Senatorin Rosemarie Raab wehrt sich gegen Vorwürfe, zu sehr auf Kosten der Schulen zu sparen. Trotz scharfer Kritik: Ich will weitermachen. Interview: Peter U. Meyer. In: Hamburger Abendblatt, 51. 1998, Nr. 292 vom 15.12., S. 11.
  6. Schulden-Vorwurf: Rosi Raab wehrt sich. In: Hamburger Abendblatt vom 8. April 2002
  7. Vortrag Raabs zum Thema als PDF

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