Ronny Pecik

Ronny Pecik

Ronny Pecik (* 4. März 1962 in Varaždin, Kroatien) ist ein österreichischer Investor kroatischer Herkunft.

Inhaltsverzeichnis

Herkunft und Jugend

Ronny Pecik wurde 1962 in Varazdin geboren. 1965 wanderte er zusammen mit seiner Mutter, seinem Stiefvater und seinen zwei älteren Brüdern nach Österreich aus und ließ sich im Wiener Bezirk Donaustadt nieder. Nachdem er in der 4. Klasse des Gymnasiums durchgefallen war, begann er eine Lehre als Starkstromelektriker bei Bombardier Wien Schienenfahrzeuge, obwohl ihm sein Vater zuvor nahegelegt hatte, Fliesenleger zu werden. Nach Streitereien mit seinem Vater zog Pecik mit 17 Jahren von zuhause aus.

Karriere als Bankangestellter

Mit 19 Jahren machte er eine EDV-Ausbildung bei IBM Österreich und bekam einen Job bei der Länderbank. Aufgrund seines Interesses für Wertpapiere und seiner EDV-Ausbildung sollte er, zusammen mit Kollegen von anderen Banken, die österreichische Optionsbörse ÖTOB aufbauen. Von 1989 bis 1992 war Pecik Optionshändler bei der Bank Austria, wo er keine außergewöhnlichen Erfolge vorweisen konnte. Da er sich für Private Banking interessierte, baute Pecik als Vermögensverwalter einen elitären Kundenkreis auf und verwaltete etwa zwei Milliarden Schilling (145,3 Mio. Euro). Nach drei Jahren verließ er die Bank und wechselte zur Grazer Wechselseitigen, wo er ebenfalls für Vermögensverwaltung zuständig war. 1997 kam er zur Raiffeisen-Bezirksbank Wolfsberg (RBB), wo er 2000 bis zum Filialleiter in Wien aufstieg. 2000 kam die Bank aufgrund von Spekulationsverlusten im Derivatehandel in schwere Turbulenzen und auch Ronny Pecik kam ins Visier der Justiz, doch die Ermittlungen gegen ihn blieben ohne Ergebnis.

Karriere als Investor

Da Pecik nicht mehr "Befehlsempfänger" sein wollte, verließ er die RBB im selben Jahr und kaufte sich zusammen mit einigen seiner früheren Kollegen die M&A Bank AG. Da aufgrund des Platzens der Dotcom-Blase niemand Aktien der Bank kaufen wollte, begannen Pecik und seine Partner, darunter Rudolf Fries, selbst zu investieren und kauften zusammen 27 % des Edelstahlherstellers Böhler-Uddeholm, davon rund die Hälfte kreditfinanziert. Bereits eineinhalb Jahre später war der Wert der Anteile um 70 % gestiegen und Pecik verkaufte seinen Teil mit sattem Gewinn. Später fand er mit Mirko Kovats einen neuen Partner und kaufte im April 2003 19,5 % des Anlagenbauers VA Tech, die er bereits im Januar 2004 mit einem Reingewinn von 70 Millionen Euro an die Siemens AG verkaufte. Diese Akquisitionspolitik von Kovats und seiner rechten Hand Ronny Pecik brachte ihm den Spitznamen Des Teufels General ein.

Danach übernahmen die beiden 2005, über die Investmentfirma Victory Industriebeteiligung AG, die Aktienmehrheit des Schweizer Technologiekonzerns OC Oerlikon. Mittlerweile kam es zur Trennung zwischen dem konservativen Mirko Kovats und dem aufgeschlosseneren Ronny Pecik, da sie zu unterschiedliche Charaktereigenschaften haben.

Anfang Januar 2007 übernahm Pecik über seine Firma Victory auch 20,5 % am Schweizer Telekommunikationsunternehmen Ascom sowie, über die Investmentfirma Everest, 17,5 % des Industriekonzerns Sulzer AG, wobei er von seinem Partner, dem russischen Oligarchen Viktor Vekselberg, unterstützt wurde. Diese Transaktion erfolgte, wie sich später herausstellte, unter Verletzung des Schweizer Börsengesetzes.[1]

Einige Schweizer Politiker kritisieren die Investitionsstrategie von Pecik und seinen Partnern, da sie diesen unterstellen, nur kurzfristige Profite erzielen zu wollen und nicht als langfristige strategische Partner gelten. Auch die Unternehmen, die zum Ziel von feindlichen Übernahmen wurden, kritisierten das teils illegale Vorgehen von Pecik. So wurden stillschweigend Aktienpakete, insbesondere im Falle von Sulzer, unter missbräuchlichem Einsatz von Optionstransaktionen sowie unter Verletzung der Offenlegungspflichten geschnürt.[1] Dies führte im Mai 2007 zu einer Gesetzesänderung im Schweizer Parlament, die die Meldevorschriften für Übernahmen drastisch verschärfte. Schließlich zog sich Pecik im Mai von der Beteiligung an Ascom zurück, da es zu große Differenzen mit dem Verwaltungsratspräsident Juhani Anttila gab.[2] Seine Anteile übernahm die Zürcher Kantonalbank.[3]. Im Mai 2007 verkaufte er auch seine 6,5%-Anteile an der A-TEC an die Deutsche Bank um circa 70 Millionen Euro.

Weitere Unternehmen, an denen Pecik beteiligt ist, sind unter anderem die Saurer Textil Gruppe, SkyEurope und das Stuttgarter Technologieunternehmen M+W Zander. Er hält derzeit 1,2% des Schweizer Finanzdienstleisters Zurich Financial Services und 1,5% der Swiss Re. Außerdem ist er auch beteiligt am Schweizer Zementhersteller Holcim, der Georg Fischer AG und der Industrieholding Rieter.[4] Pecik wird oft dafür kritisiert, dass er sich Beteiligungen an Unternehmen mittels Aktienoptionen sichert und sie somit durch die "Hintertür" übernimmt.

Strafverfahren wegen Verletzung des Börsengesetzes

Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht FINMA erstattete gegen Ronny Pecik Anfang 2009 beim Eidgenössischen Finanzdepartement eine Strafanzeige. Die FINMA stellte im Januar 2009 nach Abschluss eines umfassenden Ermittlungs- und Verwaltungsverfahrens fest, dass Ronny Pecik zusammen mit Georg Stumpf als Gruppe zwischen Ende 2006 und Anfang 2007 seine Offenlegungspflichten nach Art. 20 des Börsengesetzes verletzt hat und unter missbräuchlichem Einsatz von formal auf Barausgleich lautenden Optionen Aktien der Sulzer AG erwarb bzw. kontrollierte sowie Optionen mit Barausgleich in Optionen mit Realerfüllung konvertierte. Das Verfahren gegen Pecik ist derzeit (Stand Mitte März 2009) noch hängig.[1]

Sonstiges

  • Ronny Pecik spielt leidenschaftlich gerne Schach und Golf (Handicap 20 bis 25).
  • Pecik wird stets von zwei Bodyguards bewacht. Diese allgemeine Annahme bestritt er allerdings in einem ZiB-2-Interview und sagte, dass es sich bei einer Person nur um jemanden handelt, der seine administrativen Dinge erledigt.
  • Pecik ging zweimal aufgrund von Optionsgeschäften bankrott, sagt aber, dass dies nötig sei, um "ein Gefühl zu haben, wie der Markt läuft" und die Erfahrung zu haben "wenn einem das Vermögen wegrinnt".
  • Laut dem Wirtschaftsmagazin Trend (Ausgabe Juli 2007) ist Ronny Pecik mit einem geschätzten Privatvermögen von 2,4 Milliarden Euro auf Platz 8 der reichsten Österreicher.
  • Ein bekanntes Zitat von ihm ist: "Ich kann nicht mal eine Glühlampe auswechseln".

Einzelnachweise

  1. a b c FINMA, 26. Januar 2009
  2. Pecik: Unwohlsein bei Ascom Tagesanzeiger.ch, 26. Mai 2007
  3. Pecik zieht sich bei Ascom zurück Kurier.at, 23. Mai 2007
  4. Victory ist bei Holcim und Rieter Tages-Anzeiger.ch, 21. Juni 2007

Weblinks


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