Roman Giertych

Roman Giertych
Roman Jacek Giertych

Roman Jacek Giertych (* 27. Februar 1971 in Śrem) ist ein polnischer Jurist und Politiker und war vom 5. Mai 2006 bis zum 13. August 2007 stellvertretender Ministerpräsident und Minister für Volksbildung Polens. Vom 11. März 2006 bis zum 22. Oktober 2007 war er Parteivorsitzender der nationalklerikalen Partei Liga Polnischer Familien.

Inhaltsverzeichnis

Jugend und Ausbildung

Giertych stammt aus einer national-klerikalen Politikerdynastie. Sein Großvater Jędrzej Giertych war in der Zeit zwischen den Weltkriegen enger Mitarbeiter des Führers der nationalistischen Bewegung Narodowa Demokracja Roman Dmowski, sein Vater Maciej Giertych war 1989 Mitbegründer der Nationalen Partei (Stronnictwo Narodowe) und ist als Mitglied des Europäischen Parlaments nach wie vor in der Politik aktiv.

Roman Giertych studierte Jura und Geschichte an der Universität Posen.

Politischer Werdegang

Als 18-Jähriger begründete Giertych nach dem Zusammenbruch des Kommunismus 1989 die Allpolnische Jugend (Młodzież Wszechpolska), eine rechte Studentenorganisation wieder.

2001 gehörte Giertych zu den Gründern der national-klerikalen Liga Polnischer Familien LPR, für die er im gleichen Jahr in den polnischen Sejm einzog. Bald darauf gewann er große Bekanntheit im ganzen Land als hartnäckiger stellvertretender Vorsitzender des Parlamentsausschusses zur Klärung der Orlen-Affäre. 2005 wurde er erneut in den Sejm gewählt und zum Chef der Kommission für Fragen der Geheimdienste ernannt.

Am 11. März 2006 wurde er zum Vorsitzenden seiner Partei gewählt, am 5. Mai 2006 trat er mit ihr in die neue Koalitionsregierung von Kazimierz Marcinkiewicz ein, in der er stellvertretender Ministerpräsident und Minister für Volksbildung wurde. Studierende in Polen reagierten mit Großdemonstrationen gegen die Ernennung Giertychs.[1]

Standpunkte

Giertych ist bekannt für eine kompromisslose Haltung in allen weltanschaulichen Fragen und als scharfer Kritiker Deutschlands und der Europäischen Union. Letztere sieht er als „zentralisierten, sozialistischen Superstaat“. Im Herbst 2006 forderte Giertych die Anwendung der Fünf-Prozent-Hürde auf die Parteien der deutschen Minderheit bei den polnischen Parlamentswahlen und damit faktisch deren Ausschluss aus dem Sejm.[2]

Giertych vertritt eine homophobe Einstellung, und ist Befürworter eines absoluten Abtreibungsverbots. Er verwendete in Bezug auf Homosexuelle den Begriff "krank" und sprach in diesem Zusammenhang sogar von "Umerziehungslagern"[3]. Am 1. März 2007 sagte er beim informellen EU-Bildungsministerrat in Heidelberg: "Homosexuelle Propaganda erreicht immer jüngere Kinder", dass schon Elfjährige an die Homosexualität gewöhnt würden sowie über Abtreibung: "Dieses von mehreren Parlamenten legalisierte Verbrechen ist eine neue Form der Barbarei." Des Weiteren: "Eine Nation, die ihre eigenen Kinder umbringt, ist eine Nation ohne Zukunft. Ein Kontinent von Menschen, die ihre eigenen Kinder ermorden, wird von jenen ersetzt werden, die sie nicht umbringen."[4]

Anfang Juni 2006 entließ er den Leiter des Zentrums für Lehrerfortbildung Mirosław Sielatycki, da dieser für die Veröffentlichung eines Handbuchs des Europarats mit dem Namen Kompas verantwortlich war, das sich mit Menschenrechtserziehung und unter anderem auch mit dem Umgang mit sexuellen Minderheiten beschäftigt. Dieses Handbuch wird in einer deutschsprachigen Version auch in Deutschland unter dem Titel "Kompass. Handbuch zur Menschenrechtsbildung für die schulische und außerschulische Bildungsarbeit" benutzt. Die Entlassung Sielatyckis rief national und international Proteste hervor.

Die Teilnehmer des CSD in Warschau, unter ihnen mehrere Bundestagsabgeordnete aus Berlin sowie Abgeordnete aus anderen EU-Ländern bezeichnete Giertych als Päderasten.[5]

Giertych ist wie sein Vater Maciej Anhänger des Kreationismus, seine Partei LPR verlangt dessen Integration in die Lehrpläne polnischer Schulen.[6]

Wahlen 2007

Am 13. August 2007 kündete Ministerpräsident Jarosław Kaczyński Parlamentsneuwahlen für den Herbst 2007 an und kündigte gleichzeitig den Koalitionsvertrag, um mit einer Minderheitsregierung ausschließlich aus PiS-Ministern bis zu den Wahlen zu regieren. So verlor Roman Giertych seinen Ministerposten. [7]

Die Parlamentswahlen fanden am 21. Oktober 2007 statt und brachten einen deutlichen Sieg der Opposition. Die LPR, die mit zwei konservativen Kleinparteien ein Wahlbündnis einging, erreichte nur 1.5 % der Stimmen und scheiterte sehr deutlich an der 5 %-Hürde.

Am Tag nach der Wahlniederlage gab Roman Giertych bekannt, als Vorsitzender der LPR zurückzutreten und sich seiner Anwaltstätigkeit zu widmen.

Weblinks

  • Giertych verbietet "homosexuelle Propaganda" (nicht mehr online verfügbar) - tagesschau.de

Einzelbelege

  1. http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,420546,00.html
  2. http://focus.msn.de/politik/ausland/polen_nid_35178.html
  3. http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,452601,00.html
  4. http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,469432,00.html
  5. queer:Giertych: CSD-Teilnehmer = Päderasten
  6. Giertych vs. Darwin heise online, 30. Oktober 2006
  7. Polen: Giertych entlassen - Bericht vom 14. August 2007 auf queer.de

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Roman Giertych — Roman Jacek Giertych Roman Jacek Giertych historien, avocat et homme politique polonais. Né le 27 février 1971 à Śrem, en Pologne, il est le fondateur de la Ligue des familles polonaises, national catholique, et fut ministre de l éducation de… …   Wikipédia en Français

  • Roman Giertych — Roman Jacek Giertych, (pronounced|ˈrɔman ˈgʲɛrtɨx, born 27 February 1971 in Śrem, Poland) is a Polish politician, Deputy Prime Minister and was Minister of Education until August 2007. He was a member of Sejm until October 2007, lower house of… …   Wikipedia

  • Giertych — ist ein polnischer Familienname. Bekannte Namensträger sind Maciej Giertych, polnischer Politiker Roman Giertych, polnischer Politiker, Sohn von Maciej Giertych Diese Seite ist eine Begriffsklärung zur Unterscheidung mehre …   Deutsch Wikipedia

  • Maciej Giertych — Maciej Marian Giertych (born March 24 1936 in Warsaw) is a Polish social conservative politician of the League of Polish Families (LPR). He favours state intervention in the economy. He was a member of the Sejm (between 2001 and 2004) and a… …   Wikipedia

  • Jędrzej Giertych — (b. January 7, 1903, Sosnowiec, d. October 9, 1992, London) was a Polish politician, journalist and writer, son of Franciszek Giertych, father of Maciej Giertych and grandfather of Roman Giertych.He was a war correspondent during the Spanish… …   Wikipedia

  • Maciej Giertych — Maciej Giertych, né le 24 mars 1936 à Varsovie, est un homme politique polonais. C est un homme politique polonais de droite nationaliste avec des positions conservatrices sur la société et en faveur de l intervention de l État dans l économie.… …   Wikipédia en Français

  • Maciej Giertych — Maciej Marian Giertych (* 24. März 1936 in Warschau) ist ein polnischer Forstwissenschaftler und Politiker der rechtsgerichteten Partei Liga Polnischer Familien (Liga Polskich Rodzin) und von 2004 bis 2009 fraktionsloser Abgeordneter im… …   Deutsch Wikipedia

  • Liga Polskich Rodzin — Ligue des familles polonaises Logo de la Ligue des familles polonaises La Ligue des familles polonaises (Liga Polskich Rodzin, LPR) est un parti politique polonais, nationaliste, conservateur et eurosceptique, fondé le 30 mai 2001 par Roman… …   Wikipédia en Français

  • Ligue Des Familles Polonaises — Logo de la Ligue des familles polonaises La Ligue des familles polonaises (Liga Polskich Rodzin, LPR) est un parti politique polonais, nationaliste, conservateur et eurosceptique, fondé le 30 mai 2001 par Roman Giertych. Il fait partie depuis… …   Wikipédia en Français

  • Ligue des familles polonaises — Logo de la Ligue des familles polonaises La Ligue des familles polonaises (Liga Polskich Rodzin, LPR) est un parti politique polonais, nationaliste, conservateur et eurosceptique, fondé le 30 mai 2001 par Roman Giertych. Il fait partie depuis… …   Wikipédia en Français

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”