Rollenfach

Rollenfach
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Fach ist ein veralteter Begriff für einen Rollentypus, auf den die Schauspieler von etwa 1700 bis 1900 spezialisiert waren.

In der klassischen Schauspielkunst unterteilte man seit dem 17. Jahrhundert die verschiedenen Personen (Personage) eines Theaterstückes nach ihrem Charakter und ihrer Funktion im Stück in verschiedene Fächer, auch Bühnen- oder Rollenfächer genannt. Diese Fachbezeichnungen waren bis ins 20. Jahrhundert für Schauspielerverträge relevant. Rechtlich bedeutete diese Angabe für den Schauspieler sowohl einen Anspruch auf Einsatz in seinem Rollenfach als auch Schutz vor seinem Fach fernliegenden Aufgaben.

Der Ständeklausel gemäß gab es eine soziale Unterscheidung zwischen ernsten und komischen Rollen, die seit etwa 1800 aufgeweicht wurde, aber bis heute nachwirkt. Im 18. Jahrhundert tritt zu der grundsätzlichen Unterscheidung noble/caractère (fein/grob oder adlig/bäuerlich) ein Zwischenfach namens demi-caractère (meist übersetzt als „schlicht“), das als Gefäß für die bürgerlichen Figuren dient. In dieser Abstufung gab es etwa die noblen Mütter, die zärtlichen Mütter (demi-caractère) und die komischen Mütter (caractère).

Für die Einteilung der Schauspieler in Rollenfächer hatten Alter, Statur, Stimme, soziale Herkunft, Erfahrung, Begabung, aber auch etwa die selbst mitgebrachte Garderobe (vor allem bei den Wandertruppen) eine Bedeutung. Zu einem Rollenfach gehörte ein vorausgesetztes Repertoire von Gesten und Verhaltensregeln.

Zu den Rollenfächern gehören
Schauspielerinnen Schauspieler
Jugendliche Naive, Muntere (niederer Stand) Naturbursche, Jugendlicher Komiker, Dümmling (niederer Stand)
Jugendliche Liebhaberin, Sentimentale (hoher Stand) Jugendlicher Liebhaber (hoher Stand)
Heldin Held
Salondame, Femme fatale Bonvivant (Lebemann, Frauenheld)
Charakterdarstellerin, z. B. Charakterdarsteller, z.B.
  • Vaterrolle
  • Intrigant
  • Komiker, Chargenrolle

Zu den Fächern treten oft differenzierende Adjektive hinzu wie jugendlich, zärtlich, komisch. Ferner werden häufig die ersten Darsteller des jeweiligen Fachs bezeichnet: erster Held, erste Liebhaberin. Die Charakterdarsteller wurden in der Regel von den niederen Komikern unterschieden.

Die festgelegten Ausdrucksmittel der Rollenfächer waren eine Einschränkung, aber auch ein Kompetenzbereich und Gestaltungsfreiraum für die Darsteller, solange sie noch auf sich selbst gestellt waren. Bis heute gibt es Schauspieler, die in einer stehenden Rolle auftreten, was aber zumindest im deutschen Sprachgebiet nicht mehr hochgeschätzt wird. Durch den Naturalismus im Theater seit etwa 1900 haben sich die Rollenfächer zunehmend aufgelöst und einer individuellen Gestaltung Platz gemacht. Die Entwicklung der Theaterregie und die wachsende Vormacht des Regisseurs haben die Bedeutung der Rollenfächer zunehmend verringert. Im Schauspiel gibt es sie zumindest vordergründig nicht mehr. Die traditionellen Fächer haben sich besonders hartnäckig auf der Opernbühne gehalten, wo sie eng mit den Gesangsfächern, also mit den stimmlichen Möglichkeiten, verbunden sind.

An Stelle der früheren Festlegung auf Rollenfächer wird in Schauspielerverträgen heute manchmal der Einsatzbereich auf kleine, mittlere oder große Rollen präzisiert.

Eine ursprünglichere Form der Bühnenfächer sind die stereotypen Figuren der Commedia dell'arte bzw. des Volkstheaters, die sich in manchen Fällen auf Typologien in der antiken Komödie (etwa den Miles Gloriosus) zurückführen lassen (siehe Lustige Person). Andere Theatertraditionen wie die spanische, französische und englische besitzen abweichende, zum Teil differenziertere und noch bis heute bestehende Rollenfächer wie den Vice aus der Shakespeare-Zeit. Über das Musical ist zum Beispiel die US-amerikanische Ingenue in Kontinentaleuropa bekannt geworden, für die es keine genaue deutsche Entsprechung gibt.

Siehe auch

Literatur

  • Bernhard Diebold: Das Rollenfach im deutschen Theaterbetrieb des 18. Jahrhunderts, Leipzig: Voss 1913. Nachdruck Nendeln: Kraus 1978. ISBN 3-262-00504-5
  • Hans Doerry: Das Rollenfach im deutschen Theaterbetrieb des 19. Jahrhunderts, Berlin: Gesellsch. f. Theatergeschichte 1926

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