Roll-over-Kredit

Roll-over-Kredit

Als Roll-over-Kredit bezeichnet man im internationalen Bankwesen einen mittel- bis langfristigen Kredit, dessen Zinssatz nicht für die gesamte Laufzeit des Kreditvertrages festgelegt, sondern periodisch den aktuell geltenden Marktverhältnissen angepasst wird. Die Zinsanpassung erfolgt zu vertraglich vereinbarten Terminen, üblicherweise alle 1, 3, 6 oder 12 Monate. Als Referenzzinssatz werden beispielsweise der LIBOR oder EURIBOR verwendet.

Inhaltsverzeichnis

Allgemeines

Mit einem für einen gewissen Zeitraum festen Zinssatz soll dem Kreditnehmer eine sicherere Kalkulationsgrundlage geschaffen werden, die ihm einen Teil des Zinsänderungsrisikos abnimmt. Steigen nämlich die vergleichbaren Marktzinsen während der Festzinsperiode, so ist der Roll-over-Kredit hiervon nicht betroffen. Sinken jedoch die aktuellen Marktzinsen, dann hat der Kreditnehmer den Festzins weiterhin zu zahlen.

Kreditnehmer und Dokumentation

Als Kreditnehmer kommen mittlere und große Unternehmen, die öffentliche Hand und Staaten in Frage. Mit diesen Kreditnehmern werden für derartige Zinsbindungsvereinbarungen meist die internationalen Standards der LMA zugrunde gelegt, wonach nicht in Anspruch genommene Teile einer revolvierend nutzbaren Kreditlinie (”rollover facility“) innerhalb des Verfügbarkeitszeitraums (”availability period“) bis zum Fälligkeitsdatum (”final maturity date“) der Kreditlinie in Anspruch genommen werden dürfen[1].

Laufzeit der Zinsbindung

Die kürzeste Zinsbindungsfrist liegt im Normalfall bei einem Monat. Üblich sind auch Fristen von 3, 6 oder 12 Monaten. Dabei wird in aller Regel vereinbart, dass nach Ablauf dieser Zinsbindungsfristen dem Kreditnehmer die Option eingeräumt wird, den Kredit ganz oder teilweise zu tilgen oder eine neue Zinsbindungsfrist zu vereinbaren (”rollover“). Damit weist der Roll-over-Kredit auch die Liquidität des Kreditnehmers berücksichtigende Aspekte auf. Die bestehende Kredithergabeverpflichtung des Kreditinstituts endet dann nicht mit dem Datum einer periodischen Zinsanpassung, sondern mit dem Fälligkeitsdatum der übergeordneten Kreditzusage, innerhalb derer revolvierende Inanspruchnahmen möglich sind.

Entsprechende Kreditverträge weisen eine längere Laufzeit auf als die innerhalb dieser Verträge zu vereinbarenden Zinsbindungsfristen. Kommt es nach Ablauf einer Zinsbindungsfrist zu einer neuen Zinsbindungsfrist, wird vertraglich eine periodische Zinsanpassung (wiederum alle 1, 3, 6 oder 12 Monate zu jeweils festgelegten Terminen) auf Basis eines genau definierten Referenzzinsatzes (etwa EURIBOR, LIBOR) vereinbart. Der Kreditzins setzt sich dann aus zwei Komponenten, nämlich dem vereinbarten Referenzzins zuzüglich eines fest vereinbarten Aufschlags (Marge), deren Höhe in erster Linie durch die Bonität des Kreditnehmers bestimmt wird, zusammen.

Einzelnachweise

  1. Tony Rhodes/Mark Campbell/Clare Dawson, Syndicated Lending, Practice and Documentation, 2004, S. 284

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Roll-over-Kredit — Roll over Kre|dit 〈[ oʊvə(r) ] m. 1; Wirtsch.〉 ein mittel bis langfristiger Kredit aus dem europ. Geldmarkt, dessen Zinssatz periodisch an den Markt angepasst wird; Sy 〈kurz〉 Rollover (3.2) * * * Roll over Kredit   [rəʊl əʊvə ; englisch to roll… …   Universal-Lexikon

  • Roll-over-Kredit — 1. Begriff/Charakterisierung: Der R .o. K. ist ein mittel bis langfristiger Kredit am Euro Geldmarkt mit spezieller Zinsvereinbarung. Der Zinssatz wird nicht für die gesamte Laufzeit festgelegt, sondern periodisch an den Markt (Referenz )zinssatz …   Lexikon der Economics

  • Roll-Over-Kredit — Als Roll over Kredit bezeichnet man einen längerfristigen Kredit, dessen Zinssatz nicht für die gesamte Laufzeit festgelegt, sondern in vertraglich festgelegten Abständen den jeweiligen Marktverhältnissen angepasst wird. Die Zinsanpassung erfolgt …   Deutsch Wikipedia

  • Roll Over Kredit — Als Roll over Kredit bezeichnet man einen längerfristigen Kredit, dessen Zinssatz nicht für die gesamte Laufzeit festgelegt, sondern in vertraglich festgelegten Abständen den jeweiligen Marktverhältnissen angepasst wird. Die Zinsanpassung erfolgt …   Deutsch Wikipedia

  • Roll-over-Kredit — Roll over Kre|dit [... ouvə...] der; [e]s, e <zu engl. to roll over »(sich) herumdrehen«> ein mittel bis langfristiger Kredit, dessen Zinssatz periodisch in kurzfristigen Abständen an die Marktentwicklung angepasst wird (Wirtsch.) …   Das große Fremdwörterbuch

  • Stand-by-Roll-over-Kredit — ⇡ Roll over Kredit …   Lexikon der Economics

  • Roll-over-Kredit — Roll o|ver Kre|dit 〈[ oʊvə(r) ] m.; Gen.: (e)s, Pl.: e; Wirtsch.〉 ein mittel bis langfristiger Kredit aus dem europäischen Geldmarkt, dessen Zinssatz periodisch an den Markt angepasst wird; Syn. Rollover (3.2) …   Lexikalische Deutsches Wörterbuch

  • Roll-over — auch: Roll|over 〈[ oʊvə(r)] m.; od. s, 〉 1. Umschlagen ins Gegenteil, Umkehrung eines Ereignisses 2. doppelte Gewinnprämie bei Lotteriespielen 3. 〈Wirtsch.〉 3.1 übergangsloser Transfer von Fonds aus einer Investition in eine andere 3.2 〈kurz für〉 …   Universal-Lexikon

  • Kredit — Inhaltsverzeichnis 1 Der sprachliche Befund 2 Technischer Gebrauch des Wortes 3 Kredit und Geldschöpfung 4 Rechtliche Einordnung …   Deutsch Wikipedia

  • Rollover — Roll over auch: Roll|over 〈[ oʊvə(r)] m.; od. s, 〉 1. Umschlagen ins Gegenteil, Umkehrung eines Ereignisses 2. doppelte Gewinnprämie bei Lotteriespielen 3. 〈Wirtsch.〉 3.1 übergangsloser Transfer von Fonds aus einer Investition in eine andere 3.2… …   Universal-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”