Rolf Lappert

Rolf Lappert
Rolf Lappert beim Erlanger Poetenfest 2010

Rolf Lappert (* 21. Dezember 1958 in Zürich)[1] ist ein Schweizer Schriftsteller. Bekanntheit im deutschsprachigen Raum erlangte er vor allem durch seinen Roman Nach Hause schwimmen (2008), dessen lakonischer Grundton und skurrile Einfälle Vergleiche zu Werken John Irvings hervorriefen.[2][3]

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Rolf Lappert wuchs gemeinsam mit einem Bruder bei Zofingen, im Kanton Aargau, und Olten, im Kanton Solothurn, auf. Nach der Schule machte er eine Ausbildung als Grafiker, begann aber bereits mit 20 Jahren als freier Autor Kurzgeschichten, Romane und Gedichte zu verfassen.[1] Anfang der 1980er Jahre legte er mit Folgende Tage (1982) seinen ersten Roman vor. Diesem folgte 1984 der zweite Roman Passer, während er mit Die Erotik der Hotelzimmer (1982) und Im Blickfeld des Schwimmers (1986) Gedichtbände veröffentlichte.

Zwischenzeitlich unterbrach Lappert das Schreiben, um gemeinsam mit einem Freund einen Jazz-Club in einem ehemaligen Kino in Aarburg (Kanton Aargau) zu gründen.[1] Erst Mitte der 1990er Jahre legte er mit Der Himmel der perfekten Poeten erneut einen Roman vor. In diesem wählt Lappert als Schauplatz ein Motel in der Wüste Arizonas, in dem vier italienische Dichter einen Stipendiatenaufenthalt mit Trinkgelagen in depressiver Melancholie verbringen und den alten und gehbehinderten Gründer der Literaturstiftung mit erdichteten brutalen Pornos und Schauergeschichten über Tierquälerei und Kindesmisshandlung erschrecken. Der Roman, der erste Teil seiner Amerikanischen Trilogie[4] stand laut der Neuen Zürcher Zeitung im Zeichen seines Vorgängerwerkes Passer und präsentierte den Schweizer als „Geschichtenerzähler an der Oberfläche“, in der seine Figuren lediglich durch die hochdifferenzierte Beschreibung ihrer Tätigkeiten fassbar werden.[5]

Ein Jahr später erhielt er für den Roman Die Gesänge der Verlierer (1995) den Preis der Schweizerischen Schillerstiftung.[6] In diesem widmete sich Lappert seiner grossen Leidenschaft, der Musik, und erzählte die Geschichte des Londoner Musikjournalisten und Rockbandmanagers Tyler, den es auf die Suche nach einem verschwundenen exzentrischen Sänger in den Süden der USA verschlägt, wo er zu sich selbst findet. Die Kritik lobte das Werk als „mit grossem Atem und melancholischem Ton geschriebenen Roman, der sich [...] in die bedeutenden Amerikabücher schweizerischer Provenienz von Frisch bis Federspiel einreihen würde.[7]

Im September 1996 besuchte er das vom Schweizer Fernsehen finanzierte Sitcom-Autorenseminar von Charles Lewinsky und schrieb daraufhin die Drehbücher zur ab 1997 ausgestrahlten Serie ManneZimmer.[8] Als Ergänzung zum etablierten Format Fascht e Familie gedacht, ging es in der erfolgreichen Serie um einen turbulenten Männerhaushalt. Daraufhin arbeitete Lappert bis 2004 als Drehbuchautor für das Schweizer Fernsehen und stellte die Arbeit am dritten Band seiner Amerikanischen Trilogie vorübergehend ein.[9]

Im Jahr 2008 erschien Nach Hause schwimmen. In Lapperts fünftem Roman steht der der kleingewachsene 20-jährige Amerikaner Wilbur Sandberg im Mittelpunkt, der nach dem Tod der irischen Mutter und dem Weggang des schwedischen Vaters eine leidvolle Odyssee in Kinderheimen und bei Pflegeeltern erdulden muss, ehe er von seinen Grosseltern nach Irland geholt wird. Die Geschichte des vom Unglück gebeutelten, selbstmordgefährdeten Antihelden stellte den bisher grössten Erfolg in Lapperts Karriere dar, wurde von der deutschsprachigen Kritik gefeiert und mit Werken von so bekannten amerikanischen Autoren wie John Irving verglichen.[10] 2008 stand Nach Hause schwimmen im Finale um den Deutschen Buchpreis, hatte aber gegenüber Uwe Tellkamps Der Turm das Nachsehen. Wenige Wochen später wurde der Roman mit dem erstmals verliehenen Schweizer Buchpreis ausgezeichnet.[11] Ob Nach Hause schwimmen der dritte Teil von Lapperts amerikanischer Trilogie ist, blieb unbeantwortet.[1] In öffentlichen Lesungen im Frühjahr 2009 habe der Autor dies jedoch verneint und angegeben, gegenwärtig am dritten Band zu arbeiten.

Lappert lebt seit dem Jahr 2000[12] als freier Autor in der irischen Stadt Listowel, in der Grafschaft Kerry. Zuvor lebte er in Frankreich und hatte viele Reisen nach Asien, in die Karibik und in die USA unternommen.[1] Neben seinen Romanen und Gedichtbänden schrieb er auch Beiträge für Anthologien, Literaturzeitschriften, Zeitungen und Magazinen.

Werke

Romane

Lyrik

Drehbücher

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d e vgl. Rolf Lappert bei Munzinger Online, 14. Oktober 2008 (aufgerufen am 14. Oktober 2008)
  2. vgl. „Ich bin schon so gut wie tot“. In: Süddeutsche Zeitung, 15. März 2008, S. 19
  3. vgl. Bode, Britta: Short Man Standing. In: Welt am Sonntag, 12. Oktober 2008, Ausg. 41/2008, S. 72
  4. vgl. Imhasly, Bernard: Im Walbauch des Genesens. In: Neue Zürcher Zeitung, 16. März 1995, S. 47
  5. vgl. Caduff, Corina: Autistische Schreibweise, bruechig inszeniert. In: Neue Zürcher Zeitung, 4. März 1994
  6. vgl. Allioth, Martin: Kulturnotizen. In: Neue Zürcher Zeitung, 17. Mai 1995, S. 47
  7. vgl. Imhasly, Bernard: Im Walbauch des Genesens. In: Neue Zürcher Zeitung, 16. März 1995, S. 47
  8. vgl. Vom Traum, für SF DRS eine Sitcom zu schreiben. In: Basler Zeitung, 3. Januar 2001
  9. vgl. Anderegg, Roger: Auch eine Männer-WG ist fast eine Familie. In: Sonntagszeitung, 24. August 1997, S. 55
  10. vgl. Moritz, Rainer: Wilbur will sich töten. In: Die Welt, 28. Juni 2008, Ausg. 150/2008, Literarische Welt, S. 4
  11. vgl. Rolf Lappert erhält Schweizer Buchpreis bei szonline.ch, 16. November 2008 (aufgerufen am 16. November 2008)
  12. vgl. Pfister, Eva: Verwickelte Vatersuche. In: Stuttgarter Zeitung, 11. April 2008, S. 38

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