Roger Williams

Roger Williams
Roger-Williams-Statue in Boston / USA

Roger Williams (* April 1603 in London; † März 1683 in Providence, Rhode Island, heute USA) gilt als Vater des amerikanischen Baptismus und Vorkämpfer der Religionsfreiheit sowie als früher Vertreter der Trennung von Kirche und Staat.

Inhaltsverzeichnis

Anfänge

Nach Abschluss seiner schulischen Ausbildung (1626) studierte Williams Recht und Theologie am Pembroke College.[1] Um 1629 wurde er zum Priester der Church of England geweiht. Er übernahm eine Kaplanei in Essex und heiratete. Ende 1630 wanderte er mit seiner Frau nach Amerika aus.

Der Bostoner Konflikt

Seinen Lebensunterhalt verdiente er zunächst als Hilfslehrer, kehrte dann aber als Pastor in sein ursprüngliches Arbeitsfeld zurück. Ab 1633 kam es zum Konflikt mit dem Bostoner Magistrat. Williams wehrte sich gegen die Einflussnahme staatlicher Stellen auf innerkirchliche Angelegenheiten. Gleichzeitig bestritt er das Recht des Staates, einer bestimmten Kirche besondere Privilegien einzuräumen. Hintergrund dieses Protests war bei Williams die Einsicht, dass "keine Kirche für sich beanspruchen kann, die wahre Kirche Christi zu sein". Daher war Williams sowohl ein Gegner der Stellung der anglikanischen Staatskirche als auch des in Massachusetts herrschenden Puritanismus, obwohl er diesem in anderer Hinsicht theologisch nahe stand. William galt alsbald als "liberal seeker" und Separatist. Er wurde aus Massachusetts verbannt und kurze Zeit später mit Haftbefehl gesucht. Williams entzog sich dem drohenden Gefängnis und der Rückführung nach England durch eine Flucht an die Narragansett Bay, wo er 1636 eine Niederlassung gründete, Ausgangspunkt des US-amerikanischen Bundeslandes Rhode Island. Seine Niederlassung nannte Williams Providence in Erinnerung an Gottes gnädige Vorsehung (engl.: providence) in Williams Verfolgungsnöten.

Gründung der ersten amerikanischen Baptistengemeinde und des Staates Rhode Island

Historisches Foto der baptistischen Roger Williams-Kirche in Providence

1639 ist Williams unter den Gründungsmitgliedern der ersten amerikanischen Baptistengemeinde zu finden. Glaubens- und Religionsfreiheit gehörten zu den Grundstatuten dieser Gemeinde und wurden richtungsweisend in der Entwicklung des Baptismus. Um die Unabhängigkeit seiner Ansiedlung und die Religionsfreiheit zu sichern, reiste Williams 1643 nach England und ließ sich dort seinen Landerwerb mittels eines Patents bescheinigen. Nach seiner Rückkehr entwarf er eine Verfassung für Rhode Island, in der zum ersten Mal in der Geschichte die völlige Trennung von Staat und Kirche verankert war. Diese Verfassung wurde nach anfänglichen Schwierigkeiten angenommen. Williams wurde 1654 zum Präsidenten des neuen Staates gewählt. Er sorgte für den inneren Aufbau des Landes und sorgte für die Aufnahme der vor allem wegen ihrer pazifistischen Gesinnung verfolgten Quäker. Ein besonderes Anliegen war Williams die Missionierung der Indianer. Auch hier achtete er auf die Glaubens- und Gewissensfreiheit. Mission im biblischen Sinne war für Williams das Angebot des Evangeliums. Ob dieses Angebot angenommen wurde, lag in der Freiheit derer, an die das Angebot adressiert war. Wichtige Grundlage der unter Williams' Einfluss begonnenen Indianermission waren seine Schriften, in denen er in die Sprache und Kultur der Indianer eine Einführung gab.

Theologisch stand Williams den arminianischen General Baptists nahe, welche im Gegensatz zu den Particular Baptists Calvins Prädestinationslehre ablehnten und alle Menschen für erlösungsfähig hielten. Er verließ die von ihm mitbegründete baptistische Gemeinde nach wenigen Monaten und blieb bis zu seinem Tod 1684 ein nicht kirchlich gebundener Christ und Seeker, der davon ausging, dass keine bestehende Kirche für sich in Anspruch nehmen könne, die wahre Kirche zu sein. Er unterhielt aber bis an sein Lebensende freundschaftliche Beziehungen zu den Baptisten. Williams dürfte neben Baruch Spinoza einer der ersten Menschen in der westlichen Welt gewesen sein, für die ein Leben außerhalb einer organisierten religiösen Gemeinschaft möglich war.

Trotz seines Engagements im kirchlichen Bereich und seiner tiefen Frömmigkeit war Williams wohl mehr Anthropologe, Staatsphilosoph und Politiker als Theologe. Sein Denken war durch die biblische Tradition, wie sie Luther und Calvin verstanden, geprägt. Auch seine Begründung der Glaubens- und Gewissensfreiheit war theologischer Art. Die durch Gott in Christus geschehene Erwählung und Erlösung schließt eine Einflussnahme weltlicher Autoritäten aus, eine Folgerung aus Luthers Zwei-Reiche-Lehre. Williams hatte eine starke und nachhaltige Wirkung auf die amerikanische Geschichte, insbesondere im Hinblick auf die Entwicklung der Demokratie und das fundamentale Menschenrecht der Glaubens-und Gewissensfreiheit. Seine Metapher "wall of separation" (Trennwand), mit der er die Trennung von Staat und Kirche beschrieb, wurde im 18. Jahrhundert von Thomas Jefferson, dem Autor der Unabhängigkeitserklärung, übernommen. [2] [3]

Eine Statue von Roger Williams steht am Genfer Reformationsdenkmal.

Literatur

  • Roger Williams: A Key into the Language of the Indians of America, 1643
  • Roger Williams: Queries of Highest Consideration, 1644
  • Roger Williams: Experiments of Spiritual Life and Health, 1652
  • Narragansett Club / Perry Miller (Hrsg.): The Complete Writings of Roger Williams, 7 Bände; Bde 1-6: 1866-1874, Bd 7: 1963
  • O.E. Winslow: Master Roger Williams - A biography, 1957

Einzelnachweise

  1. J. Gordon Melton: Williams, Roger (c. 1603-1683). Puritan champion of freedom of religion. In: Encyclopedia of World Religions. Encyclopedia of Protestantism, Nr. 6, Facts of File, New York 2005, ISBN 978-0816054565, S. 576.
  2. James Ernst (1932): Roger Williams: New England Firebrand. Macmillan, S. 82
  3. Edwin S. Gaustad (1999): Liberty of Conscience: Roger Williams in America. Valley Forge: Judson Press, S. 28

Weblinks


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