Roehr

Roehr

Peter Roehr (* 1944 in Lauenburg/Pommern; † August 1968 in Frankfurt am Main) war ein deutscher Maler und Objektkünstler

Inhaltsverzeichnis

Werdegang

Roehr wurde zu Kriegsende 1944 als Einzelkind geboren. 1946 zog er mit der Mutter nach Frankfurt am Main, nachdem sich die Eltern getrennt hatten. Nach der Volksschulzeit von 1951 bis 1959 absolvierte er eine Lehre als Leuchtreklame- und Schilderhersteller in Frankfurt am Main. Anschließend studierte er von 1962 bis 1965 an der Werkkunstschule (heute Fachhochschule Wiesbaden) in Wiesbaden, die er 1966 als Meisterschüler in der Malereiklasse abschloss. Als erste Arbeiten entstanden 1962 und 1963 Strukturbilder aus Reiskörnern auf Holz oder quadratischer, mit Kordel umwickelter Pappe (TE-17). 1964 lernte Roehr den für ihn wichtigen Sammler, Förderer und Galeristen Paul Maenz kennen, mit dem Frankfurter Künstler Thomas Bayrle verband ihn eine mehrjährige Freundschaft.

Werk

Roehr fertigte mit industriell hergestellten Elementen oder gedruckten Bildmotiven in serieller Reihung meist quadratische Bildtafeln. Durch diese Addition jeweils gleicher Motive, die jegliche Subjektivität ausblendet, wird die Aufmerksamkeit auf die einzelnen repetierten Teile, auf das angewandte Ordnungsprinzip, wie auch auf die entstehende Großform gelenkt. Dabei wählte der Künstler Motive in einer genau bestimmten Größe und Anzahl, so dass eine neue formale Einheit entstand. Die gewählten Materialien bringen prototypisch das Stereotype der Massengesellschaft zum Ausdruck: Postaufkleber wie Schnellsendung oder Einschreibe-Einlieferungszettel gehören ebenso dazu, wie Motivausschnitte aus der Illustriertenwerbung, Buchaufkleber, Preisetiketten, Bierdeckel mit dem Motiv des Henninger Turms oder quadratische Schulschiefertafeln und runde Kunststofflinsen. Seine typografischen Reihungen stellte er mit mechanischen Rechen- und Schreibmaschinen her (Additionsstreifen ST-9, 1962) und findet hier formale Bezüge zu dem ebenfalls in Frankfurt arbeitenden Franz Mon. Daneben entstanden auch Foto- und Filmmontagen. Bei seinen Tonmontagen hat er Sprachbeiträge deutscher und amerikanischer Rundfunksender (Ausschnitte aus Nachrichten, Programmansagen, Werbetexten) seriell arrangiert.
Roehr war einer der ersten Protagonisten der Minimal Art in Deutschland. Als der Künstler 1968 im Alter von 24 Jahren starb, hinterließ er mit über 600 Arbeiten eines der eindrucksvollsten künstlerischen Œuvres. Die Urne des Künstlers wird in einer seriell angeordneten Urnenwand aufbewahrt, die sich auf dem Frankfurter Hauptfriedhof befindet.

Zitate

Ein Ordnungsgefüge, keine Komposition. Eine Fläche ist angefüllt mit gleichartigen Objekten, man kann sie nicht unterscheiden. Das Bild hat keinen Ereignisort, es ereignet sich überall. (1965)
Erfundene Bilder sind, wenn sie gedacht werden, schon erfunden. Die Realisierung ist der zweite Teil des Entstehungsprozesses. (1966) [1]

Werke in öffentlichen Sammlungen

Ausstellungen (Auswahl)

Literatur (Auswahl)

  • Peter Roehr: Tonmontagen I+II. Originalaufnahmen 1966, hrsg. v. Frank Dommert u. Klaus Sander. Audio-CD, 60 Minuten, 26 Tracks. supposé, Köln 2002. ISBN 3-932513-35-5
  • Peter Roehr: 1944-1968. Städtisches Museum Schloss Morsbroich, Leverkusen 1972.
  • Peter Roehr: Ausstellungskatalog. Mit Texten von Rudi H. Fuchs u.a., DuMont, Köln 1977, ISBN 3-7701-955-4 (formal falsche ISBN).
  • Peter Roehr: 1968-1988. Zum 20.Todestag. Paul Maenz, Köln 1988.
  • Rolf Lauter (Hrsg.): Kunst in Frankfurt. Hommage an Peter Roehr; Foto-Montagen der Jahre 1964-1966. Societäts Verlag, Frankfurt am Main 1994.

Weblinks

Quellen

  1. In Gerd de Vries: Über Kunst. Künstlertexte zum veränderten Kunstverständnis nach 1965, DuMont, Köln 1974

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