Rodion Malinowski

Rodion Malinowski

Rodion Jakowlewitsch Malinowski (russisch Родион Яковлевич Малиновский; * 23. November 1898 in Odessa; † 31. März 1967 in Moskau) war ein hochdekorierter Marschall der Sowjetunion und Oberbefehlshaber der sowjetischen Landstreitkräfte sowie Verteidigungsminister der Sowjetunion.

Leben

Malinowski wurde in einer karaimischen Bauernfamilie geboren. Er besuchte die Schule bis zu seinem 12. Lebensjahr und arbeitete anschließend als Landarbeiter und Botenjunge. 1914 meldete er sich als Freiwilliger und diente im Ersten Weltkrieg als MG-Schütze. Nach Verwundung und Beförderung zum Gefreiten wurde er zum Expeditionskorps der Russischen Armee in Frankreich versetzt, wo er nach der Oktoberrevolution für die Bolschewiki agitierte und dafür von den französischen Behörden festgenommen wurde. Bis Ende des 1.Weltkrieges diente er unter dem Namen Rassulow im Marschregiment der Fremdenlegion des Colonel Rollet in der Tscharner-Kompanie und schaffte es dort bis zum Sergeanten. Im August 1919 trat er nach seiner Rückkehr nach Russland in die Rote Armee ein und diente bis zum Ende des Bürgerkrieges im Fernen Osten, wo er gegen die Truppen des weißen Admirals Koltschak kämpfte. 1927 war er Bataillonskommandeur und begann ein Studium an der Frunse-Akademie, das er 1930 mit Auszeichnung absolvierte. Anschließend fand er Verwendung als Chef des Stabes und später als Kommandeur der 2. Kavallerie-Division. Nach einer vierjährigen Tätigkeit in der Operativen Verwaltung des Generalstabes der Roten Armee kommandierte er ein Kavallerie-Korps in Bessarabien. Unter dem Namen „Oberst Malino“ war er als Militärberater auf der Seite der Republikanischen Regierung in Spanien tätig. Danach wurde er im Range eines Generalmajors Hauptfachlehrer an der Frunse-Akademie.

1941 erfolgte seine Ernennung zum Kommandeur des XXXXVIII. Schützenkorps der 9. selbständigen Armee im Odessaer Militärbezirk. Im August übernahm er das Kommando über die 6. und 12. Armee der Südfront, die er ab Dezember 1941 führte. 1942 war er Oberbefehlshaber der 2. Garde-Armee, die in der Schlacht von Stalingrad den deutschen Versuch, die eingeschlossene Deutsche 6. Armee zu entsetzen, vereitelte. Im Februar 1943 übernahm er, zum Generaloberst befördert, das Kommando über die im Januar neu formierte Südfront. Im weiteren Kriegsverlauf wurde er zum Armeegeneral befördert und führte die Südwestfront, die 2. Ukrainische Front und die 3. Ukrainische Front, mit der er durch Rumänien und Ungarn bis in die Slowakei vorstieß. Im September 1944 wurde er zum Marschall der Sowjetunion befördert und nahm die Kapitulation der rumänischen Truppen entgegen. Ab April 1945 war er Vorsitzender der Alliierten Kontrollkommission für Rumänien, bis ihm im August 1945 das Kommando über die Transbaikalfront übertragen wurde, die er gegen die japanische Kwantung-Armee führte.

Nach dem Ende des Krieges blieb Malinowski als Oberbefehlshaber des Transbaikalischen Militärbezirkes und ab 1947 als Oberkommandierender der Truppen des Fernen Ostens. 1954 löste er N. I. Krylow als Oberbefehlshaber des Fernöstlichen Militärbezirks ab. Während des Korea-Krieges war er eng mit den nordkoreanischen und chinesischen Operationen verbunden.

Malinowski wurde im März 1956 zum Nachfolger Iwan Stepanowitsch Konews als Oberkommandierender der Landstreitkräfte und Erster Stellvertreter des Ministers für Verteidigung der UdSSR. Ein Jahr später löste er Georgi Konstantinowitsch Schukow als Minister für Verteidigung der UdSSR ab. Dieses Amt hatte Malinowski bis zu seinem Tod inne. Als Mitglied der KPdSU seit 1926 war Malinowski seit 1946 Abgeordneter im Obersten Sowjet der Sowjetunion und seit 1959 zugleich auch Abgeordneter des Obersten Sowjets der RFSSR. Er gehörte von 1952 bis 1967 dem ZK der KPdSU zunächst als Kandidat und ab 1956 als Vollmitglied an. Er war einer der wenigen Träger der höchsten militärischen Auszeichnung der Sowjetunion, des Siegesordens, außerdem wurde er zweimal als Held der Sowjetunion ausgezeichnet. Zudem erhielt er sechsmal den Leninorden, den Suworoworden 1. Klasse, den Kutusoworden, den St. Georgs-Orden sowie zahlreiche weitere sowjetische und ausländische Orden und Medaillen.

In den letzten Jahren seines Lebens litt Malinowski unter Diabetes und Herzschwäche. Nach seinem Tod wurde seine Urne an der Kremlmauer in Moskau beigesetzt.

Später wurde der Militärakademie der Panzertruppen sein Name verliehen, ebenso trägt der Stadtrajon Malynowskyj in Odessa seit 1977[1] seinen Namen. Er hinterließ seine Frau Raisa und vier Kinder, drei Söhne und eine Tochter.

Literatur

  • Klaus Dorst, Birgit Hoffmann: Kleines Lexikon Sowjetstreitkräfte. 1. Auflage, Militärverlag der DDR 1987
  •  ?: Heerführer des Großen Vaterländischen Krieges 1941-1945. 1. Auflage, Militärverlag der DDR 1978, 1. Halbband, S. 233-277
  • John Erikson: Rodion Yakovlevich Malinovsky in Harold Shukman (Herausgeber), Stalin's Generals, Grove Press, New York City 1993, ISBN ?
  • David M. Glantz: The Soviet Strategic Offensive in Manchuria, 1945. August Storm, Frank (herausgeber, London 2003, ISBN ?
  • Mark Shteinberg: Evrei v voinakh tysiachiletii, Moscow, Jerusalem 2005, pp. 316-318, ISBN ?
  • Joseph E. Thach: Jr.: "Malinovskii, Rodion Yakovlevich" in The Modern Encyclopedia of Russian and Soviet History, vol. 21, ISBN ?
  • Alexander Werth: Russia At War, 1941-1945, Carroll & Graf Publishers, Inc., New York City 1999, ISBN ?

Einzelnachweise

  1. http://gska2.rada.gov.ua:7777/pls/z7502/A005?rdat1=08.06.2008&rf7571=23505

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