Rocker

Rocker

Rocker bezeichnet im deutschsprachigen Raum die Mitglieder einer ursprünglich aus den USA stammenden, motorradfahrenden Subkultur, welche sich oft in Motorradclubs, sogenannten Motorcycle Clubs (kurz MCs), organisieren. Auch Motorradfahrer, die nicht in Clubs organisiert sind, werden gelegentlich der Szene zugerechnet und als Freebiker (engl.: ‚freie Motorrad-Fahrer‘) bezeichnet.

Australische Rocker bei einer Protestfahrt

In Abgrenzung zu anderen Motorradfahrern stellt das Motorradfahren für Rocker Teil eines gesamten Lebensstils dar, der sich oft bewusst von bürgerlichen Normen und gesellschaftlichen Regeln abgrenzt. Die Abgrenzung geschieht unter anderem durch entsprechendes Auftreten, wie zum Beispiel dem Tragen von Lederwesten, den sogenannten Kutten, mit auffälligen Kennzeichnungen in Clubfarben (Colors), Tätowierungen und der Verwendung von provozierenden Symbolen. Oft werden von überzeugten Rockern besonders modifizierte Motorräder gefahren (sogenannte Custombikes, speziell Chopper).

Inhaltsverzeichnis

Begriff

Trotz des englisch anmutenden Wortes ist die Bezeichnung „Rocker“ für die Subkultur eine deutsche Besonderheit bzw. ein Scheinanglizismus. International bezeichnen sich Vertreter des entsprechenden Lebensstils als Biker oder Bikies (von engl.: bike ‚Motorrad‘), während Rockers (mit s) ursprünglich eine in England vertretene Art des Motorrad fahrenden Lebensstils bezeichnete, die mit Rockmusik und modifizierten Motorrädern (Cafe Racer) verknüpft ist.

In Deutschland haben zunächst die Presse und später auch die Mitglieder entsprechender Motorradgruppen selbst die Bezeichnung übernommen. Auch mit der Wandlung der Clubszene und Ausrichtung an die US-amerikanischen Biker-Clubs Ende der 1990er-Jahre hat sich die Bezeichnung erhalten, und heute bezeichnen sich deutsche Motorradclub-Mitglieder auch selbst als Rocker. Auch Interpol nutzte die Bezeichnung „Rocker“ als Codewort einer groß angelegten Ermittlung innerhalb der outlaw motocycle gangs. Im englischsprachigen Ausland bezeichnet der Begriff nur die oberen und unteren Aufnäher auf der Kutte (top rocker und bottom rocker).

Geschichte

Das Phänomen, dass Motorradfahrer sich in einer Art Subkultur als Mitglieder einer Rockerszene verstehen, sich in der hier beschriebenen Art und Weise in Motorcycle Clubs (MCs) organisieren und durch ihr Auftreten von der bürgerlichen Gesellschaft abheben, lässt sich schon in der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg nachweisen.

Es handelt sich seinen Ursprüngen nach nicht, wie in den 1960er- bis 1980er-Jahren in England und auch Deutschland begriffen, um eine Jugend-, sondern um eine Protestkultur. Nach soziologischer Auffassung waren vor allem aus Kriegen heimkehrende Soldaten nicht in der Lage, sich wieder in das zivile Leben einzufügen, und bildeten sozial geschlossene Randgruppen. In der Literatur werden für diese Gruppenbildung verschiedene Gründe angegeben. Nach Aussagen früher Rocker, wie zum Beispiel Sonny Barger, einem prägenden Mitglied der Hells Angels, war dies unter anderem dem Wunsch nach fortdauernder Kameradschaft und starkem Zusammenhalt zuzuschreiben. Oft bezeichneten sich die Mitglieder untereinander als „Brother“ (dt. Bruder). Ein verbindendes Element der Gruppen war das gemeinsame Motorradfahren und das dabei empfundene Gefühl intensiver Lebendigkeit und Freiheit. Aufgrund begrenzter finanzieller Mittel (und um schnelleren Fahrens willen) bildete sich als bevorzugtes Motorrad der Chopper heraus, bei dem alles Überflüssige entfernt und das Motorrad in seiner Leistung verstärkt wurde.

Als wichtigstes Ereignis für ihr Selbstverständnis und ihr Bild nach außen sehen viele Rocker heute die Vorgänge beim Motorradtreffen in Hollister am 4. Juli 1947, dem sogenannten "Hollister Bash". Die Ereignisse wurden in dem Film Der Wilde mit Marlon Brando thematisiert, vor allem aber auch dramatisiert.

Tatsächlich gab es bei diesem Motorradtreffen Auseinandersetzungen zwischen Mitgliedern verschiedener Gruppen und der Polizei, die aber nach heutigen Maßstäben als harmlos gelten müssen. Selbst damals machten weniger die Bürger von Hollister und die Polizei als vielmehr die Presse den „Hollister Bash“ zum Ereignis. Vor allem ein gestelltes Bild im Life-Magazine erregte großes Aufsehen. Es zeigt einen betrunkenen Biker auf seiner Harley, umgeben von Bierflaschen. Die „American Motorcyclist Association“ (AMA) soll nach den Ereignissen von Hollister erklärt haben, nur „ein Prozent“ der Motorradfahrer sei an den Unruhen beteiligt gewesen, während sich 99% der Motorradfahrer anständig verhalten hätten. Die AMA dementierte 2005 gegenüber der deutschen Zeitschrift Bikers News, diese Nachricht je herausgegeben zu haben. Die Legende von der 99%-Erklärung wurde aber schon kurz nach den Ereignissen für wahr gehalten. Daraus leitet sich heute der Begriff des „one-percenter 1 %“ ab, für jemanden, der kompromisslos nach den Ideen der Rockerszene lebt – mit der entsprechenden Gewaltbereitschaft. Und obwohl sich das Auftreten der Rocker und ihr Bild in der Öffentlichkeit seit den 1950er-Jahren immer wieder verändert hat, sind die damaligen Ereignisse und vor allem ihre mediale Aufbereitung bis heute prägend für den Mythos vom gewaltbereiten Rocker, der seine Freiheit über alles liebt und dabei jenseits aller bürgerlichen Normen lebt.

Einige der ursprünglich nur lose organisierten Motorradfahrer schlossen sich im Laufe der folgenden Jahre bestehenden Clubs an oder gründeten neue. 1948 entstanden die Hells Angels, zunächst in und um San Bernardino (Kalifornien), die heute einen der weltweit bekanntesten Rockerclubs darstellen.

Als ältester Motorcycle Club der Welt - im hier beschriebenen Sinne - gilt der 1932 von Lee Simerly in Maryville, Louisiana gegründete GYPSY MC. An zweiter Stelle folgt der Outlaws MC, gegründet 1935 in der Nähe von Chicago, anfangs noch als „Mc Cook Outlaws Motorcycle Club“. Der Boozefighters MC (engl: boozeSchnaps‘ und fighters ‚Kämpfer‘) wurde vor allem dadurch bekannt, dass seine Mitglieder beim o.g. 'Hollister Bash' durch exzessives Trinken und Prügeleien auffielen.

In den folgenden Jahrzehnten gründeten viele der Clubs kleinere und größere Ableger, sogenannte Chapter oder Charter, und breiteten sich zunächst in den Vereinigten Staaten, später auch in Europa aus. Dabei kam es immer wieder zu Revierstreitigkeiten oder „Rockerkriegen“, wie z.B. in Kanada und Skandinavien. Inzwischen können Rockerclubs, vor allem die großen MCs, als weltweites Phänomen gelten.

Motorcycle Clubs in Deutschland und Europa

In Deutschland wurden MCs, wie sich die Gruppen nach dem englischen „motorcycle club“ auch selbst nennen, ab den 1960er-Jahren gegründet, meist von hier stationierten amerikanischen Soldaten, oder zumindest von ihnen inspiriert. Die deutsche MC-Szene wurde infolge des Zeitgeistes der späten 1960er- und frühen 1970er-Jahre schnell sehr vielfältig. Dies konnte sich die Szene bis in die späten 1990er-Jahre bewahren. Dadurch, dass dann große deutsche MCs zu Unterabteilungen amerikanischer MCs wurden, nahm die Vielfalt stark ab. So wurden im November 1999 die Chapter (regionale Untervereine) des „Bones MC“ zu Chartern des „Hells Angels MC Germany“ und der („gelbe“) Ghostriders MC wurde zum Bandidos MC. Mit den Ghostriders wechselten der Road Eagle MC Nomads und die Münchener Destroyers zu den Bandidos. Am 21. April 2001 wechselte der („schwarze“) Ghost Riders MC Germany nach 28 Jahren das Colour und wurde der Outlaws MC Germany. Von den ursprünglichen deutschen Clubs sind als größter der „Gremium MC“, als ältester rein deutscher Club der „Black Devils MC[1] und als ältester, die ersten 5 Jahre rein US-amerikanischer, Club in Deutschland der Iron Horses MC[2] verblieben. Zahlreiche mittelgroße und kleine MCs verschwanden oder gingen in den größeren Clubs als Chapter/Charter auf („patchover“), insbesondere in Ballungsgebieten. Entfernt von Großstädten ist eine sehr rege MC- oder MF (Motorradfreunde)-Kultur erhalten geblieben, die über die Jahrzehnte fester Bestandteil der ländlichen Kultur war. Doch auch hier ist, häufig durch Gewaltandrohung, ein Auflösen vieler regionaler MC zu Gunsten der überregionalen Gruppen zu beobachten.

Strukturen und Kennzeichen

Die innere Organisation der MCs war bis in die 1980er-Jahre noch heterogener, wobei es in der Regel immer eine Führungsgruppe gab, die die Standards für den Rest festlegte. So gab es Clubstrukturen vom „Freundeskreis“ (nur noch bei sehr kleinen ländlichen Clubs) bis hin zu „militärähnlich“. Das betrifft vor allem die größeren Clubs mit mehreren Abteilungen (sogenannten „Chaptern“ oder „Chartern“), die teilweise international organisiert sind. Dabei gibt es neben den Führungsgremien der einzelnen Abteilungen auch landes- oder kontinentbezogene Funktionsträger.

Gängige Clubämter sind auf Abteilungsebene oder bei kleinen Clubs „President“, „Vice President“, „Secretary“ (Schriftführer/Pressesprecher) und „Treasurer“ (Schatzmeister). Diese Ämter haben damit ganz ähnliche Funktionen wie in bürgerlichen Vereinen. Andere, speziell auf die Rocker-Szene bezogene Ämter sind „Road Captain“ (fährt bei Ausfahrten voraus) und „Sergeant at Arms“, „Enforcer“ oder „Security Chief“ (wacht über die Clubdisziplin).

Neugründungen von MCs führen oft zu ernsten Auseinandersetzungen mit bestehenden Gruppen, wenn sie nicht mit diesen abgesprochen sind. Es herrschen für Außenstehende nicht nachvollziehbare, teilweise absurde Regeln, die mit einem übersteigerten Ehrbegriff verwoben werden. So werden von den MCs oft „Gebietsansprüche“ erhoben, d.h. die Neugründung eines Motorradclubs im „eigenen“ Gebiet wird – notfalls mit massiver Einschüchterung und/oder Gewalt – zu verhindern versucht. Selbst das „Durchfahren“ eines beanspruchten Gebiets durch ein „colourtragendes“ Mitglied eines anderen MCs wird teilweise zu unterbinden versucht, indem das fremde Mitglied zum Ausziehen des „Colours“ (Weste mit Emblem des MCs) gezwungen wird.

Mitgliedschaft

Rocker mit Kutte, „Member“

Die Mitglieder eines MCs verstehen sich als „brothers“ und fühlen sich einander stark verpflichtet. Daher bestehen Clubs im Allgemeinen auf einem restriktiven Aufnahmeverfahren. MCs verlangen eine Anwartschaft oft in mehreren Stufen, die sich über mehrere Jahre hinziehen kann. Der Ablauf dieser Anwartschaft ist bei den großen Clubs sehr ähnlich. Interessierte Anwärter werden als Hangaround bezeichnet und allenfalls geduldet, sie gelten als Anhänger des Clubs. Aus ihnen rekrutieren sich die „ernsthaften“ Anwärter auf eine Mitgliedschaft, die als Prospect bezeichnet werden. Diese Anwartschaft dauert unterschiedlich lange, kann aber zwei oder mehr Jahre betragen. Nach Ablauf der Anwartschaft können sie Vollmitglieder (engl. member) werden oder sie werden ausgeschlossen. Nach Auffassung der MCs soll dies sowohl für den Club selbst als Probe dienen als auch dem Anwärter Bedenkzeit geben, um die komplexen Beziehungen innerhalb eines MCs einzuschätzen und zu entscheiden, ob er sich darauf einlassen will. Diese lange Probezeit, die mit vielen Restriktionen einhergeht, dient der Sicherstellung, dass sich das Neumitglied nicht nach zwei Jahren ein „neues Hobby“ sucht. Denn als entscheidendes Bindeglied von Clubs gilt das lebenslange Zueinandergehören und -stehen. Darin werden von der Polizei und manchen Soziologen Parallelen zu kriminellen Vereinigungen gesehen. Eine negative Auswirkung dieser besonderen Verbundenheit kann sein, dass ursprünglich individuelle Konflikte durch Gruppen ausgetragen werden und so eskalieren und verhärten („Your brother ain’t always right, but he’s always your brother“, „Dein Bruder hat nicht immer Recht aber er ist und bleibt dein Bruder“ ist ein gängiges Zitat, oder auch „God forgives, Outlaws don’t!“, „Gott vergibt, Outlaws nicht!“).

Die vollwertige Mitgliedschaft von Frauen ist praktisch in allen MCs, mit Ausnahme von einigen wenigen, kleineren Clubs, ausgeschlossen. Es gibt auch reine Frauen-MCs/-MFs.

Fast alle größeren MCs bieten ihren Mitgliedern und Freunden, den sogenannten „Supportern“, inzwischen ein umfangreiches Angebot an modischen Merchandisingartikeln (Shirts, Tassen, ...) mit dem Clublogo an, wobei die tatsächlichen Clublogos in der Regel den „Membern“ vorbehalten bleiben, während Supporter mit dem Club assoziierte Sprüche oder Zahlenkombinationen tragen dürfen.

Abzeichen und Namen

MC Lucifer’s Dragon

Als Zeichen der Zusammengehörigkeit innerhalb eines MCs gilt das so genannte „Colour“ (im englischen „backpatch“ genannt), das auf der Rückseite der „Kutte“ getragen wird. Es besteht üblicherweise aus einem zentralen Bild („Center Crest“) sowie darüber- und darunterliegenden Schriftzügen („Toprocker“, „Bottomrocker“), die Namen und geografische Herkunft des MC angeben. Zur Abgrenzung gegen ähnliche Abzeichen anderer Motorradfahrerclubs, die sich nicht in der obigen Tradition sehen, fügen MCs mitunter die Buchstaben „MC“ oder ein „1 %“ ein. Das Colour gilt als unantastbar, es darf keinesfalls anderen (außer unter Umständen anderen Mitgliedern) überlassen werden. Mitglieder auf Probe („Prospects“) erhalten zunächst nur ein unvollständiges Abzeichen, in der Regel nur die Schriftzüge.

Kleinere Abzeichen auf der Vorderseite der Kutte geben Auskunft über Stellung im Club, wie die oben genannten Ämter, und dienen der Selbstdarstellung. Zum Beispiel gibt es auch hier „1 %“ Abzeichen oder die Zahl „74“ für Besitzer einer Harley-Davidson mit 74 cubic inches Hubraum.

Viele, vor allem kleinere MCs haben Freundschafts-, Erinnerungs- und Gedenkabzeichen, die zum Beispiel das Clubabzeichen im Kleinformat (unter 10 cm) wiederholen, „Patches“, die auch von Nichtmitgliedern getragen werden können. Allerdings ist es bei den großen Clubs nicht üblich, Abzeichen anderer MCs zu tragen, seien sie auch noch so klein. Gelegentlich tragen Motorradfahrer, die sich zur Rocker-Szene zählen ohne einem MC anzugehören, Rückenpatches mit dem Begriff „free biker“ oder „independent biker“. Gerade free biker tragen auf ihren Kutten oft viele Freundschaftsabzeichen oder Patches von besonderen Motorrad-Treffen. Zudem geben alle großen Clubs und einige kleinere "Support"-Kleidung und Aufnäher aus, die von Nichtmitgliedern getragen werden dürfen, und deren Nähe zum betreffenden Club ausdrücken. Diese Aufnäher und Kleidungsstücke zeigen oft Namen oder Colour des Clubs, ergänzt um den Hinweis "Support", wobei viele Clubs den Nichtmitgliedern nur erlauben Umschreibungen des Club-Namens zu tragen, so etwa "Support 81", "Support Fat Mexican" usw.

Zusätzlich gibt es viele kleinere Abzeichen und Anstecker, die innerhalb der MCs getragen werden, deren Bedeutung aber nicht immer klar bekannt ist. Das gilt zum Beispiel für die Abzeichen, die manchmal in den Zusammenhang mit Tötung oder Verletzung von Menschen gebracht werden. Hier ist es aufgrund der Strukturen der Clubs nahezu unmöglich, zwischen den Legenden Klarheit über die tatsächliche Bedeutung zu gewinnen, auch wenn die Informationen manchmal von „Insidern“ stammen. Beispiele solcher „legendären“ Bezeichnungen sind:

  • Filthy Few: Tötung eines Menschen[3][4]
  • Expect No Mercy (Erwarte keine Gnade): Tötung oder schwere Verletzung eines Menschen[5][6]
  • Dequiallo: Verletzung eines Polizeibeamten[7]

Andere Patches haben weniger dramatische Bedeutung oder sollen in erster Linie provozieren:

  • 13: für Marihuana
  • ACAB: All Cops Are Bastards (Beschimpfung für Polizisten)
  • FTW: Fuck the world

Viele MCs umschreiben ihre Namen, da auch die Benutzung des Namens oft nur Mitgliedern und nur in Clubangelegenheiten gestattet ist. Als Umschreibung oder Codes sind beispielsweise bekannt:

  • Bandidos MC: The Fat Mexican (nach dem Abzeichen), Red and Gold (nach den Clubfarben)
  • Black Devils MC: 24 für die Buchstaben B und D
  • Black Rider MC: 218 für die Buchstaben B und R
  • Crazy Devil´s MC: 34 für die Buchstaben C und D
  • Hells Angels MC: 81 für die Buchstaben H und A, Big Red Machine (nach den Clubfarben)
    • Red Devils MC: 18 4 für R und D,
  • Gremium MC: 7 oder „Black Seven“ (für das G, aber auch die Anzahl der Buchstaben im Namen)
  • Lobo MC: 12 für den Buchstaben L
  • Outlaws MC: crossed pistons für die beiden gekreuzten Kolben im centerpatch, AOA für American Outlaw Association, GFOD für God forgives, Outlaws don’t!, Lucky 15 für den Buchstaben O.
  • Road Runners MC: 18 für den Buchstaben R
  • Rolling Wheels MC: Four Eagles
    • Bloody Devils MC: "BDFFBD"
  • Sons of Silence MC: SOS oder Red, Black and White – oder auch Red Circle Gang
  • Free Eagles MC: 65MC für die Buchstaben F und E.

Die genannten Namensbestandteile weisen bei szenetypischen Aktivitäten, zum Beispiel Tätowierstudios oder Motorradrenngruppen, auf MC-Beteiligung hin. Der Anfangsbuchstabe eines MC wird oft mit FF gruppiert (zum Beispiel als OFFO) und bedeutet dann Outlaws forever, forever Outlaws, bzw. bei den Hells Angels "AFFA" (Angels forever, forever Angels), Ausnahme bei den Freeway Rider's "EFIF" (einmal Freeway immer Freeway).

Rocker in der Gesellschaft

Abgesehen von polizeilichen Ermittlungsberichten, gelegentlichen Pressemeldungen und Büchern von Aussteigern gibt es wenig allgemeine und kaum wissenschaftliche Literatur zum Phänomen der MCs. Das liegt zum einen an den engen, nach außen abgeschotteten Strukturen der Clubs, zum anderen an der großen Kluft zwischen der akademischen Welt der Sozialwissenschaften und dem Lebensstil der Rocker. Dadurch wird das Bild der Rocker in der Bevölkerung vor allem durch Pressemeldungen und Filme bestimmt.

Dieses Bild ist in der Regel sehr zwiespältig. Zum einen zielt das Auftreten der meisten Rocker auf Provokation und Machtdemonstration, was bei vielen Menschen eher Angst oder zumindest Zurückhaltung auslöst. Diese Einschätzung wird durch häufige Pressemeldungen verstärkt, in denen „Rockerbanden“ mit Gewalttaten und organisierter Kriminalität (Drogenhandel, Prostitution) in Verbindung gebracht werden.

Andererseits haben Rocker das Image des freiheitsliebenden Rebellen und stellen eine moderne Variante des einsamen Rebellen dar. Sie eignen sich dadurch für manche Firmen sogar als „Werbe-Ikonen“. So startete eine deutsche Bausparkasse in den Jahren 2007-2008 eine große Werbekampagne mit Rockern als Werbestars.

Eine ähnlich zwiespältige Haltung wird sozialwissenschaftlich das Rockerparadoxon genannt, wenn die Mitglieder eines MC subjektiv Freiheit empfinden, obwohl sie durch die zahlreichen Zwänge und Normen innerhalb des Clubs und der Szene starken Regeln unterliegen und sich der Gruppe unterordnen. So sind Rituale, Kleidung, Fabrikat des Motorrades, Umgang, Sprache und Aussehen stark beeinflusst durch kollektive Uniformität.

Aus Rockerkreisen wird immer wieder beklagt, dass Politiker und Ermittlungsbehörden das Negativ-Image der Rocker in der Bevölkerung massiv schüren. Im Jahre 1986 veröffentlichen die Innenminister der Länder ein Plakat, auf dem Rocker als Sinnbild der Gewalt gegen Bürger pauschalisiert wurden. Im Laufe der politischen Auseinandersetzungen um dieses Plakat wurde im selben Jahr eine clubübergreifende Interessenvertretung der Biker und Rocker Deutschlands gegründet, die Biker Union.

Konflikte

MCs und ihre Mitglieder geraten dabei tatsächlich immer wieder in den Brennpunkt polizeilicher Arbeit. Der in diesem Zusammenhang oft benutzte Begriff der „Brotherhood of Outlaws“ ist irreführend, da dies im amerikanischen Sprachgebrauch nicht Gesetzlose meint, sondern zunächst jene, die nach Hollister (siehe oben) aus der AMA ausgeschlossen (outlawed) wurden. Der Gebrauch des Wortes hat sich also über die Jahrzehnte gewandelt. Innerhalb der Polizeibehörden wird international oft von sogenannten „outlaw motor cycle gangs“ (engl.: gesetzlose Motorradbanden) gesprochen.

Durch die Massenmedien werden Verurteilungen von MC-Mitgliedern oft zusammen mit dem Namen des MC genannt. Der skandinavische „Rockerkrieg“ in den 1990er-Jahren zwischen Bandidos MC und Hells Angels MC ist erwähnenswert, weil es in dessen Verlauf zu mehreren Toten unter den Beteiligten, aber auch unter Unbeteiligten, sowie zum Einsatz von Kriegswaffen kam.

Bei allen großen MCs ist insgesamt zu bemerken, dass es nicht nur einzelne kriminelle Mitglieder gibt, sondern sich diese oft aus einem solchen Milieu rekrutieren. Der gern gezogene Schluss, dass infolgedessen diese MCs, oder sogar MCs im Allgemeinen, kriminelle Vereinigungen seien, ist umstritten. Tatsächlich sind trotz vielfacher Anklagen Verurteilungen oder gar Clubverbote in diesem Bereich eine Seltenheit. Aufgrund dessen versuchen die Exekutivorgane der Bundesrepublik Deutschland Verbote vermehrt auf dem Wege des Vereinsrechts durchzusetzen, bislang ohne besonderen Erfolg. Dies kann auch mit dem sehr engen Zusammenhalt unter den Mitgliedern zusammenhängen und einem ganz erheblichen Drohpotenzial gegenüber möglichen Zeugen.

Dennoch wird sowohl von Insidern als auch von den Ermittlungsbehörden immer wieder behauptet, dass vor allem die großen und internationalen MCs ihre Haupteinnahmequellen aus dem Sicherheitsdienstleistungssektor, legaler Prostitution/Bordellbetrieb und allen Gewerben um diese Bereiche haben sollen.

In anderen Kulturen

  • Bōsōzoku - Eine japanische Form der Motorrad-Clubs

Literatur

  • Michael Ahlsdorf: Alles über Rocker 1 Die Gesetze, die Geschichte, die Maschinen, Huber Verlag, 2002, ISBN 978-392789-609-3
  • Michael Ahlsdorf: Alles über Rocker 2 Die Gesetze, die Geschichte, die Maschinen, Huber Verlag, 2004, ISBN 978-392789-611-6
  • Michael Ahlsdorf: Alles über Rocker 3 Die Gesetze, die Geschichte, die Maschinen, Huber Verlag, 2009, ISBN 978-392789-630-7
  • Ulrich Detrois: Höllenritt, Ullstein, 2010 [8]
  • Opitz: Rocker im Spannungsfeld zwischen Clubinteressen und Gesellschaftsnormen, Dissertation, Bremen, 1990, ISBN 389191377X
  • Brecht: Rocker in Deutschland, 1983, ISBN 3-921265-36-3
  • Hunter S. Thompson: Hell’s Angels, 1966, ISBN 3-453-62005-4
  • Ralph „Sonny“ Barger: Hell’s Angel Mein Leben, Deutsche Erstausgabe, Hamburg, 2001, ISBN 3-203-75536-X
  • Simon: Rocker in der Bundesrepublik. Eine Subkultur zwischen Jugendprotest und Traditionsbildung, Weinheim, 1989, ISBN 3-89271-108-9
  • Edward Winterhalder: Out in Bad Standings: Inside the Bandidos Motorcycle Club - The Making of a Worldwide Dynasty, Blockhead City Press, 2005/Seven Locks Press, 2007, ISBN 0-9771-7470-0
  • Edward Winterhalder, Wil De Clercq: The Assimilation: Rock Machine Become Bandidos – Bikers United Against the Hells Angels, ECW Press, 2008, ISBN 1-5502-2824-2
  • Arthur Veno: The Mammoth Book of Bikers, Constable & Robinson, 2007, ISBN 0-7867-2046-8
  • Arthur Veno: The Brotherhoods. Inside the Outlaw Motorcycle Clubs, Allen & Unwin Inc; 3. Auflage 2010, ISBN 978-1742371221
  • "Kraut": Verdammt, verfolgt, verraten. Biker-Reportagen aus den Südstaaten der USA, Mannheim, 1988, ISBN 3-908007-53-4

Filme

Einzelnachweise

  1. Black Devils MC (FR)
  2. Iron Horses
  3. The Biker Trials: Bringing Down the Hells Angels, Paul Cherry, S. 90 (ISBN 155022638X )
  4. No Angel: My Harrowing Undercover Journey to the Inner Circle of the Hells Angels, Jay Dobyns und Nils Johnson-Shelton (ISBN 0307405869)
  5. Aus: Ein Bandido packt aus, http://www.derwesten.de/wr/Ein-Bandido-packt-aus-id70090.html
  6. zitiert nach xtranews.de http://www.xtranews.de/2010/03/19/interne-polizeipapiere-belegen-rockergruppen-noch-gefaehrlicher-als-bisher-bekannt/
  7. American Gangstas: Hells Angels http://www.liveleak.com/view?i=122_1220677415&c=1
  8. Süddeutsche Zeitung vom 11. Juni 2010: Hells-Angels-Aussteiger Detrois

Weblinks


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