Robinsón Crusoe (Insel)

Robinsón Crusoe (Insel)
Robinsón Crusoe (Más a Tierra)
Satellitenbild
Satellitenbild
Gewässer Pazifischer Ozean
Inselgruppe Juan-Fernández-Inseln
Geographische Lage 33° 38′ 29″ S, 78° 50′ 28″ W-33.641388888889-78.841111111111916Koordinaten: 33° 38′ 29″ S, 78° 50′ 28″ W
Lage von Robinsón Crusoe (Más a Tierra)
Fläche 96,4 km²
Höchste Erhebung Cerro El Yunque
916 m
Einwohner 633 (2002)
6,6 Einw./km²
Hauptort San Juan Bautista
Karte von Robinsón Crusoe
Karte von Robinsón Crusoe

Robinsón Crusoe (spanisch Isla Robinsón Crusoe) ist mit 96,4 km² die größte Insel des zu Chile gehörenden Archipels der Juan-Fernández-Inseln. Sie liegt im südlichen Pazifik 674 Kilometer westlich der chilenischen Küste. Bis die Insel im Jahre 1966 von der chilenischen Regierung in Isla Robinsón Crusoe umbenannt wurde, trug sie den Namen Isla Más a Tierra (dt. „Zum Land nähere Insel“).

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Durch rege vulkanische Tätigkeit in der geologischen Vergangenheit sowie durch Erosion ist die Insel gebirgig mit steilen Berghängen. Der höchste Punkt am Berg Cerro El Yunque liegt 916 Meter über dem Meeresspiegel. Der südwestliche Teil der Insel endet in einer schmalen Halbinsel mit Namen Cordon Escarpado. Südlich der Insel liegt in 1,5 km Entfernung die Insel Santa Clara.

Geschichte

Die Insel wurde am 22. November 1574 vom spanischen Kapitän Juan Fernández entdeckt und nach ihm benannt.

Im Jahre 1704 wurde der schottische Seemann Alexander Selkirk auf dieser Insel ausgesetzt und lebte hier vier Jahre und vier Monate lang in totaler Einsamkeit. Von seiner Geschichte ließ sich der Schriftsteller Daniel Defoe zu seinem klassischen Roman Robinson Crusoe inspirieren. 2008 fand ein Archäologenteam Gegenstände, die nur einem Europäer aus dem frühen 18. Jahrhundert gehört haben können, z. B. einen Navigationszirkel.[1]

Im April 1877 unterzeichnete der Schweizer Alfred von Rodt einen Pachtvertrag über acht Jahre und wurde Subdelegado, Unterpräfekt der Insel. Bei seiner Ankunft lebten rund 60 Einwohner, 100 Kühe, 60 Pferde und ungefähr 7000 Juan-Fernández-Ziegen auf der Insel, nebst unzähligen Seehunden. Das erste mit 400 Robbenfellen geladene Schiff zerschellte im Sturm. Von Rodt ehelichte die Einheimische Antuquita Sotomayor und zeugte sechs Kinder. Die Einwohner stellten selber Butter und Käse her und brannten Kohle. Im Jahre 1895 wurde eine Fabrik für Hummerkonserven gebaut. Die chilenische Regierung begann nun aktiv die Fischerei zu fördern. Nach Ablauf der Pacht wurde von Rodt zum Kolonie-Inspektor ernannt. Er waltete zudem auch als Richter, Forst-, Marine- Zoll- und Postchef. Am 4. Juli 1905 starb von Rodt nach kurzer Krankheit. Seine Nachkommen leben seither als einfache Fischer. Urenkelin Flora de Rodt führt im Dorf das Restaurant Barón de Rodt. Im Friedhof findet sich sein Grabstein mit der Aufschrift "Don Alfredo de Rodt - erster Kolonialherr der Insel"

Die rund 600 Einwohner der Insel wohnen größtenteils in der Ortschaft San Juan Bautista zentral an der Nordküste; sie leben von Langustenfang und Tourismus. Die Bevölkerung verfügt über einige Fahrzeuge, eine Satelliteninternetverbindung und Fernsehempfang. Jährlich besuchen einige hundert Touristen die Insel, vielfach allein wegen des an die Romangestalt Robinson Crusoe erinnernden Inselnamens. Daneben gewinnt auch das Tauchen an Beliebtheit, wobei vor allem nach dem Wrack des im Ersten Weltkrieg vor der Insel gesunkenen deutschen Kreuzers SMS Dresden getaucht wird. Die zu dem Ostasiengeschwader von Vizeadmiral Maximilian Graf von Spee gehörende Dresden entkam als einziges Schiff dem Seegefecht bei den Falklandinseln, wurde aber am 14. März 1915 von der eigenen Besatzung versenkt, nachdem sie kampfunfähig vom britischen Kreuzer HMS Glasgow aufgespürt und beschossen wurde. Das Wrack liegt in der Cumberland Bay auf der Position 33° 38′ 6″ S, 78° 49′ 30″ W-33.635-78.825. In der Felsenküste hinter dem letzten Liegeplatz der Dresden stecken noch heute einige Granaten aus den Geschützen der britischen Kreuzer. Die Besatzungsmitglieder der „Dresden“ wurden in Chile interniert. Einige blieben auf der Insel und sind auch dort begraben. Die heute ansässige Schule mit dem Kindergarten trägt den Namen des Kleinen Kreuzers „Escuela Dresden“.

Durch das Erdbeben vom 27. Februar 2010 in Mittelchile wurde ein Tsunami ausgelöst, der fast alle Gebäude der Insel zerstörte und mehrere Menschenleben forderte.[2] Das 12-jährige Mädchen Martina Maturana rettete vielen Dorfbewohner das Leben, indem sie geistesgegenwärtig die Warnglocke läutete als die Welle auf die Küste hinzuraste.[3]

Weblinks

Robinsón Crusoe im Global Volcanism Program der Smithsonian Institution (englisch)

Einzelnachweise

  1. Süddeutsche Zeitung, 31. Oktober 2008, S.14
  2. http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,680840,00.html
  3. http://www.huffingtonpost.com/2010/03/04/chilean-girl-saves-her-is_n_485835.html

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