Avia B-534

Avia B-534
Avia B.534
<Bildbeschreibung>
Typ: Jagdflugzeug
Entwurfsland: ČSR
Hersteller: Avia akciová společnost pro průmysl letecký
Erstflug: August 1933
Indienststellung: 1935
Produktionszeit: 1935 - 1939
Stückzahl: 566


Die Avia B.534 ist ein tschechoslowakisches, einmotoriges Doppeldecker-Jagdflugzeug, das in den 1930er Jahren von Avia entwickelt wurde und auch im Zweiten Weltkrieg Verwendung fand.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Dieser für die 1930er-Jahre so typische Jäger entstand aus dem wenig erfolgreichen Vorgängermodell B.34/2 durch den Einbau eines neuen Motors. Der Konstrukteur Frantisek Novótny hatte zuvor Berechnungen für drei verschiedene Triebwerkskonstellationen durchgeführt, aber erst, als er einen Hispano-Suiza-12-Ybrs-Antrieb verwendete, entstand die eigentliche B.534. Der Erstflug im August 1933 wurde von Václav Koci durchgeführt. Der zweite Prototyp B.534.2 hatte bereits ein geschlossenes Cockpit, vergrößerte Ruder und ein verkleidetes Fahrwerk. So konfiguriert, stellte er am 18. April 1934 mit 365,744 km/h über eine Strecke von drei Kilometern einen tschechoslowakischen Geschwindigkeitsrekord auf. Die Luftwaffe der ČSR bestellt daraufhin die ersten Serienexemplare, obwohl beide Prototypen kurz danach bei Bruchlandungen verunglückt waren. Ein in Jugoslawien durchgeführtes Vergleichsfliegen zwischen den polnischen PZL P.8 und P.24 und der B.534.2 endete positiv und zog eine Bestellung von 14 Flugzeugen nach sich.

Im November 1934 stimmte das Verteidigungsministerium einer Serienfertigung zu und bestellte eine erste Serie von 34 Maschinen. Diese Zahl wurde noch im selben Jahr auf 147 erhöht und stieg im weiteren Produktionsverlauf noch weiter an. Im Februar 1935 konnten die ersten B.534, ausgestattet mit einem Avia-Ydrs-Triebwerk (Lizenz Hispano Suiza), an die Luftstreitkräfte übergeben werden. Die erste Einheit, die mit dem neuen Jäger ausgerüstet wurde, war das in Hradec Králové stationierte 4. Jagdfliegergeschwader.

Von Juli bis August 1937 fand in Zürich das internationale Flugtreffen statt, bei der die B.534 den 2. Platz hinter der ebenfalls teilnehmenden Bf 109 in den Kategorien A (Internationaler Alpenrundflug) und C (Dreiergruppenflug) belegte.

Die B.534 war wendig, zuverlässig, gut zu fliegen und dank ihrer genieteten und geschraubten Stahlrohrkonstruktion auch für den Einsatz von Feldflugplätzen geeignet.

Es wurden insgesamt 566 Exemplare, nach anderen Quellen 584, in vier verschiedenen Serienausführungen gebaut.

Ende der 1960er-Jahre wurde im Reparaturwerk Trenčin unter Verwendung von Rumpf- und Tragflächenfragmenten und eines noch vorhandenen Motors ein maßstabsgetreuer Nachbau der 4. Serie realisiert. Er kann im tschechischen Flugzeugmuseum Prag-Kbely besichtigt werden.

Einsatz

Die B.534 wurde bei ihrer Einführung in die Luftstreitkräfte der ČSR zum Standardjagdflugzeug erklärt und daneben auch für Luftbildaufgaben und, dank ihrer Unterflügel-Bombenschlösser für bis zu 60 Kilogramm Bombenzuladung, auch als Erdkampfflugzeug verwendet. Als im März 1939 die Tschechoslowakei von deutschen Truppen besetzt wurde, waren 21 Jagdstaffeln mit der B.534 ausgerüstet, deren Flugzeuge größtenteils von der slowakischen Marionettenregierung übernommen wurden. Beim Überfall auf die Sowjetunion im Jahre 1941 wurden die slowakischen Maschinen in drei Geschwadern an der ukrainischen Front eingesetzt, Mitte 1942 jedoch aus der ersten Linie zurückgezogen und nach entsprechender Umrüstung als Schulflugzeuge verwendet.

72 Exemplare gingen unter der Bezeichnung Dogan an Bulgarien.

In der deutschen Luftwaffe dienten die B.534 als Fortgeschrittenentrainer, Flakziele sowie als Übungsschleppflugzeuge für den Lastensegler DFS 230. 1939/40 diente eine Staffel in Friedrichshafen beim JG 71. Für Decklandeversuche auf dem Flugzeugträger Graf Zeppelin stattete man drei Maschinen mit Fanghaken aus.

Als im Spätsommer 1944 der slowakische Volksaufstand ausbrach, wurden drei Flugzeuge vom Flughafen Tri Duby aus gegen die deutschen Truppen eingesetzt. Etwa zehn B.534 überstanden den Krieg und sollen noch zum Segelflugzeugschlepp verwendet worden sein. Aus Ersatzteilmangel wurden sie jedoch nach kurzer Zeit verschrottet.

Technische Beschreibung

Das Modell bestand aus einem rechteckigen, in Stahlrohrbauweise ausgeführten Rumpf in Gemischtbauweise, d.h., der vordere Teil bestand aus abnehmbaren Elektron-Metallplatten, der hintere Teil war mit Stoff bespannt. Im Rumpf befanden sich zwei Kraftstoffbehälter zu je 135 Liter, einer weiter für 50 Liter im Mittelteil des Oberflügels.

Die doppelholmigen Stahlrohrgerüsttragflächen unterschiedlicher Spannweite waren ebenfalls mit Stoff bespannt und besaßen oben und unten Querruder. Die Ober- und Unterflügel waren mit N-Streben miteinander verbunden. Das Normalleitwerk war querverstrebt, es bestand ebenfalls aus einem Stahlrohrgerüst mit Stoffbespannung. Das dreibeinige Fahrwerk besaß einen Hecksporn, die Haupträder konnten im Winter durch Kufen ersetzt werden.

Versionen

  • B.34: Vorläufermuster der B.534. Der Erstflug erfolgte 1932. Gebaut wurde eine kleine Vorserie von zwölf Stück.
  • B.134: Eine verbesserte B.34 mit Doppelsternmotor Walter Mistral 14kbs, die aber nur Projekt blieb.
  • B.234: Prototyp mit Avia R-29 Sternmotor. Aufgrund des nicht einwandfrei arbeitenden Triebwerks wurden die Tests eingestellt. Später erhielt das Modell den Hispano Suiza 12 Ybrs und wurde so zum B.534 Prototypen.
  • B.334 / B.434: Ebenfalls nicht verwirklichte Projekte mit Armstrong-Siddeley Jaguar-Major- beziehungsweise Hispano-Suiza-Xbrs-Triebwerken.
  • 1. Serie: Erstes Serienmodell, das weitgehend mit dem zweiten Prototypen identisch war. Das Cockpit war jedoch offen und die Luftschraube bestand aus Holz statt aus Metall. Im Rumpf waren zwei 7,7-mm-Maschinengewehre eingebaut, in den Tragflächen zwei weitere. 100 Stück wurden produziert (Serie B.534.2–101).
  • 2. Serie: Zweite Serie, bei der alle vier MGs in die Rumpfseiten verlegt wurden, was entsprechende Vergrößerungen der Verkleidungen nach sich zog. Der Typ war außerdem mit Unterflügelstationen zum Mitführen leichter Bomben ausgestattet. 46 Maschinen wurden hergestellt (Serie 102–147)
  • 3. Serie: Ausführung mit verkleideten Hauptfahrwerksrädern und nach vorn unter den Bug verlegtem Vergasereinlass (Serie 148–173). 25 Exemplare wurde ausgeliefert, davon gingen sechs nach Griechenland, 14 nach Jugoslawien und der Rest an die Luftstreitkräfte der ČSR.
  • 4. Serie: Größtes Serienlos (Serie 174–445) mit nach hinten ansteigendem Rumpfheck, geschlossenem Cockpit und Letov Hd-43 Metalluftschraube. 271 Flugzeuge wurden bestellt, die bis zur deutschen Okkupation aber nicht mehr vollständig ausgeliefert werden konnten. Die übrigen 21 Stück wurden jedoch unter deutscher Aufsicht fertiggestellt.
  • Bh.534: Ab 1938 wurden einige B.534 der vierten Serie (ab B.534.194) als Nachtjäger ausgeliefert. Sie waren mit Abwurfvorrichtungen für Leuchtraketen und Nachtflugausrüstung ausgestattet. Einige ältere Serienflugzeuge wurden gleichermaßen umgerüstet.
  • Bk.534: Leistungsgesteigerte Variante mit einer 20-mm-Mk Oerlikon FFS-20 über dem Motor. Als Antrieb diente ein Avia-12-Ycrs-Triebwerk (Lizenz Hispano-Suiza) mit 625kW. 55 Stück wurden bestellt und bis Herbst 1938 wurden 35 Stück ausgeliefert. Einige besaßen statt der Kanone allerdings nur ein MG. Unter deutscher Aufsicht entstanden weitere 66 Exemplare.
  • B.634: Eine ab 1935 entstandene, durch Glättung von Unebenheiten an der Außenhaut aerodynamisch sauberer gemachte Version, die jedoch nur eine geringfügige Verbesserung der Leistungen zur Folge hatte. Die Serienfertigung unterblieb deshalb. Der Erstflug erfolgte am 9. Juli 1936. Es entstanden zwei Prototypen, einer mit offenem, der andere mit geschlossenem Cockpit. Sie dienten später zur Erprobung der 20-mm-Oerlikon-FFS-20-Kanone.

Technische Daten

Kenngröße Avia B.534 (4. Serie) Avia B.634
Konzeption Einmotoriges Jagdflugzeug
Hersteller Avia Akciová Společnost Pro Průmysl Letecký
Konstrukteur Frantisek Novótny
Flügelspannweite 9,40 m
Länge 8,20 m 8,35 m
Höhe 3,10 m
Flügelfläche 23,56 m²
Flächenbelastung 78,0 kg/m²
Leergewicht 1.460 kg
(Bk.534: 1.631 kg)
1.595 kg
Startgewicht 1.980 kg
(Bk.534: 2.222 kg)
1.910 kg
Antrieb flüssigkeitsgekühlter 12-Zylinder-V-motor
Anzahl / Typ ein Avia 12 Ydrs (Lizenz Hispano Suiza) ein Avia 12 Ycrs (Lizenz Hispano Suiza)
Leistung 634 kW / 850 PS
Höchstgeschwindigkeit 394 km/h in 4.400 m Höhe
(Bk.534: 375 km/h)
415 km/h
Reisegeschwindigkeit 345 km/h 380 km/h
Anfangssteiggeschwindigkeit 15 m/s 16 m/s
Dienstgipfelhöhe 10.600 m
(Bk.534: 9.500 m)
9.500 m
Reichweite 580 km maximal 500 km
Bewaffnung vier starre 7,7-mm-MG Modell 30,
je zwei links und rechts an den Rumpfseiten
zwei starre 7,7-mm-MG Modell 30 über dem Motor
eine 20-mm-Kanone Hispano 402
Abwurfmunition sechs 20-kg-Bomben
an Unterflügel-Außenstationen
Besatzung 1 Pilot

Einsatzländer

Vergleichbare Typen

Literatur

  • FlugRevue Oktober 2007, Seiten 108 - 111 zur Avia B-534, ISSN: 0015-4547
  • Wilfried Kopenhagen: Legendäre Flugzeuge - Avia B.534, Militärverlag der DDR, Berlin 1990, ISBN 3-327-00863-9

Siehe auch


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