Robert Leinert

Robert Leinert

Robert Leinert (* 16. Dezember 1873 in Striesen bei Dresden; † 10. Februar 1940 in Hannover) war ein sozialdemokratischer deutscher Politiker und nach dem Ersten Weltkrieg der erste SPD-Oberbürgermeister von Hannover (1918–1924).

Inhaltsverzeichnis

Leben

Leinert als Mitglied der deutschen Friedensdelegation in Versailles

Robert Leinert wuchs in einem Armenhaus auf, bevor er nach einer Malerlehre als Geselle auf Wanderschaft nach Hannover gelangte, wo er von 1900 bis 1902 als Arbeitersekretär der SPD, von 1903 bis 1905 als Redakteur der dortigen sozialdemokratischen Tageszeitung Volkswille und schließlich von 1906 bis 1918 als Sekretär der SPD für die preußische Provinz Hannover tätig war.

1908 wurde er zum ersten Mal in das Preußische Abgeordnetenhaus gewählt. Während der Novemberrevolution war er Vorsitzender des hannoverschen Arbeiter- und Soldatenrats, den er auf die gemäßigte Politik der Mehrheitssozialdemokratie zu bringen verstand. 1918/1919 sogar zum Vorsitzenden des Reichsrätekongresses in Berlin gewählt, drängte er auf eine möglichst rasche Wahl einer Deutschen Nationalversammlung und damit auf eine Entmachtung der Räte. Leinert vertrat auch die Arbeiter- und Soldatenräte auf der Versailler Friedenskonferenz. Am 13. November 1918 wurde er dann als Nachfolger von Heinrich Tramm erster sozialdemokratischer Oberbürgermeister von Hannover, in dieser Funktion von der bürgerlichen Bevölkerung der Stadt mit großem Misstrauen, ja Ablehnung bedacht.

Leinert war ab 1919 auch Abgeordneter des Preußischen Landtags (der bis 1921 Preußische Landesversammlung hieß), zeitweise sogar sein Präsident (bis 1925). Gerade wegen dieses Umstands war er „heftigen Angriffen seiner politischen Gegner ausgesetzt, die ihm unter anderem vorwarfen, dass er den Großteil seiner Zeit in Berlin verbringe und seine Aufgaben im Rathaus darüber vernachlässige“ (S. Miller, S. 142). So wurde er schließlich 1924 in Hannover von der bürgerlichen Opposition im Bürgervorsteher-Kollegium um Heinrich Tramm als Oberbürgermeister gestürzt. Durch Beschluss des Bürgervorsteherkollegiums vom 5. September 1924 wurde er unter Rückgriff auf die preußische Personalabbauverordnung zunächst zum 1. Oktober 1924 und schließlich zum 1. Januar 1925 in den Ruhestand versetzt.[1] Sein Nachfolger wurde Arthur Menge. Dem Preußischen Landtag gehörte er bis 1924 als direkt gewählter Abgeordneter an, um dann bis 1928 über den Landeswahlvorschlag in den Landtag zu kommen. Überdies vertrat Leinert die SPD vom September 1919 bis 1920 für den Wahlbezirk Hannover-Stadt und von 1921 bis 1925 für den Wahlbezirk Goslar-Zellerfeld im hannoverschen Provinziallandtag.

1933 wurde ihm nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 die Pension entzogen, für einige Zeit war er auch inhaftiert. Im Alter von 67 Jahren starb Robert Leinert am 10. Februar 1940 in Hannover. Sein Grab befindet sich auf dem Stadtfriedhof Stöcken in Hannover.

Ehrungen

1963 wurde eine Ihme-Brücke im Zuge der Spinnereistraße nach ihm benannt.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweis

  1. Stadtlexikon Hannover herausgegeben von Klaus Mlynek und Waldemar R. Röhrbein, Hannover 2009, Seite 397)

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