Robert Bergmann (Politiker)

Robert Bergmann (Politiker)
Robert Bergmann

Robert Bergmann (* 5. Mai 1886 in Nürnberg; † 4. Februar 1966 in Altdorf bei Nürnberg) war ein deutscher Politiker (NSDAP) und SS-Führer. Bergmann gehörte von 1932 bis 1934 dem Reichstag an.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Deutsches Kaiserreich und Weimarer Republik (1886 bis 1933)

Bergmann wurde 1886 als Sohn evangelischer Eltern in Nürnberg geboren. In seiner Jugend besuchte er die Präparandenschule in Neustadt (1899−1902), danach das Lehrerseminar in Altdorf bei Nürnberg. Seine erste Anstellung erhielt er 1904 in Fichtbach bei Altdorf.

Von 1914 bis 1918 nahm Bergmann am Ersten Weltkrieg teil, zuletzt als Kompanieführer im Bayerischen Infanterie-Regiment Nr. 10 „König“ und Ordonnanzoffizier bei der 12. Bayerischen Infanteriedivision. Im Krieg erwarb er das Eiserne Kreuz beider Klassen, das Verwundetenabzeichen sowie den Bayerischen Militär-Verdienstorden 4. Klasse.

Nach dem Krieg gehörte Bergmann vom 25. April bis zum 1. August 1919 dem Freikorps Epp als Ordonnanzoffizier an. Zu dieser Zeit lernte er wahrscheinlich Ernst Röhm, den späteren Stabschef der nationalsozialistischen SA, kennen. Nach dem Ende der bürgerkriegsähnlichen Wirren im Deutschland der unmittelbaren Nachkriegszeit kehrte Bergmann in seinen Beruf als Lehrer zurück, in dem er bis zum Direktor einer Volksschule befördert wurde.

Am 21. September 1926 trat Bergmann in die NSDAP ein (Mitgliedsnummer 44.269), in der er zunächst Aufgaben als Ortsgruppenleiter, Bezirksgruppenleiter und Gauredner übernahm. Am 10. Juni 1931 trat er in die Schutzstaffel (SS) ein (Mitgliedsnummer 7.099); bis zum 25. Juni 1932 führte er als Sturmbannführer den I. Sturmbann der 3. SS-Standarte.

Anlässlich der Reichstagswahlen vom Juli 1932 wurde Bergmann als Kandidat seiner Partei für den Wahlkreis 26 (Franken) in den Reichstag gewählt. Bei den Wahlen vom November 1932 und vom März 1933 wurde sein Mandat bestätigt. Auch nach der Zerschlagung des Parlamentarismus durch die Nationalsozialisten im Jahr 1933 blieb Bergmann Mitglied des pro forma weiterbestehenden Parlaments: Bei der Wahl am 12. November 1933, bei der nur die NSDAP zur Wahl stand, behielt Bergmann sein Mandat im dann bedeutungslosen Reichstag.

NS-Zeit

Am 20. April 1933, wenige Wochen nach dem Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft, wurde Bergmann zum SS-Adjutanten von Ernst Röhm, dem Stabschef der SA ernannt. Ende 1933 erreichte er mit der Beförderung zum Gruppenführer den Höhepunkt seiner SS-Karriere.

Seit 1934 lebte Bergmann in Altdorf bei Nürnberg. Im Frühling 1934 wurde er von der SS-Führung unter dem Vorwand, sich erholen zu sollen, in Urlaub geschickt. Tatsächlich wollte man Bergmann, als den Vertreter der SA in der SS-Führung, während der Vorbereitung des zu dieser Zeit bereits ins Auge gefassten Schlages gegen die SA, deren Macht nach dem Willen Hitlers und der SS-Führung gebrochen werden sollte, „aus dem Weg“ haben.

Als Hitler am 30. Juni 1934 überfallartig zum Entmachtungsschlag gegen die SA ausholte, wurde Bergmann als Begleiter von Ernst Röhm in Bad Wiessee, wo die beiden sich anlässlich eines Kururlaubs von Röhm aufhielten, von einem Polizeikommando unter der Führung Hitlers verhaftet und ins Gefängnis Stadelheim gebracht. Anders als Röhm und viele hohe SA-Führer wurde Bergmann jedoch nicht erschossen, sondern lediglich mit Wirkung zum 30. Juni 1934 aus der SS ausgestoßen und für einige Wochen in Schutzhaft behalten. Am 1. Oktober 1934 verfügte Rudolf Heß außerdem seinen Ausschluss aus der Partei. Bergmanns Reichstagsmandat wurde ihm ebenfalls entzogen und ab November 1934 von Karl Minnameyer wahrgenommen. Bergmann zog sich daraufhin nach seiner Haftentlassung als Privatmann nach Altdorf zurück.

In den folgenden Jahren wurde Bergmanns Status als Ostrakisierter allmählich gemildert: So durfte er auf Beschluss des Obersten Parteigerichts 1938 in die NSDAP zurückkehren und schließlich das Parteiamt eines Gauamtsleiters übernehmen. Außerdem setzten Heinrich Himmler und Karl Wolff sich persönlich für Bergmann ein, um persönliche Nöte von ihm abzuwenden: So finanzierte die SS ab 1935 das Hochschulstudium seiner Tochter.

Erfolglos waren dagegen die Bemühungen von Benno Martin, dem Führer des SS-Oberabschnitts Main, Bergmanns Wiederaufnahme in die SS herbeizuführen. Himmler gab in seiner Antwort auf in diese Richtung zielende Eingaben während des Zweiten Weltkriegs zwar an, Bergmann persönlich zu schätzen, erklärte aber die Frage der Wiedereinstellung Bergmanns in die SS aus vielen Gründen bis zum Kriegsende zurückstellen zu wollen.[1]

Beförderungen

  • 10. Juni 1931: SS-Untersturmführer
  • 2. November 1931: SS-Sturmbannführer
  • 1. Juli 1932: SS-Staffelführer
  • 1. März 1933: SS-Oberführer
  • 9. November 1933: SS-Gruppenführer

Einzelnachweise

  1. Andreas Dornheim: Röhms Mann fürs Ausland, S. 289.

Archivalien

  • SS-Führerpersonalakte, Bundesarchiv Berlin: Bestand SS0, Film 60 „Berghammer – Berquist“, Bilder 458 bis 919.

Literatur

Weblinks


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