Robert B. Zoellick

Robert B. Zoellick
Robert Zoellick (2004)

Robert Bruce Zoellick [ˈɹɑːbɚt bɹuːs ˈzɛlɪk] (* 25. Juli 1953 in Naperville, Illinois) ist ein US-amerikanischer Politiker. Er gehörte den Regierungen der US-Präsidenten George H. W. Bush und George W. Bush an. Seit 1. Juli 2007 ist Zoellick Präsident der Weltbank.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Robert Zoellick wurde als Sohn von William T. und Gladys Zoellick geboren. Die Familie hat deutsche Vorfahren, deren Wurzeln vermutlich nach Rostock zurückreichen. Zusammen mit seinem vier Jahre älteren Bruder, William (Zoellick, Jr.), wuchs er in Naperville auf. Nachdem er 1971 die Naperville Central High School abgeschlossen hatte, ging er zum Swarthmore College, eine Privat-Universität in der Nähe von Philadelphia, Pennsylvania, wo er im Jahre 1975 seine Ausbildung mit Auszeichnung abschloss. Er erhielt ein Stipendium für die renommierte Elitehochschule Harvard University, studierte an der Harvard Law School Jura und an der Harvard’s University John F. Kennedy School of Government Politikwissenschaften. Im Jahre 1981 schloss er seine Studien mit einem J.D. (Juris Doctor), wiederum mit Auszeichnung, magna cum laude und dem M.P.P. (Master of Public Policy) ab.

Politische Ämter

Von 1985 bis 1988 war Zoellick in verschiedenen Positionen im Finanzministerium tätig. Während der Regierungszeit Ronald Reagans war er unter anderem Berater von Finanzminister James Baker.

Zoellick gilt auch als Deutschland-Kenner. Nach dem Mauerfall hatte er sich als US-Chefunterhändler bei den Zwei-Plus-Vier-Verhandlungen für eine zügige Wiedervereinigung eingesetzt. Für sein hervorragendes Engagement um die deutsche Wiedervereinigung erhielt er 1992 das Bundesverdienstkreuz (Ordensstufe: Großes Verdienstkreuz mit Stern) vom damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker.

Nachdem Baker im Kabinett George H. W. Bush Außenminister geworden war, wurde Zoellick Staatssekretär für wirtschaftliche und landwirtschaftliche Angelegenheiten (Under Secretary of State for Economic and Agricultural Affairs) und Berater des Ministers. Im August 1992 wurde er stellvertretender Stabschef (White House Deputy Chief of Staff) und persönlicher Berater des Präsidenten.

In der Wirtschaft

1993 verließ er den Staatsdienst und war bis 1997 Vizepräsident der HypothekenbankFannie Mae(Federal National Mortgage Association). Anschließend war er Professor für National Security an der United States Naval Academy (1997 bis 1998), forschte am Belfer Center for Science and International Affairs der Universität Harvard und war Berater für internationale Agenden der Investmentbank Goldman Sachs.

Haltung zum Irak vor dem Krieg

1998 war Zoellick, neben Richard Armitage, John R. Bolton, Francis Fukuyama, Robert Kagan, Zalmay Khalilzad, Richard Perle, Donald Rumsfeld und Paul Wolfowitz, einer der Unterzeichner eines Briefes des neokonservativen Think Tanks Project for the New American Century an den damaligen Präsidenten Bill Clinton, in dem vor der Bedrohung durch irakische Massenvernichtungswaffen gewarnt und vehement die Entmachtung Saddam Husseins („[…] removing Saddam Hussein and his regime from power“) gefordert wurde[1]. Fünf Jahre später, nachdem George W. Bush Präsident geworden war und nach den Terroranschlägen am 11. September 2001, begründete die US-Regierung, der nun die Mitunterzeichner Rumsfeld als Verteidigungsminister, Wolfowitz als dessen Stellvertreter, Armitage als Vize-Außenminister und Perle als Vorsitzender des Defense Policy Board Advisory Committee angehörten, den von den Vereinten Nationen nicht gebilligten Angriff auf den Irak mit denselben Argumenten. Der Irak verfügte allerdings bereits vor der Invasion über keine Massenvernichtungswaffen mehr, was sowohl die UN-Waffeninspektoren wie auch die Iraq Survey Group feststellten.

In der Außenpolitik

Während des Wahlkampfes zur Präsidentschaftswahl im Jahr 2000 war Zoellick als Mitglied einer Gruppe („The Vulcans“) um Condoleezza Rice Berater George W. Bushs für Außenpolitik. Nach der Wahl gehörte er von 2001 bis 2005 als Handelsvertreter der Vereinigten Staaten dem Kabinett Präsident Bushs an und war für die internationale Handelspolitik der USA verantwortlich. In dieser Position war er an den Verhandlungen zum Beitritt der Volksrepublik China und der Republik China (Taiwan) zur Welthandelsorganisation (WTO) und der WTO-Ministerkonferenz in Doha beteiligt. Weiters setzte er sich für die Schaffung des zentralamerikanischen Freihandelsabkommens (Central American Free Trade Agreement, DR-CAFTA) ein.

Am 7. Januar 2005 nominierte ihn der Präsident zum Vizeaußenminister und am 22. Februar trat er das Amt im Außenministerium unter Condoleezza Rice an. Ein Schwerpunkt seiner Tätigkeit war eine Neuausrichtung der US-Politik in Bezug auf China. Am 19. Juni 2006 gab er seinen Rücktritt bekannt und kündigte an, als Direktor und Vorsitzender der internationalen Abteilung zu Goldman Sachs zurückzukehren[2]. Grund dafür war Medienberichten zufolge, dass er von George W. Bush nicht zum Nachfolger des Finanzministers John W. Snow ernannt wurde, dessen Amtszeit am 7. Juli 2006 endete[3].

Weitere Ämter

Zoellick ist bzw. war auch Aufsichtsratsmitglied verschiedener Unternehmen, darunter Alliance Capital, Said Holdings und der Precursor Group, Berater von Enron und Viventures (ein Risikokapital-Fonds) und Direktor der Strategie-Gruppe des Aspen-Instituts. Unter Verteidigungsminister William Cohen gehörte er dem Defense Policy Board Advisory Committee an.

Zoellick ist darüber hinaus Mitglied der Think-Tanks Council on Foreign Relations und Trilaterale Kommission. Zudem war er viermal Teilnehmer der Bilderberg-Konferenz.

Weltbank

US-Präsident George W. Bush schlug Zoellick am 29. Mai 2007 als Nachfolger für den zurückgetretenen Paul Wolfowitz für das Amt des Präsidenten der Weltbank vor. Am 25. Juni bestätigte der Exekutivrat der Weltbank die Wahl Zoellicks einstimmig und am 1. Juli übernahm er die Amtsgeschäfte.

Einzelnachweise

  1. Project for the New American Century: Letter on Iraq, 26. Januar 1998
  2. The Times: Zoellick quits State Department for Goldman, 19. Juni 2006
  3. Die Welt: Stellvertretender US-Außenminister Robert Zoellick tritt zurück, 20. Juni 2006

Weblinks


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