Avaris

Avaris
Avaris in Hieroglyphen
O7 t
pr
D56 t
niwt

Hut-waret
Ḥw.t-wˁr.t
Griechisch Αὔαρις (Avaris)

Avaris (auch Auaris) ist der griechische Name der altägyptischen Stadt Hut-waret. Sie lag im östlichen Nildelta in unmittelbarer Nähe des heutigen Ortes Tell el-Dab'a.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Schon im frühen Mittleren Reich gab es hier eine große planmäßig angelegte Siedlung mit einem schachbrettartigen Stadtplan. Die Hauseinheiten mit ca. 27 m² sind sehr klein und lassen vermuten, dass hier eine sozial niedrige Schicht angesiedelt wurde. Der Ort war nur kurze Zeit bewohnt. Ganz in der Nähe lag eine Siedlung des früheren Mittleren Reiches, in die ein Tempel des späteren Mittleren Reiches einschnitt. Auch hier sind die Straßen nach einem Schachtbrettmuster angelegt.

Ab der frühen 13. Dynastie siedelten in dieser Stadt verstärkt aus dem nördlichen Palästina kommende Einwanderer, die den Ort in der Folge zu einem Handelszentrum gedeihen ließen. Ausgrabungen legten ein großes, palastartiges Gebäude der 13. Dynastie mit Friedhof, zahlreiche Wohnbezirke und einen Friedhofsbezirk frei. In der Stadt scheint sich ein großer Seth-Tempel befunden zu haben.

Zweite Zwischenzeit

Der Ort erscheint in ägyptischen und griechischen Quellen als die Hauptstadt der Hyksos. Die Umstände von deren Machtübernahme, sowie die Reihenfolge und die Namen ihrer Herrscher sind noch umstritten. In Tell el-Dab'a konnte ein Palastbezirk dieser Zeit ausgegraben werden, wobei dieser Palast auf einer Plattform stand. Nur die Fundamente dieser Plattform sind erhalten geblieben.

Neues Reich

Minoisches Fresko aus Avaris.

Mitte des 16. Jahrhunderts v. Chr. konnte Ahmose I. die Stadt Avaris wieder unter altägyptische Kontrolle bringen, nachdem bereits die Könige der 17. Dynastie mehrere Angriffe gegen die Hyksos-Hauptstadt führten. Nach der Kapitulation übergaben die Hyksos kampflos Avaris und verließen Ägypten. Die Stadt selbst blieb ein bedeutendes Zentrum. In den erhaltenen Codices des Werkes Über die Ursprünglichkeit des Judentums und der Chronik von Eusebius von Caesarea wird Kamose als der König genannt, der die Hyksos größtenteils vertrieb und den Rest der Hyksos in Avaris einschloss. Ahmose I. erscheint in diesen Quellen als der König, der mit den Hyksos ihre Aufgabe von Avaris mit dem anschließenden Auszug aus Ägypten aushandelte.[1]

In der frühen 18. Dynastie wurden hier weitere Paläste errichtet, die teilweise sogar mit minoischen oder minoisch beenflußten Wandmalereien[2] ausgeschmückt worden sind. Unter Ramses II. wurde die Hauptstadt Ägyptens und damit der Regierungssitz der Pharaonen in die Nähe des modernen Qantir verlegt. Avaris wurde dadurch zu einem Vorort der neu errichteten Residenz Pi-Ramesse. Vor allem der Seth-Tempel ist damals weiter ausgebaut worden.

Forschung

Die Leitung von Grabungen in Tell el-Dab'a/Avaris hatte von 1966 bis 2009 Manfred Bietak vom Österreichischen Archäologischen Institut inne. Seine Nachfolgerin ist Irene Forstner-Müller.[3]

Literatur

  • Manfred Bietak: Tell el-Dab´a II. Der Fundort im Rahmen einer archäologisch-geographischen Untersuchung über das ägyptische Ostdelta, Wien 1975.
  • Manfred Bietak: Ein Friedhofsbezirk der mittleren Bronzezeitkultur mit Totentempel und Siedlungsschichten. Tell El-Dab'a. Bd V/1. Verlag der österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1991. ISBN 3700118848
  • Manfred Bietak: Avaris - The Capital of the Hyksos – Recent Excavations at Tell el-Dab'a, London 1996.

Weblinks

 Commons: Avaris – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Abweichend wird in der Sekundärquelle Praeparatio evangelica ein Misfragmouthosis (ΜισΦραγμοὑθὠσις) anstatt des Kamose genannt.
  2. M. C. Shaw, Bull leaping frescos at Knosos and their influence on the Tel el-Dab'a murals. In: M. Bietak (Hrsg.), TRade, power and cultural exchange: Hyksos Egypt and the Eastern Mediterranean World 1800-1500 BC. Wien 2995, 91-120
  3. Irene Forstner-Müller neue Grabungsleiterin in Ägypten dieuniversitaet-online.at, 2. Oktober 2009 (Abgerufen am 6. Juli 2010)
30.78333333333331.833333333333

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