Richtfunkanlage Berlin-Frohnau

Richtfunkanlage Berlin-Frohnau
Sendemast (vor dem Abriss) und Sendeturm von Nordwesten gesehen
358,6 m hoher Sendemast vor dem Abriss
117,5 m hoher Sendeturm
Sendeturm und -mast direkt nebeneinander
Sprengung des Sendemastes

Die Richtfunkanlage Berlin-Frohnau mit ihrem 117,5 m hohen Sendeturm befindet sich im Norden Berlins im Ortsteil Frohnau. Betreiber und Eigentümer der Richtfunkanlage ist die Deutsche Funkturm (DFMG), ein Tochterunternehmen der Deutschen Telekom mit Sitz in Münster.

Inhaltsverzeichnis

Sendemast (358,6 m hoch)

Der von 1977 bis 1979 für 11,5 Mio. DM errichtete Richtfunkmast war 358,6 Meter hoch und ermöglichte bis zur deutschen Wiedervereinigung eine Richtfunkverbindung mit Westdeutschland, wobei die Gegenstelle der Richtfunkverbindung der Sendemast Gartow 2 nahe dem niedersächsischen Gartow auf dem Höhbeck war. Die Luftlinie zwischen Berlin-Frohnau und Gartow beträgt rund 133 km. Die zehn Radiofrequenzpaare im Bereich zwischen 5 und 8 Gigahertz konnten gleichzeitig bis zu 11.700 Telefonate übertragen. Das Eigengewicht des Mastes betrug 920 Tonnen, das Gewicht der insgesamt 3,8 Kilometer langen Abspannseile betrug 250 Tonnen. In dem Mast gab es einen Aufzug, der bis in eine Höhe von 325 Metern fuhr. An der Basis hatte der Turm eine Abmessung von 4,3 × 4,3 Metern. In den Fundamenten wurden insgesamt 2000 m³ Beton verbaut.

Der Sendemast war nach dem Fernsehturm das zweithöchste Bauwerk Berlins und das vierthöchste Deutschlands. Er verfügte nahe seiner Spitze über einen 4 × 5 Meter großen Betriebsraum für die Richtfunkgeräte. Dieser Raum war zusammen mit dem Betriebsraum des weitestgehend baugleichen Sendemastes Gartow 2 der am höchsten über dem Erdboden gelegene geschlossene Raum aller Bauwerke im EU-Raum. Er war mit einem Fahrstuhl zu erreichen, der für die Fahrt acht Minuten benötigte. Da der Erhalt des Turmes hohe Unterhaltskosten verursachte und keine Nutzungsmöglichkeiten mehr bestanden, beantragte der Eigentümer im Jahr 2008 eine Abrissgenehmigung. Am 8. Februar 2009 wurde der Mast gesprengt.

Chronologie
16. März 1977 Baubeginn
30. Mai 1978 Richtfest
16. Mai 1980 Inbetriebnahme
8. Februar 2009 Sprengung

Sendeturm (117,5 m hoch)

Die Richtfunkanlage Berlin-Frohnau besteht heute aus einem 117,5 Meter hohen freistehenden Stahlfachwerkturm, der von 1971 bis 1972 für 2,5 Mio. DM erbaut wurde. Der Turm hat ein Eigengewicht von 400 Tonnen und für sein Fundament wurden an den vier Stützen jeweils 100 m³ Beton verbaut.

Nutzung

Der Zweck des hohen Sendemasten war ursprünglich die abhörsichere und störungsfreie Übertragung von Nachrichten zwischen Berlin (West) und der alten Bundesrepublik Deutschland über das Gebiet der DDR hinweg. Die Höhe des Turms resultierte aus der Notwendigkeit, die Erdkrümmung zu überwinden. Die Abhörsicherheit erwies sich später als Illusion. Bis zur Inbetriebnahme dieser Anlage war eine Verbindung nur mit Hilfe der störungsanfälligen Technik des Überhorizont-Richtfunks möglich, wie sie beim niedrigeren Sendeturm eingesetzt wurde. Nach der Wiedervereinigung wurden die Richtfunkstrecken außer Betrieb genommen und die Parabolantennen abgebaut.

Allerdings erfolgte in der ersten Hälfte der 1990er-Jahre noch eine Nutzung des großen Mastes für den Richtfunk der Bundeswehr. Weder vom großen noch vom kleinen Turm wurden jemals Fernseh- oder UKW-Hörfunkprogramme gesendet.

Seit 2002 finden in Frohnau auch Versuchssendungen im DRM-Modus auf der Mittelwellenfrequenz 1485 kHz statt. Da keiner der beiden Antennenträger in Frohnau für die Abstrahlung von Mittelwellen konzipiert wurde, errichtete man hierfür eine Langdrahtantenne an einem 10 Meter hohen Mast. Ansonsten dient die Anlage heute überwiegend dem Mobilfunk.

Siehe auch

Weblinks

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