Richard Rau

Richard Rau
Richard Rau (rechts) läuft bei den Olympischen Spielen 1912 hinter Willie Applegarth ins Ziel, die deutsche Stafette wird aber später disqualifiziert.

Richard Rau (* 26. August 1889 in Berlin; † 6. November 1945 in Wjasma, Sowjetunion) war ein deutscher Sprinter, der in den Jahren vor und nach dem Ersten Weltkrieg erfolgreich und zwischen 1909 und 1920 insgesamt zehnmal deutscher Meister über 100 m und 200 m war.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Er startete zunächst für den Verein Westen 05 Berlin, dann für den SC Charlottenburg, der bis auf den heutigen Tag sein Andenken in Form von Richard-Rau-Gedächtnissportfesten wahrt.

Nach Beendigung seiner aktiven Laufbahn wurde Rau ab 1920 Kampfrichter beim SC Charlottenburg. Er beantragte die Mitgliedschaft in der NSDAP und wurde angenommen. Während des Zweiten Weltkriegs war er Offizier der Waffen-SS. Rau starb im Alter von 56 Jahren in einem sowjetischen Kriegsgefangenenlager.

Richard Rau hatte bei einer Größe von 1,72 m ein Wettkampfgewicht von 62 kg.

Weltrekord

Rau war mehrfacher Rekordläufer. Im Jahr 1911 gelangen ihm mit 10,5 Sek. über 100 m sowie mit 22,0 Sek. über 200 m gleich zwei deutsche Rekorde. Sein Rekord über 100 m wurde erst im Jahr 1926 von Helmut Körnig auf 10,4 Sek. (Einstellung des von Charles Paddock gehaltenen Weltrekords) verbessert. Seinen Rekord über 200 m verbesserte er am 28. Juni 1914 selbst, und zwar gleich um 4 Zehntelsekunden auf 21,6 Sek. Diese Leistung konnte erst zehn Jahre später von Hubert Houben unterboten werden (21,5 Sek.).

Raus Pech war es, dass erst im Sommer des Jahres 1912 offizielle Rekordlisten über 100 m eingeführt wurden, in die sich der Amerikaner Donald Lippincott mit seinen am 6. Juli in Stockholm gelaufenen 10,6 Sek. als erster eintragen durfte, einer Zeit, die Rau bereits ein Jahr zuvor (1911) erzielt und in der Folgezeit auch zweimal verbessert hatte:

  • am 28. Mai in Prag (10,6 Sek.)
  • am 9. Juli in Berlin (10,6 Sek.)
  • am 13. August 1911 in Braunschweig (10,5 Sek.)
  • am 2. Mai 1912 in München (10,5 Sek.)

Diese Zeiten wurden jedoch ebenso wenig offiziell anerkannt wie die 10,5 Sek., die Erwin Kern am 26. Mai 1912 in München gelaufen war.

Rau nahm an den Olympischen Spielen 1912 in Stockholm teil. Dort lief er mit der deutschen Stafette im Zwischenlauf der 4-mal-400-Meter-Staffel Weltrekord. Die von Otto Röhr, Max Hermann, Erwin Kern und Schlussläufer Richard Rau am 8. Juli erzielten 42,3 s wurden als erster Weltrekord in dieser Disziplin von der IAAF anerkannt. Im Finale wurde das deutsche Quartett disqualifiziert. Es siegten die Briten (David Jacobs, Henry Macintosh, Victor D’Arcy, Willie Applegarth) in 42,4 Sek. vor den Schweden (Ivan Möller, Charles Luther, Ture Persson, Knut Lindberg) in 42,6 Sek. Über 200 m wurde Rau in 22,2 Sek. Vierter hinter Ralph Craig (21,7 Sek.), Donald Lippincott (21,8 Sek.) und Willie Applegarth (22,0 Sek.).

Weitere Erfolge

Deutsche Meisterschaften:

  • 1909: Meister (100 m)
  • 1910: Meister (100 m und 200 m)
  • 1911: Meister (100 m und 200 m)
  • 1912: Meister (100 m und 200 m)
  • 1916: Meister (200 m)
  • 1919: Meister (100 m) und Vizemeister hinter Arthur Reinhardt (200 m)
  • 1920: Meister (100 m)

Olympische Spiele

1912 Stockholm:

  • Vierter über 200 m in 22,2 Sek.
  • Weltrekord über 4 × 100 m in 42,3 Sek.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Richard Rau — (August 26, 1889 ndash; November 6, 1945) was a German track and field athlete who competed in the 1912 Summer Olympics.In 1912 he finished fourth in the 200 metres competition. In the 100 metres event he was eliminated in the semi finals.He was… …   Wikipedia

  • RAU — Das deutsche Adjektiv rau (vormals rauh) steht für: Rauigkeit als Eigenschaft von Flächen Rauigkeit (Akustik) als akustische Empfindungsgröße Rauheit (Bildbearbeitung) in der Bildbearbeitung Rau ist der Familienname folgender Personen: Andrea Rau …   Deutsch Wikipedia

  • Rau — Das deutsche Adjektiv rau (vormals rauh) steht für: Rauheit als Eigenschaft von Flächen Rauhigkeit (Akustik) als akustische Empfindungsgröße Rauheit (Bildbearbeitung) in der Bildbearbeitung Rau ist der Familienname folgender Personen: Andrea Rau… …   Deutsch Wikipedia

  • Rau — This interesting name is of Old Norse origin, introduced into England by the Viking invaders and settlers of the 9th and 10th Centuries. The modern surname Ralph and its many variant forms, such as Ralf(e), Rafe, Raff, Ralls, Raw(e), Rau, and… …   Surnames reference

  • Richard von Weizsäcker — Mandats 6e président fédéral d Allemagne …   Wikipédia en Français

  • Richard Freiherr von Weizsäcker — Richard von Weizsäcker als Bundespräsident Richard Karl Freiherr von Weizsäcker (* 15. April 1920 in Stuttgart) ist ein deutscher Politiker (CDU). Er war von 1981 bis 1984 Regierender Bürgermeister von Berlin und von 1984 bis 1994 der sechste …   Deutsch Wikipedia

  • Richard Karl Freiherr von Weizsäcker — Richard von Weizsäcker als Bundespräsident Richard Karl Freiherr von Weizsäcker (* 15. April 1920 in Stuttgart) ist ein deutscher Politiker (CDU). Er war von 1981 bis 1984 Regierender Bürgermeister von Berlin und von 1984 bis 1994 der sechste …   Deutsch Wikipedia

  • RAU, HEINZ — (1896–1965), Israel architect. Rau was born in Berlin, where he specialized in interiors, among which were several for Berlin University. When Hitler came to power in 1933 he immigrated to Ereẓ Israel, where he entered the office of richard… …   Encyclopedia of Judaism

  • Richard William Wheaton — Richard William (Wil) Wheaton III (* 29. Juli 1972 in Burbank, Kalifornien, USA) ist ein ehemaliger Kinderdarsteller, heute Schauspieler und Schriftsteller. Wil Wheaton (2001) Seine Popularität verdankt er vor allem der Rolle des Wesley Crusher… …   Deutsch Wikipedia

  • Richard William Wheaton III — Richard William (Wil) Wheaton III (* 29. Juli 1972 in Burbank, Kalifornien, USA) ist ein ehemaliger Kinderdarsteller, heute Schauspieler und Schriftsteller. Wil Wheaton (2001) Seine Popularität verdankt er vor allem der Rolle des Wesley Crusher… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”