Richard Lipinski

Richard Lipinski
Richard Lipinski

Robert Richard Lipinski (* 6. Februar 1867 in Danzig; † 18. April 1936 in Bennewitz) war ein deutscher Gewerkschafter, Politiker und Schriftsteller.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Lipinski, der als drittes Kind eines Balkenhauers und Modelmeisters geboren wurde, musste schon frühzeitig zum Lebensunterhalt der Familie beitragen. Die Trennung der Eltern sowie der frühe Tot des Vaters als auch materielle Not überschatteten seine Jugend. Er machte eine Gärtnerlehre und anschließend eine kaufmännische Ausbildung (Handlungsgehilfenlehre). Er arbeitete von 1882 bis 1891 als Handlungsgehilfe in Danzig. Lipinski kam im Jahr 1886 mit seiner Mutter nach Leipzig wo er zunächst eine Anstellung in einem Destillationsgeschäft und später als Buchhalter in der Spiegel- und Rahmenfabrik seines Bruders fand. Im Jahr 1886 trat er in die Gewerkschaft und 1890 in die SPD ein. Im selben Jahr war er Mitbegründer der „Freien Vereinigung der Kaufleute“ in Leipzig. 1897 war Lipinski Mitbegründer des Zentralverbandes der Handlungsgehilfen. Im Jahr 1900 war er an der Gründung der Vereins der Arbeiterpresse beteiligt. Ein Jahr später war er Mitbegründer der „Unterstützungsvereinigung der auf dem Boden der modernen Arbeiterbewegung stehenden Angestellten“. Von 1894 bis 1901 arbeitete er als Redakteur bei der Leipziger Volkszeitung. Von 1901 bis 1933 betrieb er einen Verlagsbuchhandel in Leipzig und arbeitete schriftstellerisch.

Dokumente zum Sozialisten Gesetz
Rechte und Pflichten des Mieters

Im Jahr 1921 heiratete seine Tochter Margarete, den Politiker und überzeugten Sozialisten, Stanislaw Trabalski.

Politische Karriere

SPD Reichstagsabgeordnete aus Sachsen von 1903

Zwischen 1907 und 1917 war Lipinski der Vorsitzende des Vorstandes der SPD in Leipzig. Von 1903 bis 1907 Mitglied des Reichstages. Im Jahr 1917 wurde er Mitglied der USPD. Mit ihm trat auch der größte Teil der Leipziger Partei zur USPD über. Lipinski war auch in dieser Partei bis 1922 Vorsitzender in Leipzig. Zwischen 1917 und 1922 war er Mitglied im zentralen Beirat der Partei. Vom 15. November 1918 bis 21. Januar 1919 war Lipinski Volksbeauftragter und Vorsitzender des Rates der Volksbeauftragten (entspricht dem heutigen Parlament und damit erster demokratischer Ministerpräsident in Sachsen) im Freistaat Sachsen. Im Dezember 1918 war er Delegierter beim Reichsrätekongress. Zwischen 1919 und 1920 war er Landtagsabgeordneter in Sachsen. Er war Vorsitzender der USPD-Fraktion und stellvertretender Präsident des Landtags. Vom 11. Dezember 1920 bis 2. Februar 1923 war Lipinski unter Wilhelm Buck Innenminister. Im Jahr 1922 trat er wieder der SPD bei. Seither war er wieder wie schon zwischen 1912 und 1916 Mitglied im zentralen Parteiausschuss der SPD. In Leipzig war er erneut bis 1933 Vorsitzender der SPD. Zwischen 1920 und 1933 war Lipinski Mitglied des Reichstages zunächst für die USPD danach für die SPD. Am 22. März 1933 stimmte er im Reichstag gegen das Ermächtigungsgesetz für Adolf Hitler.

Als prominenter Sozialdemokrat und ehemaliger sächsischer Innenminister war Lipinski unter dem NS-Regime in den Jahren 1933 sowie 1934 bis 1935 in Haft; er starb an den Haftfolgen.[1] Lipinskis Grab befindet sich auf dem Leipziger Südfriedhof.

Lipinski war Autor von zahlreichen politischen und sozialpolitischen Schriften (beispielsweise „Die Sozialdemokratie von ihren Anfängen bis 1913. Dokumente zum Sozialistengesetz“, Oktober 1928) sowie unter anderem von 1899 bis 1933 Herausgeber des jährlichen „Der Arbeiterführer für Leipzig“.

Gedenktafeln am Reichstag

Seit 1992 erinnert in Berlin in der Nähe des Reichstags eine der 96 Gedenktafeln für von den Nationalsozialisten ermordete Reichstagsabgeordnete an Lipinski. Im Vorraum des Fraktionsvorstandssaales der SPD im Deutschen Bundestag würdigt eine Texttafel den Widerstand der sozialdemokratischen Parlamentarier gegen das Ermächtigungsgesetz der Nationalsozialisten am 23. März 1933.

Seit dem 6. November 1996 trägt das Leipziger SPD –Traditionshaus, in der Rosa-Luxemburg-Straße 19-21, den Namen Richard-Lipinski-Haus. Das sanierte Büro-, Geschäfts- und Wohnhaus wurde von Inge Wettig-Danielmeier in Gedenken an den führenden Leipziger und sächsischen Sozialdemokraten eingeweiht.

... Und zum Schluß noch eine persönliche Note. Wenn man draußen von der Parteibewegung in Leipzig spricht, dann hat es immer einen eigenartigen Beigeschmak. Die Leipziger sind immer so etwas anrüchig in der deutschen Arbeiterbewegung. Das kommt daher, weil wir in Leipzig bisher bemüht gewesen sind, eine grundsätzliche Politik zu treiben. Wir haben alles darangesetzt, dieses Ziel zu erreichen, und dadurch haben wir es häufig natürlich mit vielen verdorben.Aber nachdem Sie hier eingekehrt sind, nachdem Sie die Leipziger einmal persönlich kennen lernen, nicht bloß vom hörensagen, werden Sie finden, daß es doch ganz nette Kerle sind mit denen sich auskommen läßt. ...

Richard Lipinski, Eröffnungsrede des SDP Parteitages 1909 in Leipzig

Literatur

  • Manfred Hötzel, Karsten Rudolph: Richard Lipinski (1867–1936). Demokratischer Sozialist und Organisator politischer Macht. In: Helga Grebing, Hans Mommsen, Karsten Rudolph (Hrsg.): Demokratie und Emanzipation zwischen Elbe und Saale. Beiträge zur Geschichte der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung bis 1933. Essen 1993, S. 237–262.
  • Michael Rudloff, Thomas Adam (unter Mitarbeit von Jürgen Schlimper): Leipzig. Wiege der deutschen Sozialdemokratie. Leipzig 1996, S. 72 ff.
  • Mike Schmeitzner, Michael Rudloff: Geschichte der Sozialdemokratie im Sächsischen Landtag. Darstellung und Dokumentation 1877–1997. S. 204 f.
  • Jesko Vogel: Der sozialdemokratische Parteibezirk Leipzig in der Weimarer Republik. Sachsens demokratische Tradition. 2 Bände. Hamburg 2006.
  • Wolfgang Stärcke: Lipinski, Richard. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 14, Duncker & Humblot, Berlin 1985, S. 643 f.

Einzelnachweise

  1. Wolfgang Stärcke: Lipinski, Richard. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 14, Duncker & Humblot, Berlin 1985, S. 643 f.

Weblinks


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