Richard Laqueur

Richard Laqueur

Richard Laqueur (* 27. März 1881 in Straßburg; † 25. November 1959 in Hamburg) war ein deutscher Althistoriker und Klassischer Philologe.

Richard Laqueur, ein Sohn des Ophtalmologen Ludwig Laqueur, besuchte bis 1898 das Gymnasium in Straßburg und studierte anschließend von 1898 bis 1903 klassische Philologie und Geschichte in Straßburg, Bonn und erneut in Straßburg. Dort war er 1903/04 Assistent am Klassisch-philologischen Seminar und promovierte im Jahr 1904. Anschließend unternahm er Studienreisen nach Italien, Griechenland, Kleinasien, Spanien und Frankreich. 1907 erfolgte seine Habilitation für klassische Philologie und Hilfswissenschaften an der Universität Göttingen. 1908 erhielt er einen Lehrauftrag an der Universität Kiel. 1909 wurde er planmäßiger außerordentlicher Professor an der Universität Straßburg. 1912 erhielt er dort eine ordentliche Professur. Im selben Jahr erfolgte der Ruf nach Gießen.

Der national gesinnte Deutschjude leistete im Ersten Weltkrieg Kriegsdienst, zunächst als Batterieoffizier, 1915 als Batterieführer sowie 1918 als Abteilungsführer. Im Krieg wurde er mit dem Eisernen Kreuz II. und I. Klasse, der Hessischen Tapferkeitsmedaille, dem Mecklenburgischen Militärverdienstkreuz und dem Hanseatenkreuz ausgezeichnet. 1919 kehrte er nach Gießen zurück. In Gießen lehrte er bis 1930. Er nahm außerdem am Ruhrkampf teil. 1930 wurde er nach Tübingen berufen. Zwei Jahre später folgte er einem Ruf an die Universität Halle. 1936 verlor wegen seiner jüdischen Abstammung seinen Lehrstuhl in Halle.

1939 emigrierte Laqueur in die USA. Dort fand er jedoch keinen Zugang zur etablierten Wissenschaft und arbeitete in einer Handelsgesellschaft. Ein verfasstes Buch über Science and Imagination blieb ungedruckt. In seiner Freizeit betrieb er Shakespeare-Studien. Seit Kriegsende bemühte sich Laqueur an die Universität Halle zurückzukehren, jedoch scheiterte die Rückkehr zunächst an bürokratischen Hemmnissen der Besatzungsmacht. 1947 hintertrieben Kollegen die Rückberufung. 1952 ging er nach Hamburg und wurde dort 1959 zum Honorarprofessor ernannt.

Laqueur konzentrierte sich sehr früh auf die antike Geschichtsschreibung und beschäftigte sich mit lange vernachlässigten Autoren wie Polybios oder Flavius Josephus. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen neben der griechischen und römischen Geschichte die Geschichte des hellenistischen und römischen Judentums und vor allem die antike Wirtschaftsgeschichte und Wirtschaftstheorien.

Schriften (Auswahl)

  • Polybius, Aaalen 1974, ISBN 3-511-00290-7.
  • Der jüdische Historiker Flavius Josephus. Ein biographischer Versuch auf neuer quellenkritischer Grundlage, 2. Auflage, Darmstadt 1970 (1. Auflage erschien bereits 1920).
  • Shakespeares dramatische Konzeption, Tübingen 1955.
  • Das Deutsche Reich von 1871 in weltgeschichtlicher Beleuchtung, Tübingen 1932.
  • Epigraphische Untersuchungen zu den griechischen Volksbeschlüssen, Leipzig 1927.

Literatur

  • Karl Christ: Römische Geschichte und deutsche Geschichtswissenschaft. München 1982, ISBN 3-406-08887-2, S.176f..

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