Richard Gardner

Richard Gardner

Richard Alan Gardner (* 28. April 1931; † 25. Mai 2003) war ein US-amerikanischer Kinderpsychiater. Seit 1963 arbeitete er als klinischer Professor an der Columbia-Universität.

Einen hohen Bekanntheitsgrad erlangte er durch die Einführung des Begriffes PAS (Parental Alienation Syndrome) im Jahr 1985. In Deutschland wird dafür mittlerweile auch der auf seinen Forschungen basierende Begriff Eltern-Kind-Entfremdung verwendet. Er verfasste mehr als 40 Bücher und über 250 Artikel über Themen der Kinderpsychiatrie. In mehreren hundert Fällen trat er in den USA als sachverständiger Gutachter in Sorgerechtsfällen vor Gericht auf.

Inhaltsverzeichnis

Gardners Definition des Parental Alienation Syndrome (PAS)

Gardner prägte den Begriff PAS um ein von ihm und anderen Fachkräften in ihrer Arbeit mit psychisch kranken Kindern erkanntes Phänomen näher beschreiben zu können. Es handelt sich dabei um einen Subtyp elterlicher Entfremdung, bei dem ein entfremdender Elternteil ein Kind in einer Verunglimpfungskampagne gegen den anderen Elternteil programmiert, der gewöhnlich liebevoll und engagiert ist.

Er definierte dazu folgende 8 PAS-Symptome:

  1. Fortgesetzte und unbegründete Zurückweisung und Verunglimpfung eines Elternteils durch das Kind
    An gemeinsame schöne Erinnerungen mit dem entfremdeten Elternteil kann sich das Kind nicht mehr erinnern. Das Kind wertet den entfremdeten Elternteil ab, ohne Anzeichen von Verlegenheit und Schuldgefühlen zu entwickeln, und beschreibt ihn generell als böse und gefährlich. Wird allerdings konkreter nachgefragt, können die Vorwürfe nicht näher präzisiert werden.
  2. Absurde Rationalisierungen:
    Die Kinder entwickeln für ihre feindselige und ablehnende Haltung irrationale und absurde Rechtfertigungen, welche in keinen Zusammenhang mit tatsächlichen Erfahrungen stehen.
  3. Fehlen von normaler Ambivalenz
    In normalen Beziehungen zwischen Menschen gibt es immer eine Ambivalenz. An jedem gibt es Verhaltensweisen die gut und weniger gut gefallen. Kinder, die von PAS betroffen sind, beschreiben den einen Elternteil als nur gut, den anderen als nur böse. Diese Schwarz-Weiss Spaltung ist für PAS besonders kennzeichnend.
  4. Reflexartige Parteinahme für den entfremdenden Elternteil
    Innerhalb von Familienanhörungen wird ohne zu zögern und ohne Anzeichen von Zweifel für den betreuenden Elternteil einseitig Partei ergriffen.
  5. Eine Ausweitung der Feindseligkeit auf die gesamte Familie und das weitere Umfeld des entfremdeten Elternteils
    Kontakte zu Großeltern, Freunden und Verwandten des abgelehnten Elternteils, mit denen das Kind bislang eine gute und warme Beziehung unterhielt, werden plötzlich und ebenfalls mit absurden Begründungen abgelehnt.
  6. Das Phänomen der „eigenen Meinung“
    Der "eigene Wille" und die "eigene Meinung" werden vom betreuenden Elternteil besonders gefördert. Von PAS betroffene Kinder können teilweise schon mit drei oder vier Jahren darauf hinweisen, dass alles, was sie sagen, auch wirklich ihre eigene Meinung ist.
  7. Abwesenheit von Schuldgefühlen gegenüber dem entfremdeten Elternteil
    PAS-Kinder hegen keine Schuldgefühle oder Mitgefühl. Sie behaupten, dass der abgelehnte Elternteil nicht unter dem Kontaktverlust zu seinem Kind leide. Er sei selbst schuld, und es sei gerecht, keinen Kontakt mehr zu ihm haben.
  8. Übernahme „geborgter Szenarien“
    PAS-Kinder schildern Szenarien und Vorwürfe, welche durch den betreuenden Erwachsenen vermittelt wurden, die sie aber nicht selbst mit dem anderen Elternteil erfahren haben.

Kritik an Gardners Arbeit (PAS)

Kritik wird an Gardners Arbeit geübt, weil er keine umfassende, allgemeingültige Therorie über Eltern-Kind-Entfremdungsphänomene bei Trennung und Scheidung liefern konnte, und bei seinen Vorschlägen zur Überwindung von PAS-Konstellationen den systemischen Aspekt von PAS zu wenig berücksichtigt hat. Dennoch wird ihm Anerkennung dafür entgegengebracht Anregungen zu der notwendigen und überfälligen gesellschaftlichen und fachlichen Debatte zu Entfremdungsprozessen geliefert zu haben.

Literatur

R. A. Gardner, The Parental Alienation Syndrome. A Guide for Mental Health and Legal Professionals, 2nd Edition Creative Therapeutics Inc., Creskill, New Jersey 07626-0522, USA (1998). ISBN 0-933812-42-6.

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