Ricardo Villalobos

Ricardo Villalobos
Ricardo Villalobos (3. v.l.) mit Cassy Briton, Akufen und Luciano

Ricardo Villalobos (* 6. August 1970 in Santiago de Chile) ist ein chilenischer DJ und Musiker, der in Deutschland aufwuchs und arbeitet, und sich durch einen genreübergreifenden eigenen Stilmix aus House, Techno, Minimal Techno und südamerikanisch-perkussiven Klängen einen Namen gemacht hat.

Biografie

Ricardo Villalobos kam als Kleinkind nach Deutschland, nachdem seine Eltern infolge des Militärputsches Chile verlassen mussten. Die Familie siedelte sich in Seeheim-Jugenheim (in der Nähe von Darmstadt) an, die Eltern arbeiteten auf dem Frankfurter Flughafen. Ricardo Villalobos hat viele Talente. Sportlich setzte er sich in der damaligen Volleyballmannschaft des TV-Jugenheim 1888 e.V. ebenfalls unter Trainer Martin Jünemann gut in Szene. Früh begeistert sich Villalobos für Musik. Sein Vater war ihm nach seinen Angaben ein wichtiges Vorbild und Mentor, durch ihn lernte er viele Musikrichtungen kennen: den im familiären Freundeskreis geschätzten Salsa, aber auch Rock und elektronische Musik. Bereits als Jugendlicher erlernte er das Trommeln mit Congas und spielte live auf Tanzveranstaltungen der Freunde des Vaters, die eine Veranstaltungsagentur betrieben. Der Vater war es auch, der den 15-jährigen Ricardo erstmals in die damals legendäre Disco „Dorian Gray“ im Frankfurter Flughafen mitnahm.

1988 stand Ricardo das erste Mal als DJ hinter dem Pult einer Disco, nachdem er schon auf einigen Schul- und Kellerpartys sein Können unter Beweis gestellt hatte. Er begeisterte sich damals für Depeche Mode und begann auch, eigene Musik in deren Stil aufzunehmen. Zu Beginn der 1990er Jahre begeisterte sich Villalobos für den aufkommenden Acid-House, der nun seine DJ-Sets und seine eigenen Aufnahmen prägen sollten. 1992 debütierte er mit einer Maxisingle auf dem „Overload“-Label und veranstaltete illegale Technopartys, die ihn überregional bekannt machen sollten. Seine ebenfalls zu dieser Zeit gegründeten eigenen Labels „Elastic Music“ und „Plastic Flavour“ hatten jedoch keinen Erfolg und wurden bald darauf wieder eingestellt.

1994 wurde er von den Machern des Ongaku-Labels eingeladen, während eines großen Festival während der Sonnenfinsternis in Chile aufzulegen. Dadurch wurde Villalobos in seiner alten Heimat bekannt, wo er künftig, speziell während der deutschen Wintermonate, regelmäßig auflegen sollte. 1995 wurde er Resident-DJ im Frankfurter „Box“, später auch im legendären „Omen“. Später kamen zahlreiche Auftritte im bekannten Stammheim Kassel hinzu. Weitere Plattenveröffentlichungen folgten. 1997 begann er regelmäßig in Clubs auf Ibiza aufzulegen, wo er spätestens 1999 bei den „Cocoon-Clubbing-Events“ von Sven Väth, die ihren Ursprung im Frankfurter Techno-Club U60311 haben, und als Resident-DJ bei der Qualitätssause Green & Blue, mit der der elektronische Festivalsommer in Deutschland seit 2003 traditionell schließt, in die erste Riege nationaler DJs aufstieg.

Im Sommer 2003 erschien seine Mix-CD „Taka Taka“, und im Herbst 2003 legte Villalobos mit „Alcachofa“ auf Playhouse erstmals auch ein eigenes Album vor, das eine durchweg positive Presseresonanz erfuhr. Anfang 2005 folgte sein zweites Album unter dem Namen „Thé au Harem d’Archimède“ auf Perlon. Die Eigenproduktionen von Ricardo Villalobos lassen sich keinem klaren Genre zuordnen. Auf seinen Alben sind sowohl Einflüsse von Acid House und Minimalismus, gleichermaßen aber auch südamerikanische und balearische Anklänge zu finden. Im Herbst 2006 erregte Villalobos mit der Veröffentlichung des rund 37 Minuten langen Tracks „Fizheuer Zieheuer“ Aufsehen.

Villalobos, inzwischen in Berlin beheimatet, gründete auch das Projekt „Narod Niki“, in dem acht bekannte DJ-Größen gemeinsame Livesets nur mit ihren Laptops bestreiten, darunter Richie Hawtin, mit dem Villalobos bereits seit Beginn seiner DJ-Tätigkeit auf Ibiza immer wieder zusammenarbeitet.

2007 gründete er das Label „Sei es drum“ auf dem im November das gleichnamige Album erschien.

Am 5. September 2008 nahm Villalobos am Filmprojekt „24h Berlin“ Teil, dessen Ergebnis ein Jahr später im Fernsehen ausgestrahlt wurde. Die Dokumentation zeigt ihn ab dem 19-Uhr-Kapitel zunächst in seinem Studio, wo er an der „Dramaturgie der Nacht“ feilt, und danach bei seinem Auftritt im Berghain.

Außerdem widmete der deutsche Regisseur Romuald Karmakar ihm einen Film mit dem Titel „Villalobos“. Dieser feierte 2009 Premiere bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig. Die Deutschlandpremiere erfolgt auf der 33. Duisburger Filmwoche.

Diskografie (Alben)

  • Love Family Trax (Mix-CD), 2002
  • Taka Taka (Mix-CD), 2003
  • Alcachofa, 2003
  • Thé au Harem d’Archimède, 2005
  • Green & Blue (2x Mix-CD), 2006
  • Salvador, 2006
  • Fizheuer Zieheuer, 2006
  • Fabric 36, 2007
  • Sei Es Drum, 2007
  • Vasco, 2008
  • Re: ECM (Ricardo Villalobos/Max Loderbauer), 2011

Weblinks


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