Ribat

Ribat
Der Ribat von Sousse

Ribat (arabisch ‏رباط‎, DMG ribāṭ ‚Festung‘) ist die arabische Bezeichnung für Grenzbefestigungen an der Grenze des islamischen Gebietes (Dar al-Islam) zur Durchführung des kriegerischen Dschihad in den ersten Jahrhunderten der islamischen Expansion.

Der Ribat ist der Ort, wo die Muslime ihre Reittiere versammelt und festgebunden (rabaṭa) hatten; seine Entstehung ging somit auf die religiöse Pflicht des Dschihad, auf die militärische Ausbreitung des islamischen Gebietes und dessen Verteidigung zurück. Diese militärischen Festungen boten auch den Bewohnern der gefährdeten Gebiete weitgehenden Schutz.

Inhaltsverzeichnis

Ribat als Festung

Das Bauen einer Festung, oder die Erweiterung eines bestehenden Ribats galt als frommes Werk. Sie entstanden entlang der Demarkationslinie zu den nichtislamischen (meist christlichen) Gebieten (Dar al-Harb): Im islamischen Osten nannte man sie thagr (Pl. thugūr), im islamischen Westen und in al-Andalus hießen sie Festung (hisn) oder Kastell (qasr).[1] Die Bewohner der Festungen waren nicht nur kampfbereite Soldaten, sondern auch Gelehrte, die sich der moralischen Unterstützung der Kämpfer widmeten.

Der erste Ribat in Nordafrika ist gegen Ende des 8. Jahrhunderts in Monastir an der Mittelmeerküste errichtet worden. Lokalen Überlieferungen zufolge war der Aufenthalt in Monastir besonders verdienstvoll: "Monastir ist eines der Tore des Himmelreichs" heißt es in einem auf den Propheten Mohammed zurückgeführten Spruch. Der Ribat von Monastir ist eine Gründung des Emirs von Ifrīqiyā Harṯama ibn Aʿyan († 796) auf den Resten einer byzantinischen Klosteranlage. Mosaikreste, die man während Renovierungsarbeiten neben den Fundementen des Turms aufgefunden hatte, sind zugeschüttet worden. Die Zisternen stiftete der Aghlabidenherrscher Abu Ibrahim Ahmad († 863). Da aber die Gelder aus dem Besitz des Herrschers - somit aus dubioser Quelle - kamen, weigerten sich manche Asketen, die sich dort als murābiṭūn aufgehalten haben, das Wasser aus diesen Zisternen zu trinken.

Der militärische und religiöse Charakter des Ribats drückt sich auch in der Architektur aus. Der in seiner Originalform am besten erhaltene Ribat von Sousse aus der Zeit der Aghlabiden hatte im Obergeschoss eine Moschee mit Wohneinheiten und einem Wehrturm, während im Erdgeschoss Lagerräume um den weiten Innenhof angeordnet waren.

Das islamische Befestigungssystem durch Ribats reichte geografisch bis an die Grenzen der Provinz Guadalajara (Wādī ʾl-Ḥiǧāra) in Zentralspanien. Ende des 9. Jahrhunderts beteiligten sich muslimische Truppen aus dieser Region an dem Dschihad gegen Alfonso III. Die marokkanische Hauptstadt Rabat wurde als Ribat gegründet und entsprechend benannt.

Nach den ersten Jahrhunderten der islamischen Ausbreitung veränderte sich die Funktion der Ribats. Um das 11. Jahrhundert wurden sie zu Zentren des religiösen Lernens. Zu dieser Zeit begannen in Nordwestafrika Sufi-Prediger ihre Lehren zu verbreiten. Mit dem Heiligenkult, der um diese Islamgelehrten entstand, wandelten sich die ehemaligen Grenzfestungen zu zāwiyas, Zentren von Sufiordensgemeischaften.[2]

Ribat als Lebensführung

Das Wort ribat ist auch ein nomen actionis und bezeichnet somit eine Tätigkeit im Sinne von "an der Grenze stationiert sein". Die nordafrikanischen Lokalhistoriker und Biografen, die die Ribats detailliert beschreiben, verwenden den Begriff ausschließlich in diesem Sinne. Derjenige, der sich auf diesem Posten aufhält, ist ein murābiṭ.

Literatur

  • Heinz Halm: Nachrichten zu Bauten der Aġlabiden und Fatimiden in Libyen und Tunesien. In: Die Welt des Orients (WdO) 23 (1992), S. 129–157
  • Alexandre Lézine: Le ribat de Sousse, suivi de notes sur le ribat de Monastir. Tunis 1956.
  • Alexandre Lézine: Deux villes d'Ifriqiya. Paris 1971.
  • Hadi Roger Idris: Contribution à l'histoire de 'l-Ifriqiya. In: Revue des Etudes Islamiques 9 (1935) 104-178; 273-305; 10 (1936) 45-104.
  • L'Art Islamique en Méditerranée Tunisie Ifriqiya. Treize Siècles d'Art et d'Architecture en Tunisie. ISBN 2-7449-0166-0

Einzelnachweise

  1. Heinz Halm (1992), S. 130f
  2. Jamil M. Abun-Nasr: A history of the Maghrib in the Islamic period. Cambridge University Press, Cambridge 1987, S. 22

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