Rheinseilbahn (Koblenz)

Rheinseilbahn (Koblenz)
Die Rheinseilbahn mit Blick auf die Festung Ehrenbreitstein
Blick aus einer Gondel auf Koblenz
Talstation der Seilbahn
Bergstation der Seilbahn
Blick aus einer Gondel auf die Festung Ehrenbreitstein

Die Rheinseilbahn in Koblenz, auch BUGA-Seilbahn genannt, wurde als Attraktion und ökologisch sinnvolle Verkehrsverbindung zur Bundesgartenschau 2011 gebaut. Die Luftseilbahn über den Rhein verbindet seit Juni 2010 die Rheinanlagen in Höhe der Kastorkirche mit dem Plateau vor der Festung Ehrenbreitstein. Sie ist Deutschlands erste Dreiseilumlaufbahn und hat mit 7.600 Personen pro Stunde die weltweit größte Leistungsfähigkeit; ihre Baukosten betrugen rund 12 Millionen Euro.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Bereits für die Bundesgartenschau 1957 war eine Rheinseilbahn in Köln errichtet worden, die das Ausstellungsgelände, den Rheinpark, mit dem linksrheinischen Ufer in der Nähe des Kölner Zoos und der Kölner Flora verband. Bei den Planungen zur Bundesgartenschau 2011 stand Koblenz vor dem vergleichbaren Problem, wie die weit auseinander liegenden Kernbereiche auf der linken Rheinseite und auf dem Ehrenbreitstein miteinander zu verbinden seien. Zur Debatte standen eine Busverbindung oder eine urbane Seilbahn über den Rhein. Ausschlaggebend für die Errichtung einer Seilbahn war deren positive Ökobilanz gegenüber einem Bustransfer der Besucher. Auch verschiedene Streckenführungen wurden diskutiert, aber schließlich entschied man sich für die direkte Streckenvariante hoch zum Festungsplateau.

Im November 2008 fiel die Entscheidung, die Kabinenseilbahn durch die österreichische Firma Doppelmayr bauen zu lassen.[1] Der Konzessionsvertrag sieht vor, dass das Unternehmen die Seilbahn baut, betreibt und im November 2013 wieder abbaut. Der Abbau nach drei Jahren war ursprünglich notwendig, um den UNESCO-Welterbe-Status der „Kulturlandschaft Oberes Mittelrheintal“ nicht zu gefährden. Die Bürgerinitiative Pro Seilbahn ist aber bestrebt, die Seilbahn vor allem wegen ihrer Ökobilanz auch über das geplante Abbaudatum hinaus zu erhalten.[2][3]

Umweltschützer kritisierten die notwendigen Baumfällungen in den Rheinanlagen von Koblenz. Diese wurden jedoch im Verhältnis 1 : 3 wieder ersetzt. Baubeginn war am 15. April 2009 mit der Fällung erster Bäume. Die beiden Stationen mitsamt den Seilbahnstützen wurden bis Dezember 2009 fertiggestellt. Mit den Arbeiten für den Seilzug wurde am 26. Januar 2010 begonnen. Ein Hubschrauber führte ein erstes Nylonseil von der Bergstation ins Tal.[4] Vier Tage später wurden die ersten beiden Vorseile aus Stahl mittels eines schwimmenden Pontons über den Rhein gebracht und zwischen den beiden Stationen gespannt. In den folgenden Wochen wurden diese durch immer dickere Seile ersetzt. Die ersten Kabinen wurden im Mai 2010 an das bis dahin aufgezogene Zugseil montiert. Die Seilbahn wurde im Juni 2010 fertiggestellt und am 2. Juli 2010 unter Teilnahme des rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Kurt Beck und des Koblenzer Oberbürgermeisters Joachim Hofmann-Göttig offiziell eingeweiht.[5][6] Bereits ab dem 4. Juli 2010 wurde der öffentliche Fahrbetrieb für etwa drei Monate aufgenommen.[7] Bereits im ersten Betriebsmonat nutzten 50.000 Fahrgäste die Seilbahn[8], bis zum Ende des ersten öffentlichen Fahrbetriebs Anfang Oktober 2010 sogar fast 180.000 Fahrgäste[9]. Der Regelbetrieb startete mit Eröffnung der Bundesgartenschau am 15. April 2011.

Im April 2011 wurde bekannt, dass Verhandlungen der Stadt Koblenz mit der Firma Doppelmayr laufen, die Rheinseilbahn fünf Jahre lang zu betreiben. Die UNESCO hat im Juni 2011, auf ihrem 7. UNESCO-Welterbetag mitgeteilt, dass der Weltkulturerbe-Status durch die Rheinseilbahn nicht gefährdet sei. Doppelmayr will über einen weiteren Betrieb jedoch erst nach Ende 2012 verhandeln.[10]

Technische Daten

Die Dreiseilumlaufbahn überwindet bei einer Gesamtlänge von 890 Meter mithilfe von frei über den Rhein gespannter Seile 112 Höhenmeter zwischen den beiden Stationen. Direkt an jeder Station befindet sich eine Seilbahnstütze, das freie Spannfeld zwischen den beiden Stützen beträgt 850 Meter. Sie erreicht im Normalbetrieb eine Fahrgeschwindigkeit von 16 km/h (4,5 m/s) und kann dabei mit 18 Kabinen für jeweils 35 Passagiere pro Stunde etwa 3.000 Menschen in jede Richtung befördern. Mit einer maximalen Förderkapazität von insgesamt 7.600 Menschen pro Stunde (bei einer erhöhten Geschwindigkeit von 5,5 m/s) ist sie als Luftseilbahn weltweit unübertroffen.[11][12] Die verglasten Panoramakabinen bieten dabei einen weiten Blick ins Mittelrheintal und pendeln in vier Minuten zwischen den beiden Stationen. Angetrieben wird die Seilbahn von einem verbrauchsarmen Elektromotor mit einer Leistung von 956 kW (1300 PS), der mit Ökostrom betrieben wird.[13]

Die kuppelbaren Gondeln der Rheinseilbahn fahren auf zwei fest installierten, jeweils 54 mm dicken und 17 Tonnen schweren Tragseilen und werden durch ein gleichmäßig umlaufendes, endlos gespleißtes Zugseil bewegt. In den Stationen werden sie vom Zugseil automatisch abgekuppelt und zum Aussteigen verlangsamt. Dort fahren sie an Schienen hängend um die Kurve zum Einsteigeplatz. Nach dem Einstieg der Fahrgäste wird die Gondel beschleunigt, wieder an das Zugseil angekuppelt und auf die beiden Tragseile der Gegenrichtung gefahren.

Gebaut wurden die 18 Kabinen von der in Olten (Schweiz) ansässigen Firma CWA Constructions. Eine Kabine (Kabine Nr. 17) wurde mit einem Glastisch mit Sicht nach unten ausgestattet, die letzte soll als Beispiel für künftige Urbane Seilbahnen im ÖPNV stehen und wurde mit spezieller Sitzanordnung und Innenausstattung sowie einem Infosystem ausgestattet. Die Gondeln wiegen einschließlich des Laufwerks jeweils 3,5 Tonnen.

Siehe auch

Literatur

  • Dokumentation zur Bundesgartenschau 2011 in Koblenz
    • Band 1: Stadt im Wandel: Die Region Mittelrhein bereitet sich vor. Garwain, April 2011, ISBN 978-3-936436-19-8

Weblinks

 Commons: Rheinseilbahn Koblenz – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Doppelmayr baut zur Koblenzer Buga eine der größten Seilbahnen Europas über Rhein in: Rhein-Zeitung, 27. November 2008
  2. Initiative will Buga-Seilbahn auf Dauer erhalten in: Rhein-Zeitung, 26. Januar 2010
  3. Seilbahn doch auf Dauer? in: CDU-Fraktion Koblenz, abgerufen am 4. Juli 2010
  4. Hubschrauber bringt Seil für BUGA-Seilbahn in: Rhein-Zeitung, 26. Januar 2010
  5. Die Größte! Koblenzer Buga-Seilbahn gondelt jetzt über den Rhein in: Rhein-Zeitung, 2. Juli 2010
  6. BUGA-Seilbahn feierlich eingeweiht in: SWR Fernsehen, 2. Juli 2010
  7. BUGA 2011 aktuell, April 2010
  8. 50 000 fahren mit neuer Rhein-Seilbahn in: Rhein-Zeitung, 4. August 2010
  9. Seilbahn-Saison endet mit 180.000 Fahrgästen in: buga2011.de, 4. Oktober 2010
  10. Unesco: Buga-Seilbahn schadet Welterbe nicht in: Rhein-Zeitung, 6. Juni 2011
  11. Seilbahn für Koblenz in: Informationsblatt der Firma Doppelmayr, abgerufen am 27. Januar 2010
  12. Größte Seilbahn Deutschlands eröffnet in: doppelmayr.com, abgerufen am 4. Juli 2010
  13. Datenblatt zur BUGA-Seilbahn
50.3638888888897.6088888888889

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