Revolutionäre Gewerkschafts-Opposition

Revolutionäre Gewerkschafts-Opposition

Die Revolutionäre Gewerkschafts-Opposition (RGO) war die kommunistische Gewerkschaft in der Weimarer Republik.

Als der IV. Weltkongress der Roten Gewerkschafts-Internationale (RGI) und der VI. Weltkongress der Kommunistischen Internationale (Komintern) einen ultralinken Kurs gegen die Sozialdemokraten beschlossen, die sie auch als Sozialfaschisten bezeichneten, begannen sie 1928 mit einer systematischen Fraktionsarbeit im Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund (ADGB). Am 14. März 1929 beschloss das ZK der KPD, die aus den Gewerkschaften ausgeschlossenen Parteimitglieder zu registrieren. Der im Juni 1929 aus dem DMV ausgeschlossene Michael Niederkirchner gründete eine Hilfsorganisation für Ausgeschlossene, die zur Keimzelle der RGO wurde. Die im ADGB verbliebenen KPD-Mitglieder gingen zu einer prinzipiellen Opposition über.

Seit 1930 wurde die RGO als „rote Klassengewerkschaft“ propagiert und mehrfach Übertrittskampagnen eingeleitet, die jedoch nie großen Erfolg erzielten. Ihre maximale Mitgliederzahl wurde 1932 mit 322.000 angegeben. Große Teile des Gewerkschaftsflügels verließen die KPD, mehr als die Hälfte der RGO-Mitglieder war arbeitslos und aus propagandistischen Gründen wurden nur Ein-, keine Austritte gezählt. Da die Kommunisten durch diese Politik ihren Einfluss bei den Gewerkschaften durch ihre Austritte, weniger durch Ausschlüsse verloren, wurde die Strategie erneut geändert: Ab 1931 hatten Kommunisten Oppositionsarbeit im ADGB und allen Verbänden zu leisten und für eine Stärkung der „roten Verbände“, gemeint waren die Vorläuferorganisationen kommunistischer Einzelgewerkschaften, zu sorgen. Damit erhielt die RGO die Rolle einer kommunistischen Vorfeldorganisation, die ihren Anspruch auf eine eigenständige kommunistische Gewerkschaftsbewegung nicht einlösen konnte. Die drei größten roten Verbände organisierten in den Bereichen Metall, Bergbau und Bau nie mehr als 1 % der Beschäftigten. Die Leitung der RGO wurden nicht auf ordentlichen Gewerkschaftstagen gewählt, sondern das Reichskomitee der RGO war aus der Gewerkschaftsabteilung des Zentralkomitees der KPD hervorgegangen.

1932 erregte die RGO in ganz Deutschland Aufmerksamkeit, da sie gemeinsam mit Nationalsozialisten in den Berliner Verkehrsbetrieben gegen den verordneten Lohnabbau streikte. Hier handelte es sich allerdings um die Unterstützung eines von den Gewerkschaften abgelehnten „wilden Streiks“ der BVG-Beschäftigten. Durch einen Anschluss an den Streik versuchten die in der Arbeiterbewegung so gut wie gar nicht verankerten Nazis, Propagandaerfolge für den „Nationalen Sozialismus“ zu verbuchen. Nach der Machtübernahme der Nazis wurden nicht nur die Freien Gewerkschaften, sondern auch die RGO von den Nationalsozialisten zerschlagen, ebenso wurde der nationalistisch-antikapitalistische Flügel der NSDAP um Gregor Strasser eliminiert. Die vermeintliche antikapitalistische Ausrichtung der Partei hatte sich eindeutig als leere Phrase erwiesen.

Nach dem Krieg gab es in der DDR den Freien Deutschen Gewerkschaftsbund als parteiübergreifende Einheitsgewerkschaft. Nach dem Zweiten Weltkrieg gibt es in Deutschland, im Unterschied beispielsweise zu Frankreich, keinen kommunistischen Gewerkschaftsbund.

Versuche der KPD(AO) und der KPD/ML in den 1970er Jahren, die RGO-Politik wiederzubeleben, blieben ohne große Wirkung.


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