Rettungshubschrauber

Rettungshubschrauber
EC 135 im Flug.jpg
Flugzeugdaten RTH
Besatzung: Notarzt, HEMS Crew Member, Pilot(en), ev. Bordwart/Bergretter
Einsatz: akute Notfälle mit Notarztindikation, Sekundärverlegungen

Rettungshubschrauber (RTH, Rettungs-Transport-Hubschrauber) sind speziell ausgerüstete Hubschrauber, die in der Luftrettung als Notarztzubringer im Rahmen des Rendezvous-Systems („Primär-Einsatz“)[1] und als Verlegungsmittel für Klinikpatienten („Sekundär-Einsatz“) dienen. In Österreich werden sie überwiegend als Notarzthubschrauber (NAH) bezeichnet.

Notarzt-Einsatz-Hubschrauber (NEH) dagegen sind reine Notarztzubringer, entsprechen dem am Boden eingesetzten Notarzteinsatzfahrzeug und können keine Patienten transportieren. Im Gegensatz zu den Rettungshubschraubern werden sie nur selten vorgehalten.

Inhaltsverzeichnis

Einsatzbereich

Rettungshubschrauber Christophorus 9 im Einsatz
Innenansicht in das Cockpit des Christoph 26 aus Sanderbusch

Notarzteinsatz

Die Rettungsleitstelle entsendet einen Rettungshubschrauber immer dann, wenn ein schneller Notarzteinsatz notwendig ist und kein bodengebundener Notarzt zur Verfügung steht oder wenn die speziellen Vorteile eines Rettungshubschraubers gefragt sind. Es wird ebenfalls nach der Schwere der Verletzungen und nach anderen medizinischen Kriterien entschieden, ob der RTH eingesetzt werden muss. In den meisten Fällen werden die Patienten anschließend nicht mit dem RTH, sondern mit einem Rettungswagen transportiert.

Vorteile

  • Einsatzfähigkeit in schwer zugänglichen Gegenden.
  • Unabhängigkeit von Staus und Fahrbahnzustand (z. B. Eisglätte).
  • zügiger und schonender Transport mit medizinischer Betreuung und umfassender Überwachungsmöglichkeit auch in weiter entfernte Krankenhäuser.[2]

Nachteile

Obwohl Rettungshubschrauber auch nachts eingesetzt werden können, ist das Risiko für Landungen in unbekanntem Gelände dabei so hoch, dass sich die Dienstzeit meist nur auf die Zeit zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang beschränkt. Nachteinsätze sind dementsprechend selten.
Seit Mitte 2009 laufen bei europäischen Herstellern Initiativen, den Einsatz von bislang vorwiegend militärisch genutzten Nachtsichtbrillen (engl.: NVG = Night Vision Goggles, siehe auch Nachtsichtgerät) auch für zivile Hubschraubereinsätze, insbesondere die Rettungsfliegerei zuzulassen. Hierfür müssen die Hubschrauber über ein besonders gestaltetes Cockpit (NVG kompatibel) und besonders gestaltete Außenbeleuchtung (NVG freundlich) verfügen. Es muss eine entsprechend leistungsfähige Nachtsichtbrille nach modernem Standard (Class B) verwendet werden. Die Crew muss speziell geschult sein und das Einsatzgebiet bei Tageslicht kennen. Die entsprechend ausgestatteten Hubschrauber erhalten Einzelzulassungen der europäischen Luftfahrtbehörde EASA.[3][4]

Die Vor- und Nachteile der Durchführung eines Fluges müssen gegeneinander abgewogen werden. In Zweifelsfällen trifft der Pilot die Entscheidung, er hat die Verantwortung für die Sicherheit seines Hubschraubers und der Besatzung.

Patienten-Verlegungsflüge

Die nächtliche Luftrettung auf dem Sektor der interklinischen Patienten-Verlegungsflüge hingegen ist keine Besonderheit mehr. Eine erhebliche Anzahl von Intensivtransporthubschrauber-Stationen ist rund um die Uhr einsatzbereit.

Ausrüstung

Die Mindestausstattung orientiert sich hinsichtlich der medizinischen Geräte, Medikamente und Materialien am Notarztwagen; sie ist durch die DIN 13230-3 geregelt. Damit kann eine Versorgung vor Ort und während des Transportes auf notfallmedizinischem Niveau erfolgen.

Für spezielle Anforderungen kann die Ausrüstung auch erweitert werden. Zum Beispiel ist am Meer oder im Gebirge (zum Einsatz bei Bergunfällen) am Rettungshubschrauber oft auch eine seitliche Winde angebracht, womit der Patient auf einer Trage im Flug hochgehoben und verladen werden kann. Ohne diese Winde kann der Patient zwar auch mit dem Hubschrauber hochgezogen werden, dann muss aber der Hubschrauber später landen, um den Patienten auch verladen zu können.

Besatzung

Die Besatzung eines deutschen RTH besteht in der Regel aus dem Piloten, einem Notarzt und einem HEMS Crew Member, einem speziell ausgebildeten Rettungsassistenten. Bei bestimmten RTH-Typen gehört zur fliegerischen Besatzung zusätzlich ein Bordwart. Fallweise werden auch Praktikanten mitgenommen.

Pilot und Bordwart sind Angestellte des Betreibers. Der HEMS Crew Member ist oft Angestellter der Hilfsorganisation, mit der der Betreiber eine Partnerschaft eingegangen ist, selten beim Betreiber selbst angestellt (Ausnahme etwa die Hubschrauber der Bundeswehr). Der Notarzt ist ein Arzt des Krankenhauses, an dem der RTH stationiert ist, in vielen Fällen leistet er in der einsatzfreien Zeit normalen Stationsdienst.

In Österreich werden Rettungshubschrauber mit einem Notarzt, einem Piloten, sowie einem zum HEMS Crew Member ausgebildeten Notfallsanitäter besetzt. Bei einigen RTHs, die vorwiegend in alpinem Gelände eingesetzt werden, ist als viertes Besatzungsmitglied ein ebenfalls speziell geschulter Bergretter an Bord. Hauptsächlich aus finanziellen Gründen wird aber auch auf diesen Hubschraubern zunehmend die Besatzungszahl auf drei reduziert, in diesem Fall müssen die Notfallsanitäter die Bergretter-Ausbildung, sowie eine Flugretter-Schulung absolvieren.

Reichweite

Der Aktionsradius beträgt typischerweise 50–70 km. Durch die vorhandenen Hubschrauber wird damit ein Großteil des bundesdeutschen Gebiets abgedeckt.[5]

Betreiber

Deutschland

Eurocopter EC 135 Rettungshubschrauber Christoph 35 des Bundesministerium des Innern im Landeanflug auf seine Heimatbasis Marienberg, Brandenburg an der Havel
Eurocopter EC 135 P2+ D-HDRS in der Luft
30-Pf-Briefmarke der Dauermarkenserie Industrie und Technik der Deutschen Bundespost (14. August 1975)

In Deutschland werden Rettungshubschrauber vom ADAC (38), der DRF Luftrettung mit ihren Partnern HDM Luftrettung und HSD (29[6]), dem Bundesministerium des Innern (12), der Elbe Helicopter Rainer Zemke GmbH & Co. KG (1) und der HeliFlight GmbH & Co. KG (1) betrieben. Die Bundeswehr hat mit den Hubschraubern der Luftwaffe den Flugbetrieb an Rettungszentren eingestellt. Sie betreibt weiterhin den SAR-Dienst in Deutschland. Die Hubschrauber können im Einzelfall zu zivilen Rettungsdiensteinsätzen alarmiert werden. Sie sind keine notarztbesetzten Rettungsmittel.

Sie werden nach dem Schutzpatron der Reisenden, dem heiligen „Christophorus“ benannt. Daher lautet ihr Funkrufname Christoph + Kennzahl – also beispielsweise „Christoph 1“ für den Rettungshubschrauber in München. Wird der Hubschrauber in der grenzüberschreitenden Rettung eingesetzt werden, trägt er bis auf wenige Ausnahmen als Zusatz Europa (Bsp.: Christoph Europa 1“). Analog dazu heißen auch die Rettungshubschrauber des österreichischen ÖAMTC „Christophorus. Die SAR-Hubschrauber der Bundeswehr haben abweichend hierzu den Funkrufnamen SAR (+ Kennzahl).

Standorte

siehe Liste der Standorte im Artikel Luftrettung

Österreich

In Österreich werden die Rettungshubschrauber hauptsächlich vom Christophorus Flugrettungsverein, aber auch von privaten Unternehmen betrieben.

Hauptartikel: Flugrettung in Österreich

Siehe auch

Literatur

Einzelnachweise

  1. Cimolino, Dickmann: Die Sonder- und Wegerechte von Notarzteinsatzfahrzeugen im Straßenverkehr, NZV 2008, 118, 118.
  2. Ärzte Zeitung vom 10. Januar 2008, S. 10: Schnelligkeit steigert nach Unfällen die Überlebenschancen.
  3. Helicopter EC145, naval helicopter : Configuration and options – Eurocopter, an EADS company. Eurocopter.com. Abgerufen am 12. Juni 2010.
  4. AeroBrief 23/2010 | Aerospace | Eurocopter: Rettungshubschrauber EC135 für das Bundesministerium des Innern. Entity38.de (22. Februar 2007). Abgerufen am 12. Juni 2010.
  5. Stützpunkte der Luftrettung in Deutschland. ADAC-Luftrettung GmbH, Juli 2011, abgerufen am 15. August 2011.
  6. Betreiber | rth.info – Faszination Luftrettung | Rettungshubschrauber online. rth.info (23. September 2008). Abgerufen am 12. Juni 2010.

Weblinks

 Commons: Rettungshubschrauber – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
Wiktionary Wiktionary: Rettungshubschrauber – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

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