Ressourcenorientierung

Ressourcenorientierung

Der Begriff der Ressourcenorientierung spielt in der Arbeits- und Organisationspsychologie und der Betriebswirtschaftslehre eine Rolle. Im wirtschaftlichen Kontext bezeichnet er die betriebswirtschaftliche Strategieorientierung an wichtigen Ressourcen. Im psychotherapeutischen Kontext beschreibt er das therapeutische Ziel, dem Klienten seine eigenen Ressourcen (Quellen von Kraft und Wohlbefinden) und seine Stärken deutlich zu machen.

Ressourcen sind materielle und immaterielle Güter und Werte, die einzelne Personen, aber auch Unternehmen, Teams, Arbeitsgruppen und komplexe Systeme zur Handlung befähigen.

Inhaltsverzeichnis

Betriebswirtschaft

In der Betriebswirtschaft basiert die Ressourcenorientierung (englisch resource based view, RBV) auf den Überlegungen der Ökonomin Edith Penrose und ist Teil des strategischen Managements. Kernaussage ist die Pflege und Akquisition von einzigartigen Ressourcen, welche gemäß den Analysen des RBV eine gewichtige Ursache für die Unterschiedlichkeit von Unternehmen sind und zur Ursache von Wettbewerbsvorteilen werden können. Ein Unternehmen ist nach der RBV nur so gut wie seine einzigartigen Ressourcen, zu denen auch Wissen, Konzessionen oder effiziente Prozesse zählen können – ein Unternehmen ist überhaupt nur ein Bündel von Ressourcen. Diese sind nicht übertragbar und nicht imitierbar.

Eine Gegenthese zur RBV ist im Bereich der Erklärung von Wettbewerbsvorteilen der Market-based View.

Weiterentwicklungen firmieren in der Betriebswirtschaftslehre u. a. unter capability-based view (Fähigkeitsorientierung und Kernkompetenz) und Wissensorientierung sowie der Knowledge-based View. Wobei der letztgenannte Ansatz vornehmlich das Ziel hat, zu erklären, warum es überhaupt Unternehmen gibt und nicht alle Transaktionen über den Markt abgewickelt werden.

Ressourcenangebot in der virtuellen Welt

Das Internet hat innerhalb eines Jahrzehnts jedem einzelnen ein breites Ressourcenpotenzial zur Verfügung gestellt. Dies gilt nicht nur im Hinblick auf das Angebot an Informationen (Datenbanken, Lexika) sondern auch auf die Möglichkeit, Menschen zu mobilisieren. So kann man im Rahmen von Foren und Chats Hilfe von anderen zu jedem Anliegen bekommen. Es bilden sich auch Communitys, die gegenseitige Hilfe als stabiles Merkmal aufweisen. Je deutlicher und offener jeder einzelne sich im Netz präsentiert (individuelle Homepage) und als Ressource anbietet, desto stärker kann er angedockt und in Anspruch genommen werden. Intensive Zusammenarbeit im Netz wird durch Offenlegung von Ressourcen begünstigt.

Ressourcenorientierung im Unterricht

Über kollektive Konstruktion von Wissen lassen sich Problemlösungen erarbeiten. Dies setzt voraus, dass Schüler und Studenten systematisch daran gewöhnt werden, gemeinsam Wissen zu erstellen. Der Prozess verläuft dergestalt, dass ungeordnete Informationen in die Gruppe eingegeben und von der Gruppe zu Handlungswissen umgeformt werden. Nicht mehr Linearität a priori (Schüler und Studenten werden mit geordnetem Wissen versorgt) wird angeboten, sondern die Lerner müssen aktiv aus ungeordneten Informationen Ordnung schaffen, also Linearität a posteriori herstellen. Bei diesem Vorgang ist jeder Schüler und jeder Student mit seinem Wissen und seinen Fähigkeiten gewünscht und gefordert. Insofern sind alle Teilnehmer im Unterricht Ressourcenlieferanten. Um den Informationsfluss zu sichern, insbesondere im virtuellen Raum, soll im Unterricht systematisch „Netzsensibilität“ entwickelt werden (vgl. Lernen durch Lehren).

Quellen

  • A.Fried: Was erklärt die Resource-Based View of the Firm? In: Moldaschl, M.(Hrsg.): Nachhaltigkeit von Arbeit und Rationalisierung: Interdisziplinäre Perspektiven. München: Hampp, 2004
  • Jean-Pol Martin, Guido Oebel: Lernen durch Lehren: Paradigmenwechsel in der Didaktik?, In: Deutschunterricht in Japan, 12, 2007, 4–21 (Zeitschrift des Japanischen Lehrerverbandes, ISSN 1342-6575) PDF.

Siehe auch


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