Reservewährung

Reservewährung

Als Leitwährung bezeichnet man die im internationalen Gebrauch bedeutsamste Währung. Die internationale Bedeutung einer Währung kann daran bemessen werden, inwiefern sie als Transaktions- und Reservewährung von den handelnden Akteuren genutzt wird.

Derzeit ist der US-Dollar die weltweit wichtigste Leitwährung (Weltleitwährung). Von manchen Ökonomen wird er sogar als Weltwährung bezeichnet. Die im internationalen Vergleich zweitbedeutendste Währung ist der Euro, die dritte seit 2006 das Britische Pfund, das den Yen von dieser Position abgelöst hat.

Inhaltsverzeichnis

Bedeutung

Wird die Währung eines Landes außerhalb seiner Grenzen in großem Umfang zu Wertaufbewahrungs- und Transaktionszwecken genutzt, so stellt dies insbesondere unter dem Aspekt steigender Seigniorage-Einnahmen, aber auch aufgrund wegfallender Wechselkursunsicherheit und verminderter Transaktionskosten einen enormen Vorteil für das Land dar.

Darüber hinaus gewinnt ein Land in den relevanten internationalen Organisationen (G20, IWF etc.) tendenziell an Einfluss, sofern seine Währung internationale Bedeutung hat.

Reservewährung

International gebräuchliche Reservewährungen
Währung 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008
US-Dollar 59,0 % 62,1 % 65,2 % 69,3 % 70,9 % 70,5 % 70,7 % 66,5 % 65,8 % 65,9 % 66,4 % 65,5 % 64,1 % 64,0 %
Euro 17,9 % 18,8 % 19,8 % 24,2 % 25,3 % 24,9 % 24,3 % 25,1 % 26,3 % 26,5 %
Deutsche Mark 15,8 % 14,7 % 14,5 % 13,8 %
Pfund Sterling 2,1 % 2,7 % 2,6 % 2,7 % 2,9 % 2,8 % 2,7 % 2,9 % 2,6 % 3,3 % 3,6 % 4,4 % 4,7 % 4,1 %
Yen 6,8 % 6,7 % 5,8 % 6,2 % 6,4 % 6,3 % 5,2 % 4,5 % 4,1 % 3,9 % 3,7 % 3,1 % 2,9 % 3,3 %
Französischer Franc 2,4 % 1,8 % 1,4 % 1,6 %
Schweizer Franken 0,3 % 0,2 % 0,4 % 0,3 % 0,2 % 0,3 % 0,3 % 0,4 % 0,2 % 0,2 % 0,1 % 0,2 % 0,2 % 0,1 %
Sonstige 13,6 % 11,7 % 10,2 % 6,1 % 1,6 % 1,4 % 1,2 % 1,4 % 1,9 % 1,8 % 1,9 % 1,8 % 1,8 % 2,0 %
Quellen:

1995-2008: IWF (Internationaler Währungsfonds): Currency Composition of Official Foreign Exchange Reserves
1999–2005, EZB (Europäische Zentralbank): The Accumulation of Foreign Reserves, Occasional Paper Series, Nr. 43

Als Reservewährung bezeichnet man in der Regel eine von den Zentralbanken für Währungsreserven genutzte Währung. Die meisten Studien belegen einen Rückgang der Bedeutung des US-Dollar als Reservewährung und einem gleichzeitigen Anstieg der diesbezüglichen Bedeutung des Euro seit dessen Einführung im Jahre 1999.[1]

Transaktionswährung

Als Transaktionswährung bezeichnet man die für internationale Güter- und Kapitalgeschäfte vereinbarte Währung. Wird als Transaktionswährung die inländische Währung vereinbart, so stellt dies einen Wettbewerbsvorteil für den betroffenen Akteur dar, da ihm keine Absicherungs- und Umtauschkosten anfallen.

Finanztransaktionen

Auch in einem anderen Punkt manifestiert sich die stetig steigende Bedeutung des Euro: Im Jahre 1999 lauteten 21,7 % aller internationalen Schuldverschreibungen auf Euro, im Jahre 2001 waren es 27,4 % und im Jahre 2003 bereits 33 %. Der Dollar hat 2004 seine Rolle als wichtigste Währung für Anleihen und Notes in Form Festverzinslicher Anleihen und Floating Rate Notes an den Euro abgegeben: Ende September 2004 waren weltweit über 12 000 Milliarden Dollar an internationalen Anleihen und Notes ausstehend. Davon entfielen 5 400 Milliarden auf Euro, 4 800 auf US-Dollar, 880 Milliarden auf britische Pfund, 500 Milliarden auf japanische Yen und 200 Milliarden auf Schweizer Franken. Der Anteil der Dollar-Einlagen an den gesamten ausländischen Kontobeständen der OPEC-Staaten ist von 75 % im Sommer 2001 auf 61,5 % im Sommer 2004 gefallen. Der Anteil der Euro-Einlagen stieg im gleichen Zeitraum von zwölf auf zwanzig Prozent. Im Jahr 2003 betrug der Anteil der Eurotransaktionen an den Devisenmärkten 25 % gegenüber 50 % in US-Dollar und je 10 % in Pfund Sterling und japanischen Yen.

Rohstoffe

Hauptartikel: Petrodollar

Die meisten Rohstoffe werden heute in US-Dollar abgerechnet - so auch der ökonomisch sehr bedeutsame Handel mit Erdöl. Das hierfür verwendete Geld wird auch als Petrodollar bezeichnet. Aus der Dollarfakturierung des Erdöls lassen sich zwei Bedeutungen ableiten:

Erstens hat die große und konstante Abhängigkeit der Weltwirtschaft vom Rohöl einerseits zur Folge, dass der Wechselkurs jedes Landes gegenüber dem US-Dollar eine entscheidende ökonomische Größe ist - schließlich beeinflusst er in großem Maß die Rohstoffpreise eines Landes.

Zweitens verursacht die fast ausschließliche Dollarfakturierung bilanztechnisch Verbindlichkeiten der US-Zentralbank Federal Reserve gegenüber den erdölexportierenden Ländern in enormem Umfang, da diesen Ländern durch den Ölexport große Dollarbestände zufließen.

Zukünftige Entwicklung

Der Euro ist damit derzeit die unbestrittene Nummer zwei im Weltwährungssystem mit weiter steigender Bedeutung. Ein großer Teil des Bedeutungsgewinns des Euro ist allerdings auf seinen derzeit relativ hohen Wert auf den Devisenmärkten zurückzuführen.

Gesicherte Aussagen können jedoch nicht gemacht werden; der Prozess der Ablösung des Pfunds durch den US-Dollar hat mehrere Jahrzehnte gedauert. Realistischerweise ist daher für eine potenzielle Ablösung des US-Dollar durch den Euro eine ähnlich lange Zeitspanne zu erwarten. Zusätzlich hängt dieser Prozess von den langfristigen politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen ab, so zum Beispiel vom Erfolg der Lissabon-Strategie, die darauf ausgerichtet ist, die EU zum „wettbewerbsfähigsten und dynamischsten Wirtschaftsraum der Welt“ zu machen, und von der zukünftigen wirtschaftlichen Bedeutung bevölkerungsreicher asiatischer Länder wie beispielsweise Indien und China.

Die Deutsche Bank schätzt die globalen Währungsreserven auf rund fünf Billionen US-Dollar.[2] Rund zwei Drittel der Reserven halten dabei asiatische Staaten.

Die Deutsche Bank prognostiziert dabei einen schrittweisen Anstieg des Euro-Anteils an den Währungsreserven auf 30 bis 40 Prozent bis 2010. Sie begründet dies mit den großen Wechselkurs-Unsicherheiten, denen der US-Dollar ausgesetzt ist (unter anderem aufgrund des enormen Leistungsbilanzdefizits der USA). Die Bank vermutet, dass die Unsicherheit stabilitätssuchende Zentralbanken zu einer stärkeren Diversifikation ihrer Reserven veranlassen könnte. Darüber hinaus ist in mehreren Ländern eine sukzessive Änderung der Währungspolitik (weg von einer reinen Dollarbindung, hin zu einer Bindung an einen Währungskorb) zu beobachten. Ein dritter Grund ist im Anstieg der Währungsreserven selbst zu sehen; Zentralbanken stehen unter politischem Druck, die Reserven zinsbringend anzulegen. Auch aus diesem Grund erscheint eine Diversifikationsstrategie lohnend.

Quellen

  1. spiegel.de: Greenspan sieht Euro als künftige Reservewährung (17. September 2007)
  2. Deutsche Bank Research: "Internationale Reservewährung Euro im Aufwind", EU Monitor 46, 24. April 2007

Literatur


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