Reschenpass

Reschenpass

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Reschenpass / Passo di Resia
Radweg über die Passhöhe, Blick nach Süden, in Bildmitte der Endkopf

Radweg über die Passhöhe, Blick nach Süden, in Bildmitte der Endkopf

Norden Süden
Passhöhe 1.507 m s.l.m.
Region Bundesland Tirol, Österreich Autonome Provinz Südtirol, Italien
Wasserscheide Inn (Donau) Etsch (Adria)
Talorte Pfunds Kajetansbrücke, Nauders Mals
Ausbau Reschen Straße (B180) Strada Statale 40 Italia.svg Staatsstraße SS40
Gebirge Sesvennagruppe, Ötztaler Alpen
Besonderheiten Die Passhöhe befindet sich nicht am Grenzübergang, sondern liegt unmittelbar vor dem Dorf Reschen zur Gänze in Italien
Profil
Ø-Steigung 3,2 % (513 m / 16 km) 3,1 % (583 m / 19 km)
Max. Steigung 9 %
Karte (Südtirol)
Reschenpass (Südtirol)
Reschenpass
Koordinaten 46° 50′ 45″ N, 10° 30′ 22″ O46.84583310.5061111507Koordinaten: 46° 50′ 45″ N, 10° 30′ 22″ O

Der Reschenpass, ital. Passo di Resia, ist ein Gebirgspass in den Tiroler Alpen, westlich des Brennerpasses und östlich der Via Mala. Auf ihm verläuft die Wasserscheide zwischen Donau (Schwarzes Meer) und Etsch (Mittelmeer).

Der Pass überquert den Alpenhauptkamm und verbindet den Vinschgau (Südtirol, Italien) mit Tirol (Österreich). Die Passhöhe selbst liegt jedoch vollständig auf italienischem Staatsgebiet und befindet sich auf einer Seehöhe von 1507 m inmitten der Ortschaft Reschen (ital. Resia). Die Grenze zwischen Österreich und Italien verläuft ca. zwei Kilometer nördlich der Passhöhe. An der Staatsgrenze findet man auch zwei Hinweistafeln mit der Angabe „Reschenpass 1455 m“; diese Höhenangabe ist jedoch missverständlich, denn sie bezieht sich auf den Grenzübergang und nicht auf die Wasserscheide. Zu den Ortschaften der Region Reschenpass gehören: Nauders, Reschen, Graun, Langtaufers und St. Valentin auf der Haide.

Inhaltsverzeichnis

Name

Obwohl viele Namen in der Umgebung des Reschen einen romanischen oder öfters noch einen rätischen Ursprung haben, ist die Bezeichnung des Reschen selbst erst mittelalterlichen und somit auch deutschen Ursprungs. Wie die Römer den Reschen nannten, ist, wie auch am Brenner, gänzlich unbekannt, denn allgemein redete man von der Straße, der Via Claudia Augusta, nicht aber vom Pass, den diese überquerte. Und ähnlich dem Brenner soll auch der Reschen seinen Namen von einem alten bäuerlichen Hof in Passnähe haben. Dieser soll einem „Resch“ oder „Rösch“ gehört haben und wird im Jahre 1393 erstmals genannt. Der Familienname, der regional noch verbreitet ist, bedeutet ursprünglich in etwa „der Barsche, Schroffe“. Zuweilen wird auch die Ansicht vertreten, dass der Reschen seinen Namen von der romanischen Bezeichnung für Sägemühle „reseca“ bekommen hat, immerhin war der gesamte Reschenpass noch im Mittelalter sehr waldreich. Aber Historiker lehnen diese Ansicht zumeist ab. Zuweilen wird der Reschenpass auch als „Reschenscheideck“ bzw. „Reschenscheidegg“ bezeichnet.[1]

Geschichte

Der Reschenpass ist seit langer Zeit eine der wichtigsten Nord-Süd-Verbindungen über die Alpen. Schon in vorrömischer Zeit verband er als Saumpfad das obere Inntal im Norden mit dem Vinschgau im Süden. Der Reschenpass war Teil der um das Jahr 50 eröffneten Römerstraße Via Claudia Augusta, die schnell zur Hauptverkehrsader zwischen Italien und der Region Augsburg wurde. Die Verbindung zählte auch im Mittelalter und bis in die frühe Neuzeit neben den Bündnerpässen zu den wichtigsten historischen Alpenübergängen. In heutiger Zeit ist der Brenner wegen seiner Autobahn weitaus bedeutender.

Von römischer Zeit bis 1854 war die befestigte Innbrücke bei Finstermünz nördlich von Nauders eine Zollstätte. Der Reschenpass wurde erst 1919 zur Grenze zwischen Italien und Österreich. Als Relikt der Grenzneuziehung in Folge der Pariser Friedensverhandlungen von 1919 sind auf der Passhöhe bis heute noch zahlreiche Befestigungsanlagen und Sperren des Vallo Alpino sichtbar.

Vor dem Ersten Weltkrieg wurde mit dem Bau einer Reschenbahn Landeck–Mals begonnen; die Bauarbeiten kamen während des Krieges zum Erliegen und wurden während des Zweiten Weltkriegs kurzzeitig noch einmal aufgenommen.

1948 bis 1950 wurde auf der italienischen Seite des Passes der Reschensee (ital. Lago di Resia) aufgestaut. Dabei wurden der Ort Graun und ein Großteil des Dorfes Reschen überflutet. Vom alten Graun ist lediglich der Kirchturm („Sankt Peter“) noch sichtbar und dient heute zahlreichen Touristen als Foto-Motiv. Entgegen weitverbreiteten Annahmen liegt dies jedoch nicht an seiner Höhe sondern daran, dass er als einziges Gebäude nicht vor der Flutung abgerissen wurde. Bei Niedrigwasser im Stausee steht der Turm in einer Lagune und kann umwandert werden. Die Volksmusik-Gruppe Kastelruther Spatzen schrieb 1994 auch ein Lied über diese Geschichte - „Atlantis der Berge“.

Erbauer der Alpenstraße über den Reschenpass war Carl von Ghega, der bereits den Entwurf und Bau der berühmten Semmeringbahn vollbrachte, die zu den technischen Pionierleistungen der damaligen Zeit gehörte. Heute sind der Straße die Gefahren von damals durch Tunnel und Galerien genommen worden. Der Fahrradverkehr wird bis auf einige Engstellen mittlerweile auf separaten Radwegen geführt.[2]

Fotogalerie

Reschensee am 9. April 2011
Reschensee am 9. April 2011

Einzelnachweise

  1. Gerold Walser: Studien zur Alpengeschichte in antiker Zeit. Historia – Einzelschriften Band 86, Franz Steiner Verlag, Stuttgart 1994, ISBN 978-3-515-06498-9, Seite 117 Google-Buchvorschau
  2. Steffan Bruns: ALPENPÄSSE - Geschichte der alpinen Passübergänge. Vom Inn zum Gardasee. 1. Auflage. Bd. 3, L. Staackmann Verlag KG, München 2010, ISBN 978-3-88675-273-7, S. 62.

Weblinks

 Commons: Reschenpass – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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