Republik Upingtonia

Republik Upingtonia

Dorslandtrekker nannte man die 1874 und in Folge aus Transvaal / Südafrika fliehenden ca. 50 burischen Farmerfamilien.

Geschichte

Nachdem die Engländer im ausgehenden 18. Jahrhundert die Herrschaft über die Kapprovinz übernommen hatten, kam es immer mehr zu Spannungen zwischen den burischen Kolonisatoren und den Engländern, in deren Folge die Buren Anfang des 19. Jahrhunderts im großen Treck nach Osten und in das Landesinnere von Südafrika auswichen, um dort ein ihren Vorstellungen entsprechendes, sehr stark religiös bestimmtes Gemeinwesen zu gründen. So entstanden die beiden unabhängigen Burenrepubliken Oranje Freestate und Transvaal.

Aber auch hierher rückten die Engländer nach, zumal die ersten Goldfunde in Transvaal schnelle wirtschaftliche Erfolge versprachen. Viele Buren fürchteten, sicher nicht zu Unrecht, erneut um ihre Unabhängigkeit und begaben sich am 20. Mai 1874 unter Führung des Farmers Gert Alberts in einer ersten Welle erneut auf Wanderschaft. Weitere Trecks folgten unter du Plessis, Jan Greyling, Gert Mair und van Rensburg. Der entbehrungsreiche und abenteuerliche Treck führte die Buren zunächst ins Betschuanaland (das heutige Botswana) durch die trockene Kalahari, das „Durstland“ – daher der afrikaanse Name „Dorsland-Trekker“ –, bis an die Ostgrenze Südwest-Afrikas bei Rietfontein (östlich von Gobabis – nicht zu verwechseln mit „Riedfontein“ östlich von Keetmanshoop). Hier stießen die Dorslandtrekker jedoch auf Herero, Mbanderu, San und Nama gleichermaßen, die alle die Gebietsherrschaft über diese Region beanspruchten; Ansiedlungsverträge mit einem der Stämme mussten zwangsläufig zu Spannungen mit allen anderen Stämmen führen. Zudem hatten die Neuankömmlinge keinen guten Ruf bei den einheimischen Stämmen, da mancher ihrer Stammesmitglieder bereits Erfahrungen mit Buren vom Kap gemacht und diese als herrisch, stur und selbstgefällig kennengelernt hatten. So blieb den Dorslandtrekkern nicht anderes übrig, als im Osten des Landes weiter nach Norden zum Gebiet der Etosha-Pfanne zu ziehen. Neuer Stützpunkt wurde 1878 wieder Rietfontein – diesmal der Name einer Quelle südlich der Salzpfanne. Hier lebten die Dorslandtrekker vor allem von der Jagd – und brachten es fertig, innerhalb kürzester Zeit den gesamten Elefantenbestand abzuschießen und auch den sonstigen Wildbestand drastisch zu reduzieren. Die Buren beraubten sich damit selbst ihrer Lebensgrundlage und mussten, um nicht mit den Ovambo zu kollidieren, ins Kaokoveld weiterziehen. Dieses Gebiet allerdings war durch Vertrag zwischen Palgrave und Maharero von 1876 den Engländern als „Regierungsreserve“ zuerkannt worden, so dass den Buren erneut die englische Vorherrschaft drohte. So zogen die Dorslandtrekker Ende 1880 über den Kunene nach Angola, wo sie den dort als Kolonialmacht herrschenden Portugiesen durchaus willkommen waren, um im Süden des Landes eine stärkere europäische Präsenz zu bilden.

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Ein eigenständiges Gemeinwesen jedoch konnten die Buren auch hier nicht gründen, und so bemühte sich ein Teil von ihnen in Abstimmung mit den Ovambo um eine Ansiedlung in dem fruchtbaren „Maisdreieck“ der späteren Orte TsumebGrootfonteinOtavi. Hier gründeten sie 1885 die burische Republik Upingtonia und bauten Grootfontein zu deren Hauptstadt (?) aus. Diese sogenannte Republik ist ein Mythos: Der Jäger/Händler/Abenteurer William Worthington Jordan hatte 1885 vom Ndonga-Häuptling Kambonde kaMpingana das erwähnte Gebiet erworben und den Buren angeboten, dort zu siedeln. Schon 1884 hatte er Rehoboth von den Swartboois, die die Gegend verlassen hatten, erworben, um dort 22 Burenfamilien anzusiedeln; doch zogen die Baster in das Gebiet und schlossen mit Deutschland einen Schutzvertrag. Nun machte er einen erneuten Versuch und erbat vom Premierminister of The Cape of Good Hope, Sir Thomas Upington, Schutz für das von ihm genannte Gebiet, das er, um seinem Gesuch Gewicht zu verleihen Upingtonia nannte. Sir Upington verweigerte seine Zustimmung zur Namensgebung und konnte auch keinen Schutz erteilen, da es in den Machtbereich des Deutschen Reiches fiel. Außerdem machten die Herero, unter Einfluss ihres Beraters, des Händlers Robert Lewis, den Erwerb streitig. Diese „Staatsgründung“ jedoch konnte keinen langen Bestand haben, nachdem 1884 auch die Deutschen in Südwest-Afrika Fuß zu fassen begannen und in Upingtonia nicht nur gutes Farmland, sondern auch – in den Otavibergen – reiche Erzvorkommen fanden (letztere waren zwar schon lange vorher bei den Ovambo und Damara bekannt, aber die ersten europäischen Reisenden und Missionare hatten nur gerüchteweise davon gehört). Als Jordan Juni 1886 im Ovamboland ermordet wurde, gestaltete sich die Lage immer schwieriger. So wurde The District of Upingtonia, wie das Gebiet schließlich genannt wurde, 1887 von den Buren verlassen und Jordans Erwerbung in die deutsche Kolonie eingegliedert. Der Schweizer Botaniker, Dr. Hans Schinz, bereiste Südwestafrika in den Jahren 1885-1887 und beschreibt in seinem Buch "Deutsch-Südwestafrika" als erster seinen Aufenthalt in Upingtonia und die dortigen Verhältnisse. Das Gebiet wurde 1892 schließlich als Damaraland Concession der Deutsch-Englischen South West Africa Company mit allen Mineral- und Eisenbahnrechten zur Entwicklung und Ausbeutung übertragen.

Dennoch blieb das Verhältnis zwischen Buren und der deutschen Kolonialverwaltung durchaus gut, da die Buren in Ermangelung einer effizienten deutschen Kolonialverwaltung große Freiheiten genossen und auch die Schutztruppe durch die geordnete Anwesenheit der Buren im Norden der Kolonie keine Aufstände von Einheimischen zu befürchten hatte. So konnte es nicht verwundern, dass die Dorslandtrekker nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs auf Seiten der Deutschen einen Freiwilligenverband aufstellten und zusammen mit den aus Südafrika übergelaufenen burischen Verbänden gegen die Engländer kämpften.

Das Verhältnis zu den deutschen Siedlern verschlechterte sich erst nach der Übernahme der Mandatsverwaltung durch Südafrika (1920) und die gezielte Ansiedlung von aus Angola zurückkehrenden Dorslandtrekkern auf ehemals deutschen Farmen (1928). Die letzten noch in Angola siedelnden Dorslandtrecker kehrten erst nach dem Ausbruch des Bürgerkrieges nach Südwestafrika zurück und integrierten sich in den dortigen burischen Bevölkerungsteil.


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