Renate von Natzmer

Renate von Natzmer

Renate von Natzmer (* 1898; † 18. Februar 1935 in Berlin-Plötzensee) war eine deutsche Adelige und spionierte in der Zeit der Weimarer Republik und des nationalsozialistischen Deutschen Reiches für den polnischen Nachrichtendienst. Sie wurde 1934 enttarnt und 1935 vom Scharfrichter Carl Gröpler hingerichtet.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Renate von Natzmer arbeitete für das Reichswehrministerium und hatte Zugang zu wichtigen militärischen Geheimnissen. Der polnische Nachrichtenoffizier Major Jerzy Sosnowski warb 1927 von Natzmer für Spionagedienste an. Von Natzmer war die wichtigste Nachrichtenquelle in Sosnowskis Spionagenetz. Sie hatte Überblick und Zugriff auf geheime Kommandosachen des Ministeriums. Sie lieferte sogar die Aufmarschpläne (A-Pläne) der deutschen Reichswehr an den polnischen Generalstab. Diese Pläne waren selbst im Ministerium nur wenigen eingeweihten Personen bekannt und gehörten zu den geheimsten Dokumenten, welche das deutsche Militär zu bieten hatte. Die polnische Generalität bezweifelte jedoch die Echtheit der Pläne, da ihnen die Vorstellung, dass eine einzelne Frau Zugang zu solch wichtigen Unterlagen habe, absurd und unglaubwürdig erschien.[1]

Der polnische Nachrichtenoffizier wurde im Februar 1934 von der deutschen Spionageabwehr enttarnt und festgenommen. Die Enttarnung wurde im Wesentlichen durch die Aussagen einer enttäuschten Geliebten Sosnowskis ermöglicht. Die Aussagen belasteten auch die Frauen von Natzmer, von Falkenhayn und andere durch Sosnowski angeworbene, weibliche Spione.

Renate von Natzmer wurde zusammen mit ihrer Freundin Benita von Falkenhayn wegen Landesverrats vom 3. Senat des Volksgerichtshofes am 16. Februar 1935 zum Tode verurteilt und bereits zwei Tage später am 18. Februar in Berlin-Plötzensee hingerichtet. Vorangegangene Gnadengesuche aus dem deutschen Adel wurden von Adolf Hitler persönlich abgelehnt. Die Hinrichtung der beiden Frauen wurde vom Scharfrichter Carl Gröpler mit dem Richtbeil vollzogen.[2] Hitler hatte zuerst die Absicht, beide Frauen im Hof des Reichswehrministeriums unter Anwesenheit von Ministeriumsangestellten und Offizieren hinrichten zu lassen. Diesen Plan gab er nach Protesten aus der deutschen Generalität auf. Nach der Exekution verfügte Hitler, dass alle zukünftigen Hinrichtungen mit der Guillotine durchgeführt werden sollen.[2]

Literatur

  • Renate von Natzmer: Eine Paralleldichtung zu Schillers Kindsmörderin; Autoren: Enrica von Handel-Mazzetti, Kurt Vancsa; Verlag Kling, 1951

Verfilmungen

Die Spionageaffäre diente als Motiv für mehrere Verfilmungen.

  • Kinofilm Rittmeister Wronski von 1954, mit den Schauspielern Willy Birgel und Irene von Meyendorff in den Hauptrollen nach den Realfiguren Sosnowski und von Natzmer.
  • Fernsehfilm Kostenpflichtig zum Tode verurteilt von 1966 mit den Schauspielern Ernst Stankovski und Doris Schade in den Hauptrollen.

Weblinks

Referenzen

  1. "Geocity Artikel mit einem Bild der Renate von Natzmer."
  2. a b "Stoogettes and Neuter." Time. 4. März 1935.

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