Relativsatz

Relativsatz

Der Relativsatz (von lat. relativus „sich beziehend auf etwas, bezüglich") gehört zur Gruppe der Nebensätze und wird mit einem Relativpronomen (o. ä.) eingeleitet und, wie alle Nebensätze, mit einem Komma abgetrennt. Er kann sich mit Ausnahme des Prädikats auf jedes Satzglied beziehen, auch auf den gesamten Hauptsatz. Wie in jedem anderen Nebensatz wird in einem Relativsatz im Deutschen die Satzstellung so verändert, dass das Prädikat die Endstellung einnimmt.

Inhaltsverzeichnis

Syntaktische Konstruktion

Einleitung

Der Relativsatz wird eingeleitet durch ein

  • Relativpronomen:der, die, das, gleichbedeutend mit welcher, welche, welches oder wer, was und in allen flektierten Formen
    • Das Auto, das ich gestern kaufte, ist heute schon kaputt.
    • Kennst du den Neuen schon, der erst seit gestern hier ist?
    • Derjenige, welcher dieses T-Shirt trägt, sieht schick darin aus.
    • Wer dieses T-Shirt trägt, sieht darin schick aus.
    • Das, was sie sagt, leuchtet mir ein.
    • Was sie sagt, leuchtet mir ein.
    • Unsere Nachbarn, deren Garten ein Rosenbeet hat, kommen aus Pakistan.
    • Die Putzfrau, die mein Zimmer putzt, ist sehr alt.
  • Relativadverb wie z. B. wo
    • Dort, wo die Blumen blühen, lass' ich mich nieder.

In einigen deutschen Mundarten, vor allem im Oberdeutschen, wird das Relativadverb wo als unspezifisches Relativpartikel verwendet: Das Buch, wo ich gekauft habe, kann ich nur empfehlen. Eine scherzhafte Redewendung im Schwäbischen karikiert diesen Gebrauch mit einem zusätzlichen Wortspiel: Die, wo „die wo“ sagen, sind die, wo kein Deutsch können.

Bezug

Der Relativsatz bezieht sich im Regelfall auf ein einzelnes Satzglied oder ist selbst ein solches, nämlich Subjekt oder Akkusativ-Objekt. Beispiele zu Sabine gibt dem Kind Kartoffeln mit Butter:

  • Sabine, die gerade kocht, gibt dem Kind Kartoffeln mit Butter. (Bezug auf das Subjekt)
  • Sabine gibt dem Kind, das ständig schreit, Kartoffeln mit Butter. (Bezug auf das Dativ-Objekt)
  • Sabine gibt dem Kind Kartoffeln, die sie vor dem Kochen schält, mit Butter. (Bezug auf Akkusativ-Objekt)
  • Sabine gibt dem Kind Kartoffeln mit Butter, deren Qualität sie nicht anzweifelt. (Bezug auf adverbiale Bestimmung)
  • Sabine gibt dem Kind Kartoffeln mit Butter, was zwar sparsam aber nicht sehr vernünftig von ihr ist. (Bezug auf Objektsatz)
  • Sabine gibt dem Kind, was es wünscht. (Akkusativ-Objekt)
  • Dem Kind wird von Sabine gegeben, was es wünscht. (Subjekt)

Im Fall des weiterführenden Relativsatzes kann dieser auch auf den ganzen Hauptsatz Bezug nehmen:

Stellung

Der Relativsatz steht in den meisten Fällen direkt hinter dem Bezugswort. Ausnahmen gibt es:

  • Bei Nomengruppen (Beispiel: die Maler des Mittelalters), hier steht der Relativsatz hinter der Nomengruppe:
    • Er kannte sogar die Maler des Mittelalters, die ansonsten fast völlig in Vergessenheit geraten waren.
  • Wenn der Satz sonst unübersichtlich würde, insbesondere bei langen und komplexen Relativsätzen:
    • Er hatte die Maler gekannt, die von allen anderen, egal ob tot oder lebend, vergessen worden waren. (Statt: Er hatte die Maler, die ..., gekannt)

Semantische Funktion

Restriktiver Relativsatz

Der restriktive Relativsatz schränkt die Menge der möglichen Referenzen der Bezugsgröße ein.

  • Das ist der Artikel, den ich lesen wollte (und kein anderer).

Restriktive Relativsätze sind meist Teil einer definiten Kennzeichnung; zur Verstärkung kann die Bezugsgröße ein Demonstrativpronomen erhalten.

  • Das ist derjenige Artikel, den ich lesen wollte.

Es gibt aber auch restriktive Relativsätze, die auf eine indefinite Nominalgruppe Bezug nehmen und diese identifizierbar machen:

  • Gestern habe ich eine Frau getroffen, die mit mir zusammen Abitur gemacht hat.

Restriktive Relativsätze sind für die Satzkonstruktion obligatorisch, in der gesprochenen Sprache wird dies durch verschiedene Arten der Intonation (Phonetik) unterstützt.

Explikativer Relativsatz

Der explikative Relativsatz (auch appositiver, nicht-restriktiver Relativsatz) gibt eine nähere Beschreibung der Bezugsgröße.

  • Jens, der in Schönkirchen geboren wurde, lebt nun in Mainz.

Explikative Relativsätze sind für die Satzkonstruktion fakultativ, die Beschreibung der Bezugsgröße kann auch außerhalb des Satzes erfolgen.

  • Jens lebt nun in Mainz. Er wurde in Schönkirchen geboren.

Explikative Relativsätze sind Attribute; um ihren attributiven Charakter zu unterstreichen (und sie von den restriktiven Relativsätzen zu unterscheiden), kann man dem Nebensatz ein Adverb beifügen.

  • Jens, der übrigens (bekanntlich, offenbar, immerhin...) in Schönkirchen geboren wurde, lebt nun in Mainz.

Siehe auch

Literatur

  • Christian Lehmann: Der Relativsatz. Typologie seiner Struktur, Theorie seiner Funktionen, Kompendium seiner Grammatik. Narr, Tübingen 1984.

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