Reko-Wagen (Straßenbahn)

Reko-Wagen (Straßenbahn)
Rekowagen
217 055 nach Herstellung des Originalzustands im Betriebshof Lichtenberg
Hersteller: RAW Schöneweide
VEB Waggonbau Gotha
Baujahr(e): 1959–1975
Länge: 10.720 mm
Höhe: 3.260 mm
Breite: 2.160 mm
Leermasse: 13,3 t (Tw)
9,2 t (Bw)
Stundenleistung: 2×60 kW = 120 kW
Sitzplätze: 22 (Tw)
18 (Bw)

Die Rekowagen des Reichsbahnausbesserungswerks Berlin-Schöneweide sind zweiachsige Straßenbahnfahrzeuge, die in verschiedenen Bauarten von 1959 bis 1975 an die Berliner Verkehrsbetriebe im Ostteil Berlins und an einige Verkehrsbetriebe der DDR geliefert wurden.

Inhaltsverzeichnis

Reko-Wagen für Berlin

Reko-Wagen 217 055 vor Wiederherstellung des Auslieferungszustands in Berlin-Niederschönhausen

1952 begann der VEB Lokomotivbau Elektrotechnische Werke in (Hennigsdorf) für den Ostteil der Berliner Verkehrsbetriebe Straßenbahnen des von 1924 bis 1926 in einer Stückzahl von je 500 Trieb- und Beiwagen gebauten Typs T 24 zum Typ T24E zu modernisieren. Das äußere Erscheinungsbild blieb dabei weitgehend unverändert. 1953 wurde mit dem Umbau von T 24 zum Typ T 24U begonnen, wobei die Plattformen durch Einbau einer schräggestellten Frontscheibe modifiziert wurden. Ein weiteres Versuchsobjekt war der Triebwagen 6096, der 1956 in der Betriebswerkstatt Treptow mit einem weitgehend neuen Wagenkasten mit runder Kopfform und Falttüren umgebaut wurde.

Die Berliner Verkehrsbetriebe hatten vom Standardtyp T57/B57 des VEB Waggonbau Gotha 1959 zehn Züge erhalten. Aufgrund der geplanten Beschaffung von Großraumzügen, der beabsichtigten Reduzierung des Ost-Berliner Straßenbahnnetzes und den begrenzten Kapazitäten des VEB Waggonbau Gotha war eine weitere Beschaffung dieses Typs nicht vorgesehen. Stattdessen wurde der Umbau der T 24 und B 24 zu Reko-Wagen vorgesehen. Der Begriff „ Rekonstruktion“ wurde hierbei in seiner DDR-typischen Definition der Erneuerung in der Bandbreite von grundlegender Erneuerung bis zum faktischen Neubau unter Verwendung von Altteilen verwendet.

Aufgrund der fahrgestelllosen Bauart der T24/B24 konnten keine Fahrgestelle weiterverwendet werden. Von den Ursprungsfahrzeugen wurden Bodenrahmen mit Achshaltern und Achsen weiterverwendet. Der Achsstand wurde von 2,8 auf 3,2 Meter vergrößert. Die Wagen erhielten neue Wagenkästen in Einrichtungsbauart mit Plattformen nach Vorbild des T57 und einfachen Schiebetüren sowie neue Motoren. Aufgrund der fahrgestelllosen Bauart mit einfacher Abfederung waren die Fahreigenschaften deutlich schlechter als die des T57. Die einfachen Schiebetüren, die im Gegensatz zu den Doppeltüren im T57 nicht mit motorischer Türöffnung ausgestattet werden konnten, und die Stufen im Innenraum zwischen Plattform und Fahrgastraum waren für den Fahrgastwechsel hinderlich.

Der Umbau war im RAW Berlin-Schöneweide vorgesehen. Aufgrund von massiven Anfangsschwierigkeiten übernahm der VEB Waggonbau Gotha von 1959 bis 1961 einen Teil der Umbauten. Diese erste Bauart wird als TE59 bezeichnet. Sie wurde bis 1963 gebaut. Die Beiwagen des Typs BE59/1 entstanden aus B24, die des Typs B59/2 aus B25. Aufgrund deren Bauart wurden die BE59/1 10,7 m statt 10,5 m lang.

Ab 1963 standen die Triebwagen der Bauart T33U zum Umbau an. Zuerst wurde der Triebwagen 3716 unter Beibehaltung des Bodenrahmens umgebaut, wodurch der Wagen aufgrund der abweichenden Abmessungen des Spenderfahrzeugs 11,0 m lang wurde. Bei den nachfolgenden 13 Triebwagen wurde auf die Weiterverwendung des alten Bodenrahmens verzichtet, die Wagenkästen wurden komplett neu gebaut. Die Motoren wurden weiterverwendet, aufgrund deren Leistung von je 34 kW konnten die TE63/1 nur mit einem Beiwagen eingesetzt werden. Unter der Bezeichnung T63/2 wurden gleichzeitig Fahrzeuge mit Neubauwagenkästen gebaut.

1964 begann der Umbau des Typs TM 33 zum TE/64. Auch hier wurden die alten Motoren weiterverwendet. Ab jetzt betrug die Wagenkastenlänge einheitlich 10,72 m. Aus den Beiwagen B53 von 1953 entstanden gleichzeitig die BE64.

Ebenfalls 1964 kam es zu einer Festlegung des Rats für gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW), den Bau von Straßenbahnen in der DDR ab 1967 einzustellen. Der Bau der seit 1961 beim VEB Waggonbau Gotha für Berlin, Dresden und Magdeburg gebauten vierachsigen Großraumzüge von Typ TDE-62/BDE-61 wurde daraufhin sofort eingestellt, obwohl noch kein Ersatz aus tschechischer Produktion verfügbar war. Zur Umgehung dieser Vorgaben wurden 1968 die T64/1 gebaut, die als Umbauten deklariert wurden, faktisch aber komplette Neubauten waren.

Da an den Endhaltestellen am Wasserwerk in Friedrichshagen und in Altglienicke mangels Wendeschleife auch weiterhin umgesetzt werden musste, wurden 1969 Reko-Wagen in Zweirichtungsausführung gebaut. Hierbei wurden für den Fahrschalter statt des Steuerrads die klassische Kurbel verwendet. Diese Fahrzeuge erhielten die Bezeichnung TZ69 bzw. BZ69.

Obwohl bereits 1971 die Ausmusterung der ältesten Reko-Wagen begann, erhielt Berlin 1975 nochmals Reko-Beiwagen. Unter Verwendung von BE59/1 wurden BE70/1 in Einheitsabmessungen gebaut.

Aufgrund eines Überhangs an vierachsigen Beiwagen wurden diese auch hinter Reko-Triebwagen eingesetzt. 1973 und 1986 wurden einige überzählige Reko-Züge an die Straßenbahn Potsdam abgegeben. Weitere Fahrzeuge wurden an Strausberg und Woltersdorf abgegeben. Ab 1980 wurden einige Reko-Wagen zu Arbeitswagen umgebaut. Der Einsatz von Reko-Wagen in Berlin endete 1996.

Reko-Wagen für die DDR

Nachdem 1966 auch der Bau zweiachsiger Straßenbahnen in der DDR endete und nach 1968 auch die Nachbauten des Typs T2D/B2D von ČKD nicht mehr geliefert wurden, bei einigen kleineren Betrieben aber noch Bedarf für zweiachsige Straßenbahnen bestand, setzte das RAW Berlin-Schöneweide ab 1970 den Bau der Reko-Wagen für Verkehrsbetriebe der DDR fort. Bereits ab 1969 wurden dort Generalreparaturen von T57 und B57 sowie der LOWA-Fahrzeuge ET50 vorgenommen.

Von 1970 bis 1976 wurden für Dessau, Erfurt, Frankfurt (Oder), Görlitz, Halberstadt, Jena , Leipzig, Rostock, Schöneiche, Schwerin und Zwickau Reko-Wagen in Ein- und Zweirichtungsausführung gebaut. Aufgrund der unterschiedlichen Ursprungsfahrzeuge wurden höchstens Achsen weiterverwendet, teilweise überstieg die Anzahl der gebauten Reko-Wagen auch die der Ursprungsfahrzeuge. Die Reko-Wagen für die DDR erhielten einheitlich Kurbelfahrschalter.

Die Typenbezeichnung dieser Wagen setzt sich wie folgt zusammen:

T = Triebwagen; B = Beiwagen
E = Einrichtungswagen; Z = Zweirichtungswagen
70 = erstes Baujahr
/1 = Zusatz für die Meterspurvariante

Literatur

  • Ivo Köhler: Rekowagen. Die etwas härtere Art, Straßenbahn zu fahren. Gesellschaft für Verkehrspolitik und Eisenbahnwesen e. V. (GVE), Berlin, 1996. ISBN 3-89218-045-8
  • Denkmalpflege-Verein Berlin e. V.: Historische Nahverkehrsfahrzeuge – Berlin und Brandenburg. Verlag GVE, Berlin 2001: ISBN 3-89218-027-X
  • Sigurd Hilkenbach, Wolfgang Kramer: Die Straßenbahn der Berliner Verkehrsbetriebe – (BVG-Ost/BVB) 1949–1991. 2. überarbeitete Auflage, Transpress Verlag, Stuttgart 1997. ISBN 3-613-71063-3

Weblinks


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