Reitendiener

Reitendiener
Reitende Diener dem Himmelwagen folgend, kolorierte Radierung von Christoffer Suhr 1822
Reitendiener bei der Beisetzung von Wilhelm Cuno 1933

Reitendiener (auch Reiten-Diener, nach Grimm die hochdeutsche Übertragung des niederdeutschen rîdendêner (für rîdene dêner)) waren ursprünglich berittene Ratsdiener in den norddeutschen Städten. Sie bedienten Ratsherren und Bürgermeistern bei Ratssitzungen und Festbanketten, dienten als deren Trabanten-Leibwache, waren Kuriere, Polizeitruppe und Eskorte der Delinquenten zur Hinrichtung. Auch der Martensmann war ursprünglich ein Reitendiener.

In Hamburg entwickelte sich der Brauch, dass die Reitendiener gegen Bezahlung bei Hochzeiten dem Brautpaar aufwarteten, bei Begräbnissen das Gefolge bildeten und den Sarg zu Grabe trugen. Meist trugen sie eine blaue, silber betresste Montur, bei Begräbnissen indes eine Mischform aus schwarzer holländischer und spanischer Tracht, Schnallenschuhe und Trauerdegen. Dieser Brauch wurde 1866 abgeschafft. Danach bildete sich aus Hamburger Bestattern der St. Anscharverein, der seitdem Träger stellt, die ähnlich gekleidet sind wie die ehemaligen Reitendiener.[1]

In Lüneburg ist die Reitende-Diener-Straße (ursprünglich Reitendienerstraße) nach ihnen benannt.

Literatur

  • Carl Friedrich Gaedechens: Der Herrenstall und die Reiten-Diener. In: Zeitschrift des Vereins für hamburgische Geschichte. 9, 1894, S. 517–556.
  • Ruth Werderitsch: Bestattungskultur im 18. Jahrhundert - Die Reitendiener und der eitle Pomp. In: Lichtwark-Heft. Nr. 72, 2007, ISSN 1862-3549.

Einzelnachweise

  1. Julius Stinde (1901), abgerufen am 13. Dezember 2008

Weblinks

 Commons: Reitendiener – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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