Reinhold Baumstark (Politiker)

Reinhold Baumstark (Politiker)

Reinhold Baumstark (* 24. August 1831 in Freiburg im Breisgau; † 29. Januar 1900 in Mannheim) war ein deutscher Politiker und Literaturhistoriker.

Reinhold Baumstark war der Sohn des katholischen Philologen Anton Baumstark sen. und dessen evangelischer Ehefrau Friederike Luise Mez. Der spätere Dozent am lutherischen Predigerseminar in St. Louis, Missouri, Hermann Michael Baumstark, der wie Reinhold zum Katholizismus konvertierte, war sein Bruder; der Volkswirt Dr. Eduard Baumstark sein Onkel.

Nach Absolvierung seiner Schulzeit studierte Baumstark an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Anschließend (1857) bekam Baumstark eine Anstellung als Amtsrichter im badischen Staatsdienst. Als solcher heiratete er Clementine Beck und hatte mit ihr einen Sohn; den späteren Orientalisten Carl Anton Baumstark. Baumstark lebte und wirkte in Konstanz, wo er 1864 zum Kreisgerichtsrat ernannt wurde.

1869 trat Baumstark in Beuron vom Protestantismus zum Katholizismus über. Als Anhänger des Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel blieb er diesem aber Zeit seines Lebens verbunden. Politisch, als Abgeordneter der Zentrums-Partei muss man Baumstark zu den ersten deutschen Parlamentariern rechnen, welche bewusst für die die Kirche eintraten und deren Rechte verteidigten.

Nach der Neugründung des Deutschen Reichs 1870, die er mit Begeisterung begrüßte, wandelte sich Baumstark allerdings zu einem Parteigänger Otto von Bismarcks. Als solcher wurde Baumstark ein vehementer Gegner des „Zentrums“, er trat aus seiner Partei aus und versuchte sich im Kulturkampf als Mittler zwischen Staat und Kirche.

Von den Ultramontanen deshalb angefeindet, legte er 1878 seine politischen Ämter nieder. Er zog sich aus der Politik zurück und widmete sich verstärkt seinen schriftstellerischen Ambitionen. Unter den Pseudonymen „Lukianos Dendrosthenes“, „Klementine Beck“ und „Stabilis“ verfasste Baumstark den größten Teil seines literarischen Werks. In dieser Zeit trat er auch als Übersetzer verschiedener Werke von Miguel de Cervantes und Pedro Calderón de la Barca hervor.

1880 wurde Baumstark als Oberamtsrichter nach Achern versetzt und ab 1897 holte man ihn als Landesgerichtspräsident nach Mannheim. Verschiedene Gruppierungen drängten Baumstark immer wieder zu einem politischen Amt, jedoch bei den Neuwahlen 1882 erhielt er kein neues Mandat. Da er sich entschieden gegen das Treiben der katholischen Volkspartei in Baden erklärt hatte, wundert dies nicht.

Reinhold Baumstark ist der Vater des Orientalisten und Liturgiewissenschaftlers Anton Baumstark jun..

Inhaltsverzeichnis

Werke

kirchlich-politische Schriften

  • Gedanken eines Protestanten über die päpstliche Einladung zur Wiedervereinigung mit der römisch-katholischen Kirche. (Regensburg 1868, 13. Aufl. 1869)
  • Die katholische Volkspartei in Baden (Freiburg 1870)
  • Fegfeuergespräche (5. Aufl., Freiburg 1872)
  • Die Wiederherstellung der katholischen Seelsorge im Großherzogtum Baden (Freiburg. 1880)
  • Plus ultra! Schicksale eines deutschen Katholiken 1869-82 (Straßburg 1883)
  • Unsre Wege zur katholischen Kirche (2. Aufl., Freiburg 1871, zusammen mit seinem Bruder Hermann Michael Baumstark)

literarische und historische Schriften

Übersetzungen

  • Miguel de Cervantes: Musternovellen (Regensburg 1868, 2 Bde.)
  • Pedro Calderón de la Barca: Dame Kobold (Wien 1869)

Weblinks


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