Reinhard Mannesmann

Reinhard Mannesmann

Reinhard Mannesmann (* 13. Mai 1856 in Remscheid; † 20. Februar 1922 ebenda) war ein deutscher Erfinder und Unternehmer.

Leben

Reinhard Mannesmann wuchs mit seinem Bruder Max (1857-1915) und vier weiteren Brüdern als Sohn des Werkzeugfabrikanten Reinhard Mannesmann (1814-1894) in Remscheid auf. Die beiden traten in das elterliche Unternehmen ein, das seit 1776 bestand und als eines der modernsten seiner Zeit Eisenfeilen herstellte. 1884 erfanden sie die Methode, aus einem angebohrten Block ein nahtloses Stahlrohr zu walzen, worauf sie 1885 ein Patent erhalten. Damals moderne Dampfmaschinen erzeugten hohe Drücke, die in geschweißten Stahlrohren transportiert wurden. Zahlreiche Unfälle waren die Folge. Insofern war ihre Erfindung ein großer Durchbruch, für die es schnell eine hohe Nachfrage gab. Reinhard und Max Mannesmann beteiligten sich deshalb an der Gründung verschiedener Röhrenwerke in Bous an der Saar, in Komotau in Böhmen, das damals zu Österreich gehörte, in Remscheid und 1899 in Landore in Wales.

Doch damit waren sie noch nicht zufrieden: Schon fünf Jahre später gelang ihnen die Erfindung des Schrägwalzverfahrens, das zusammen mit dem Pilgerschrittverfahren eine Endlosproduktion erlaubt. Im ersten Schritt wird ein Stahlblock in der Mitte gelocht und dadurch zu einem dickwandigen Hohlkörper, der im zweiten Schritt durch das Schrägwalzverfahren zum fertigen Rohr gewalzt wird. Auf diese bahnbrechende Erfindung erhielten sie am 16. Juli 1890 ein Patent. Bisher ungeahnte Möglichkeiten nicht nur zum Bau von Rohrleitungsnetzen, sondern auch für den Maschinenbau und für neue Einsatzzwecke in der Architektur wurden durch die neuen Stahlrohre, die den bis dahin gebräuchlichen geschweißten Rohren deutlich an Festigkeit überlegen waren, eröffnet. 1890 fassten Reinhard und Max Mannesmann alle drei Produktionsstandorte in Deutschland und Österreich in der Deutsch-Österreichischen Mannesmannröhren-Werke Aktiengesellschaft zusammen, deren Sitz Berlin wurde. Sie übernahmen den Vorstand der Aktiengesellschaft. Das Grundkapital von 35 Millionen Mark machte die Aktiengesellschaft gleich zu Beginn zu einer der zehn größten Kapitalgesellschaften in Deutschland. 1893 schieden Reinhard und Max Mannesmann wieder aus dem Vorstand aus. Der Firmensitz wurde im gleichen Jahr nach Düsseldorf verlegt. Dort wurde ein Schweißrohrwerk eröffnet.

Alle sechs Brüder Mannesmann entwickelten zusammen das Hängeglühlicht, das 1903 patentiert wurde und das Gasglühlicht weiter verbreitete.

Reinhard Mannesmann heiratete am 6. Januar 1906 Marie Luise Eigen. Ihre Hochzeitsreise verbrachten sie in Marokko. Von 1907 bis zum 1. August 1914 betrieb das Ehepaar in Marokko Handel, Landwirtschaft und Bergbauaktivitäten. Ihr Eigentum in Marokko wurde schließlich auf ein Achtel aller Werte des Sultanats Marokko geschätzt[1].

Literatur

  • Lutz Hatzfeld: Mannesmann, Reinhard. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 16, Duncker & Humblot, Berlin 1990, S. 62 f. (Onlinefassung).
  • Ruthilt Brandt-Mannesmann: Dokumente aus dem Leben der Erfinder. Max Mannesmann, Reinhard Mannesmann. Bergischer Geschichtsverein e.V., Remscheid 1964, 177 S.

Einzelnachweise

  1. Familie Mannesmann in Marokko 1907-1914. Ein Beispiel partnerschaftlicher Wirtschaftsentwicklung

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