Reichardsroth

Reichardsroth
Reichardsroth
Gemeinde Ohrenbach
Koordinaten: 49° 29′ N, 10° 11′ O49.48583333333310.186111111111392Koordinaten: 49° 29′ 9″ N, 10° 11′ 10″ O
Höhe: 392 m ü. NN
Einwohner: 70
Postleitzahl: 91620
Vorwahl: 09865
Reichardsrother „Schlosshaus“ (ehem. Ordenshaus)
Reichardsrother Torbogen

Reichardsroth ist ein Ortsteil der Gemeinde Ohrenbach. Das Kirchdorf ist der nördlichste Ort des Landkreises Ansbach. Im Ort befanden sich eine Johanniterkommende und ein Landturm der Rothenburger Landwehr. Damit gehörte Reichardsroth zur Freien Reichsstadt Rothenburg ob der Tauber.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Reichardsroth, Dorfansicht
Johanniskirche zu Reichardsroth (1254) mit Grundmauer des ehemaligen Langhauses und animierter Rekonstruktion

Reichardsroth wurde der Sage nach um 990 in einem großen Wald, der die hiesige Gegend bedeckte und der in alten Schriften Rode genannt wurde, von einem Einsiedler namens Reichard gegründet. Daraus entstand, aus Reichard und Rode, der heutige Ortsname. In der Umgangssprache wird der Ort auch als „Räidler“ bezeichnet.

Im Jahre 1182 ließen Kaiser Friedrich I. und Albert von Hohenlohe ein Spital mit Kirche und Wirtschaftshof erbauen. 1192 gründete, durch deren Schenkung, daraus der Johanniterorden eine Johanniterkommende, von denen es in Franken nur sechs Stück gab (Reichardsroth, Rothenburg, Biebelried, Würzburg, (Bad) Mergentheim und Schwäbisch Hall). Im gleichen Jahr bestätigte Papst Coelestin III. die Schenkung. 1254 wurde die spätromanische Kirche (Vierungsturm mit Chor, Apsis und Langhaus) geweiht. Reichardsroth war im Mittelalter Sitz eines Zent- , Blut- oder Halsgerichts, das letzte Todesurteil wurde um 1400 vollstreckt. Das Galgenholz und die Galgenäcker neben der Ortschaft zeugen noch heute durch ihre Namen aus dieser Zeit.

1387 wurde Reichardsroth durch Verkauf für 415 Jahre rothenburgisch. Um 1430 begann die Freie Reichsstadt Rothenburg mit dem Bau einer Landhege und der kleine Ort wurde zu einem Grenzort zur Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach. An der Hauptstraße am Ortsrand entstand einer von neun Landtürmen der Rothenburger Landhege, an dem Zoll erhoben wurde und ein Hegereiter wohnte, der die Hege (ugs. Häich) kontrollierte. Mitte des 15. Jahrhunderts wurde der Ordenskonvent in Reichardsroth aufgelöst, und der letzte Reichardsrother Johanniter-Komtur verließ die Kommende. Nach der Reformation 1559 wurde Reichardsroth evangelisch. Der Kirchenbau verfiel in der Folgezeit zunehmend. Für den noch bestehenden Wirtschaftshof setzte der Komtur der Rothenburger Johanniterkommende, zu der Reichardsroth fortan gehörte, nun weltliche Pächter ein.

1802 wurde Reichardsroth mit Rothenburg bayerisch. Dem Johanniterorden blieb während der Säkularisation in Bayern 1802/1803 der Besitz, da dieser als Ritterorden galt. Auch im Zuge der Auflösung des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation 1806 blieb dem Orden zunächst der Besitz, erst 1808 verstaatlichte das Königreich Bayern die Besitzungen. Es wird berichtet, das die Kommende Reichardsroth (wie auch einige andere), erst bis zum Tode des letzten Komturs des Johanniterordens in Bayern 1819 endgültig an die Krone Bayerns überging. Diese verkaufte 1835 einen Großteil des Ordensbesitzes (Gebäude, Äcker, Wiesen, Wald und See), an acht ortsansässige Bauern (die sogenannten Hofbauern). Diese, mittlerweile nur noch sieben, Hofbauern benutzen bis heute die ehemaligen Wirtschaftsgebäude. Im 19. Jahrhundert wurden Teile des Chores und die Apsis zusammen mit dem nun zum größten Teil eingefallenen, einst prächtig verzierten, Langhauses abgerissen und die Reste des noch bestehenden Turmes mit Teilen des ehemaligen Chores renoviert. 1860 wurden die beiden kleinen Zeltdächer des Kirchenturmes unter ein Dach gebracht. Im Ort steht heute zudem noch ein aus dem Jahre 1700 erbautes Zollhaus, welches bis zur Auflösung der Landhege 1806 den einstigen Landturm ersetzte.

In den 1940ern befand sich um das Dorf ein Teil des Oberscheckenbacher Feldflugplatzes, der als Ausweichplatz des Leithorstes Ansbach benutzt werden sollte. Auch hiervon sind in den umliegenden Wäldern noch Reste erkennbar.

Bis zur Gebietsreform in Bayern 1972 gehörte die Gemeinde zum Landkreis Rothenburg ob der Tauber.

1982 wurde die damalige Bundesstraße 25, die direkt durch den Ort verlief, auf eine neue Umgehungsstraße vergelegt.

Reichardsroth ist heute eine selbstständige Kirchengemeinde, die mit den beiden Kirchengemeinden Großharbach und Langensteinach in einer Pfarrei zusammengefasst ist.

Dorfleben

Im landwirtschaftlich geprägten mittelfränkischen Örtchen findet, trotz der geringen Einwohnerzahl, alljährlich das Aufstellen des traditionellen Maibaumes und das Abbrennen des Osterfeuers satt. In der Vergangenheit wurde eine 1000-Jahrfeier des Dorfes und die 750-Jahrfeier der Kirche, die in der alten Schafsscheune veranstaltet wurde, gefeiert. Zudem gibt es eine Freiwillige Feuerwehr, die neben ihren eigentlichen Aufgaben auch die Dorfgemeinschaft fördert und oft auch mit wichtigen Arbeiten zum Erhalt des idyllischen Dorfbildes beiträgt.

Sehenswürdigkeiten

Reichardsroth bietet einige geschichtsträchtige Sehenswürdigkeiten wie die ehemalige Johanniterkommende mit der Johanniskirche aus dem Jahre 1254 und Teilen eines Sakramentshäuschens um 1450, dem romanischen Torbogen mit Wehrmauer, dem Schlosshaus (Ordenshaus), dem Schlosshof mit Hof- und Schafscheune von 1733 und dem Hofgarten. Außerdem einen Bildstock aus dem Jahre 1499, das ehemalige Zollhaus von 1700 der Rothenburger Landhege und einen rekonstruierten Abschnitt des Hege-Grabens im Galgenholz. Einige alte fränkische Fachwerkhäuser haben ebenfalls die Jahre überdauert.

Freizeit

  • Reichardsrother See
  • „Natur- und Geschichtslehrpfad in Reichardsroth“
  • „Radeln und Wandern im Hegereiterland“ um Reichardsroth
  • „Glaubensweg an der Rothenburger Landhege“ um Reichardsroth
  • Gastwirtschaft und Ferienwohnungen

Verkehr

Neben dem Ort verläuft die Staatsstraße 2419 (ehemalige B 25), die nach Oberscheckenbach bzw. zur Anschlussstelle 106 (Uffenheim-Langensteinach) der A 7 führt. Eine Gemeindeverbindungsstraße führt nach Langensteinach zur Kreisstraße NEA 51.

Weblinks



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