Região Autónoma dos Açores

Região Autónoma dos Açores
Azoren
NASA-Satellitenbild der Azoren, von Westen nach Osten: Faial, Pico, São Jorge, Graciosa (im Norden), Terceira, São Miguel, Santa Maria. Flores und Corvo sind nicht abgebildet
NASA-Satellitenbild der Azoren, von Westen nach Osten: Faial, Pico, São Jorge, Graciosa (im Norden), Terceira, São Miguel, Santa Maria. Flores und Corvo sind nicht abgebildet
Gewässer Atlantischer Ozean
Anzahl der Inseln
Hauptinsel São Miguel
Gesamtfläche 2.334 km²
Einwohner 241.763
Geographische Lage 38° 30′ N, 28° 0′ W38.5-287Koordinaten: 38° 30′ N, 28° 0′ W
Azoren (Azoren)
DEC
Azoren
Lage der Azoren auf der Erde
Lage der Azoren auf der Erde

Die Azoren (port. Ilhas dos Açores [ɐ'soɾɨʃ], zu dt. Habichtsinseln) sind eine Gruppe von neun größeren und mehreren kleineren portugiesischen Atlantikinseln, die etwa 1.500 km westlich vom europäischen Festland und 3.600 km östlich von Nordamerika liegen.

Verwaltungstechnisch bilden die Azoren zusammengefasst eine autonome Region Portugals, die Região Autónoma dos Açores. Trotz ihrer vergleichsweise weiten Entfernung vom europäischen Festland sind die Azoren als Teil Portugals der Europäischen Union zugehörig.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Die Azoren liegen auf 36° 43' bis 39° 56' N und 24° 46' bis 31° 16' W und umfassen eine Grundfläche von 2.334 Quadratkilometer. Sie sind Teil des Mittelatlantischen Rückens.

Die neun großen Inseln, von denen acht vulkanischen Ursprungs sind und lediglich eine (Santa Maria) sedimentär ist, werden in drei Gruppen aufgeteilt: Im äußersten Westen liegen als »Grupo Ocidental« Corvo und Flores, zur Mittelgruppe (Grupo Central) zählt man Faial mit der Inselhauptstadt Horta, dem Hauptanlaufpunkt für Atlantiküberquerer, Pico mit Hauptort Madalena, São Jorge, Graciosa und Terceira. Hauptstadt von Terceira ist das als Weltkulturerbe anerkannte Angra do Heroísmo, das nach dem Erdbeben von 1980 wiederaufgebaut wurde. Die südöstliche Gruppe (»Grupo Oriental«) besteht aus Santa Maria, den Formigas, einer unbewohnten Inselgruppe, und São Miguel, der größten Insel (Hauptinsel) der Azoren, deren Hauptstadt Ponta Delgada zugleich Hauptstadt des gesamten Archipels und auch u. a. Hauptsitz der auf mehreren Inseln angesiedelten Universität der Azoren ist.

Der gleichnamige Vulkan auf der Insel Pico ist mit 2.351 m die höchste Erhebung Portugals.

Geschichte

Münzfunde des 17. Jahrhunderts auf der Insel Corvo lassen darauf schließen, dass die Azoren bereits in der Antike von den Phöniziern besucht wurden. Die Inseln sind bereits unvollständig und in nicht korrektem Umriss auf alten Seekarten des 14. Jahrhunderts wie dem Atlas Catalan erkennbar. Sie wurden 1427 von Diogo de Silves im Auftrag von Heinrich dem Seefahrer aufgesucht und für Portugal in Besitz genommen.

Der portugiesische Name Ilhas dos Açores (Habichtsinseln) entstand nach offizieller azoreanischer Darstellung aufgrund der zahlreich dort lebenden Bussarde, die die portugiesischen Eroberer zunächst fälschlich für Habichte hielten. Der Name blieb auch nach Entdeckung des Irrtums erhalten.

Die Besiedlung durch Portugal begann bereits Mitte des 15. Jahrhunderts, zuerst ab 1431 auf der Insel Santa Maria. Auf Initiative von Isabella von Portugal, Schwester von Heinrich dem Seefahrer, die mit Philipp dem Guten von Burgund verheiratet war, gehörten zu den frühen Siedlern nicht nur portugiesische Bauern, sondern auch Flamen, da die Niederlande zum Herrschaftsbereich von Burgund gehörten. Auf der Insel Faial erinnern noch heute die Windmühlen und der Ortsname Flamengos daran. Die Azoren wurden bald ein wichtiger Stützpunkt auf dem Weg zu den Besitzungen in Mittel- und Südamerika. So besuchte Christoph Kolumbus 1493 auf dem Rückweg seiner ersten Entdeckungsfahrt die Inseln.

1580 verlor Portugal seine Unabhängigkeit an König Philipp von Spanien. Die Azoren versagten Spanien die Anerkennung. So kämpften bis 1583 die Bewohner der Insel Terceira mit allen Mitteln, unter anderem mit Stieren, gegen die spanische Besatzung.

Mit dem Beginn des 19. Jahrhunderts erlebten die Azoren eine wirtschaftliche Blüte. Orangen, Ananas, Tee und Tabak wurden angebaut und erzielten gute Erträge. Der Walfang wurde intensiviert und durch den Aufbau einer Walfangflotte durch Portugal unterstützt. An dieser wirtschaftlichen Entwicklung hatten auch die guten Beziehungen zu den Vereinigten Staaten von Amerika einen erheblichen Einfluss.

Mit der zunehmenden Technisierung wurden die Azoren zur Schaltstelle zwischen Amerika und Europa. Die aufkommende Dampfschifffahrt benötigte Häfen zur Versorgung mit Kohle, so dass Kohlebunker angelegt wurden. Ab 1893 verband das erste Unterseekabel über Faial die beiden Kontinente. In den 1930er Jahren landeten die ersten Transatlantikflüge im Linienverkehr mit großen Wasserflugzeugen im Hafen von Horta.

1941 entdeckten die USA die versteppte Westseite der Insel Santa Maria als geeignetes Gelände für einen Großflughafen. Ab 1944 begann der Bau des Platzes, der mit einer Pistenlänge von 3 km einen erheblichen Teil der von nur 5780 Menschen bewohnten und 97 km² großen Insel beansprucht und bis in die 1970er Jahre als Zwischenstopp für Transatlantikflüge diente. Heute landet im Sommer zweimal täglich je ein Flugzeug der lokalen Fluglinie auf dem völlig überdimensionierten Gelände, um Badetouristen den Besuch der Insel zu ermöglichen. 1943 bauten die Amerikaner auf der Insel Terceira ihren bereits 1913 gegründeten Stützpunkt aus, ein Flugfeld ermöglichte der US-Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg große Flugverbände einzusetzen.

Zunehmend wird der Tourismus wichtiger für die Azoren. 2008 wurde auf der Hauptinsel Sao Miguel ein neuer Yachthafen eingeweiht, neue Straßen werden gebaut und der Flugverkehr zu den Azoren und zwischen den Inseln nimmt stetig zu.

Die Azoren wurden immer wieder von Vulkanausbrüchen und Erdbeben heimgesucht. Den größten Ausbruch bildete 1957 die Entstehung des Vulkans Capelinhos an der Küste der Insel Faial. Etwa 2.000 Menschen mussten umgesiedelt werden und viele Bewohner wanderten in die USA aus, die durch ein Sondergesetz deren Immigration ermöglichten. 1980 erschütterte ein Erdbeben die Insel Terceira und zerstörte die Hauptstadt Angra do Heroísmo. Das letzte größere Beben ereignete sich 1998, tötete auf der Insel Faial zehn Menschen und machte Tausende obdachlos.

Bevölkerung

Die Bevölkerung spricht untereinander sehr differierende Dialektformen der portugiesischen Sprache. So können Festlandportugiesen eigenen Angaben zufolge die Einheimischen oft schwer verstehen.

Auf den Azoren leben insgesamt 250.000 Einwohner, die überwiegend portugiesische Staatsbürger sind. Sie sind zu 95 Prozent katholisch.

Größte Gemeinden (Volkszählung 2001)

Gemeinde Einwohner
Ponta Delgada; São Miguel 20.091
Angra do Heroísmo; Terceira 12.297
Lagoa; São Miguel 8.901
Rosto do Cão; São Miguel 7.898
Rabo de Peixe; São Miguel 7.401
Arrifes; São Miguel 6.955
Horta; Faial 6.537
Praia da Vitória; Terceira 6.168
Ribeira Grande; São Miguel 5.349
Vila Franca do Campo; São Miguel 5.087

Verwaltung

Die Azoren bilden die Região Autónoma dos Açores, die in 19 Kreise municípios aufgeteilt ist. Die Verwaltungshauptstadt ist Ponta Delgada:

Wirtschaft

Im Vergleich mit dem BIP der EU ausgedrückt in Kaufkraftstandards erreichen die Azoren einen Indexwert von 61.1 (EU-25:100) (2003).

Bedeutendste Wirtschaftszweige auf den Inseln sind die Vieh- und Milchwirtschaft. Exportiert werden hauptsächlich Milch, Milchprodukte sowie Rindfleisch.

Wegen ihrer Ursprünglichkeit und des einzigartigen Klimas mit milden, nie extremen Temperaturen gewinnt auch der Tourismus auf den immergrünen Azoren zunehmend an Bedeutung. Bisher sind es neben den Festland-Portugiesen und internationalen Seglern vor allem Skandinavier und Urlauber aus dem deutschen Sprachraum, die auf den Azoren ihren Urlaub verbringen.

Da acht der neun Inseln vulkanischen Ursprungs sind und somit – bis auf die Insel Santa Maria (sedimentären Ursprungs) – keine ausgedehnten Sandstrände bieten, dazu die Temperaturen im Sommer meist 25 °C nicht übersteigen und Niederschläge in der Wetterküche Europas stets vorkommen („Vier Jahreszeiten am Tag“), sind Azoren-Urlauber meist Segler oder Wanderer.

Verschiedene Heilquellen und Thermalbäder machen den Ort Furnas (auf der Hauptinsel São Miguel) seit langem zu einem attraktiven Kurort, nicht nur für Festland-Portugiesen.

Im Winter wird es insgesamt nicht kälter als 15–10 °C (je nach Lage), ab April werden auch 20 °C überschritten. Im Sommer ist es tagsüber bis zu 25 °C warm und in der Nacht sinken die Temperaturen selten unter 15 °C. Herbst und Frühjahr sind mild und regnerisch.

Die Azoren sind der einzige europäische Standort, an dem Tee angebaut wird (zwei Plantagen auf der Insel São Miguel). Nahezu der gesamte Tee wird von der Bevölkerung selbst verbraucht. Die Teeplantagen sind eine Touristenattraktion.

Auf den verschiedenen Inseln wird Whale-Watching angeboten.

Besonderheiten

Die westlichsten Inseln Flores und Corvo gehören geologisch bereits zur Nordamerikanischen Kontinentalplatte.

Siehe auch

Weblinks

Quellen

  • Rolf Osang: Azoren. Köln: DuMont, 3. Auflage 1998, ISBN 3-7701-3257-2

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