Refrath

Refrath

Refrath ist der Wohnplatz 61 von Bergisch Gladbach und gehört zum Statistik-Bezirk 6 der Stadt.

Inhaltsverzeichnis

Der „Wohnplatz“ Refrath

Mit der Zusammenlegung der beiden Städte Bergisch Gladbach und Bensberg zu einer neuen Stadt Bergisch Gladbach im Jahr 1975 musste man auch neue Strukturen organisieren. Man entschied sich, Wohnplätze einzuführen, die teilweise nicht mehr mit den früheren und von den Einwohnern „gefühlten“ Stadtteilen übereinstimmen. Ältere Bürger denken sicherlich manchmal mit Wehmut an die Zeit, als Refrath noch für weite Teile westlich des Bahndamms Erwähnung fand. Heute teilt man sich den so genannten Statistischen Bezirk 6 mit den gleichberechtigten Wohnplätzen Alt-Refrath, Frankenforst, Kippekausen und Lustheide.

Refrath ist eine der teuersten Wohngegenden in Bergisch Gladbach. Der Wohnplatz zeichnet sich durch urbane Züge inmitten eines dörflichen Umfelds aus. Der Name Refrath setzt sich zusammen aus dem Namensteil Ref, was soviel heißt wie „Ufer“ und rath, was übersetzt „Rodung“ bedeutet (vgl. Geschichte).

Infrastruktur

Refrath liegt nahe an der Autobahn A4 und kann sehr günstig über die beiden Anschlussstellen Nr. 18 „Refrath“ und Nr. 19 „Bensberg“ erreicht werden. Mit der Straßenbahn bzw. U-Bahn Linie 1 kann man in kurzen Abständen in Richtung Bensberg oder Köln fahren.

Steinbreche

Haus Steinbreche

Das Haus Steinbreche wurde 1712 von dem Steinmetzmeister Leonhard Goudhaire gebaut.[1] Es erhielt seinen Namen von dem nahegelegenen Steinbruch, aus dem Steine für das neue Bensberger Schloss gebrochen wurden. Dafür bekam Goudhaire anschließend das Grundstück von Kurfürst Johann Wilhelm, dem Bauherrn des Schlosses, geschenkt. Der zum Bau des Schlosses verwendete rot-schwarze Kalkstein wurde auch als „Refrather Marmor“ bezeichnet. Durch den Abbau des Kalksteins entstanden mit der Zeit zwei unmittelbar nebeneinander liegende Gruben, die später mit Wasser gefüllt und als „Zaubersee“ sowie als „Kahnweiher“ für Ausflügler zum Bootsfahren genutzt wurden. Ab 1896 war Haus Steinbreche ein bekanntes Ausflugslokal. Während des Ersten Weltkrieges wurden die Gebäude der Steinbreche als Unterkunft einer Verwundetenkompanie genutzt. In den folgenden Jahrzehnten wird sie als Ausflugslokal von verschieden Besitzern weitergeführt.

Die drei „Steinbrecher Juffern“ gelten als die ersten Unternehmerinnen des Ortes: Im 18. Jahrhundert hinterließ Otto Siegen das Gut Steinbreche seinen drei Töchtern, Anna Margaretha, Anna Sybilla und Anna Maria. Die drei unverheirateten Töchter wirtschafteten sehr gut und konnten den Besitz alsbald wesentlich erweitern, so dass Gut Steinbreche sich unter ihrer Führung zum größten Hof in der Gegend entwickelte. Bei Regen hatten die drei Steinbrecher Juffern die Angewohnheit, gemeinsam unter einem breiten roten Schirm durch Refrath zu spazieren. Diese Situation hat der Refrather Bildhauer Helmut Moos 1996 in einer Bronzeplastik festgehalten, die seitdem vor dem Haus Steinbreche steht.

Das Anwesen von Haus Steinbreche beherbergt heute Seniorenwohnungen, ein Restaurant und ein Bürgerzentrum mit großzügigen Räumlichkeiten, in denen vielfältige kulturelle Veranstaltungen und private Feste stattfinden.

Kirchengebäude

Alte Kirche Alt-Refrath
Kapelle im Kinderdorf Bethanien

Die alte Kirche St. Johann Baptist in Alt-Refrath wurde im 10. bis 12. Jahrhundert erbaut, anstelle einer durch Brand zerstörten Holzkirche aus dem 9. Jahrhundert. Sie gilt als die älteste Kirche in Bergisch Gladbach. Sie ist bei den Refrather Bürgern auch als Taufkirche bekannt.

Neben dieser alten Kirche, in der jeden Dienstag, um 19:00 Uhr eine Messe stattfindet, gibt es mittlerweile im Zentrum von Refrath (Kirchplatz) eine neue Kirche St. Johann Baptist aus dem 19. Jahrhundert. Sie gehört neben St. Elisabeth in der Auen (Refrath) und St. Maria Königin (Frankenforst) zu den Kirchen des Pfarrverbandes Refrath / Frankenforst, in denen die katholischen Gläubigen regelmäßig die Heilige Messe feiern.

Die alte Vikarie wurde 1992 abgerissen und war seit 1758 die erste Schule Refraths, weil die dort ansässigen Vikare (Stiftung Nöthen) die Pflicht hatten, in den Wintermonaten Refraths Kinder zu unterrichten.

Zum 1962-68 von Gottfried Böhm erbauten Kinderdorf Bethanien gehört eine Kapelle in Lustheide.

Als evangelische Kirchen sind die Kirche in der Wittenbergstraße und die Zeltkirche in Kippekausen zu nennen.

Sportvereine

Der Turn-Verein Refrath e.V. (TVR) existiert seit 1893. Insbesondere dessen Badminton-Abteilung besitzt auch überregionale Bedeutung, die 1. Mannschaft spielt seit der Saison 2009/2010 in der 1. Bundesliga. In der Vergangenheit konnten u.a. Erfolge bei der U19-Europameisterschaft 2005 in Form von zwei Medaillen erzielt werden.

Seit 1926 gibt es zudem den Sport-Verein Refrath/Frankenforst e.V. Die Schwerpunkte in diesem Sport-Verein liegen in den Bereichen Fußball, Tennis und Segeln.

Freie Waldorfschule Bergisch Gladbach

In Refrath befindet sich die einzige Waldorfschule Bergisch Gladbachs. Die Schule wurde zum Schuljahresbeginn 1987/88 mit damals 4 Klassen eröffnet und ist seitdem auf 13 Klassen erweitert. An der Schule können alle staatlich anerkannten Schulabschlüsse vom Hauptschulabschluss bis zum Abitur erworben werden. Sie orientiert sich am Schulkonzept der Waldorfschulen.

Persönlichkeiten

Der Schriftsteller Alban Nikolai Herbst wurde am 7. Februar 1955 in Refrath geboren.

Nam June Paik (1932 - 2006), Pionier der Videokunst, lebte von 1960 bis 1970 in Refrath.

Der Schriftsteller Helmut Rellergerd - auch bekannt als Jason Dark bzw. John Sinclair - lebt in Refrath.

Geschichte

Mit einer Rodeerlaubnis von Kaiser Lothar I. an Schwiegersohn Graf Giselbert II. begann 855 die Geschichte von Refrath. Die Rodungen fanden in Kippekausen zwischen der heutigen Ottostraße und dem Burgherrenweg statt. Es wurden der Saalhof und eine Kirche errichtet. Nachdem die zweite Refrather Kirche einem Brand zum Opfer gefallen war, wurde zwischen 1070 und 1078 die heutige Taufkirche erbaut.

Im Jahre 1586 lebten in Refrath 140 bis 150 Personen, nach dem Dreißigjährigen Krieg sind heute für die Jahre 1648 bis 1660 auf Refrather Gebiet 29 Güter nachweisbar. Um 1700 wurden die Steinbrucharbeiten an der Steinbreche für das Bensberger Schloss aufgenommen, 1712 kam es zum Bau der Steinbreche. Die Vikarie wurde 1734 erbaut und diente ab 1758 als ständiger Wohnsitz eines Vikars und erste Schule des Ortes. 1846 wurde Refrath wieder selbstständige katholische Pfarre, der erste Pfarrer hieß Dolman. Zwischen 1864 und 1872 wurde die Kirche am Siebenmorgen St. Johann Baptist erbaut. 1892 zählte Refrath 1693 Einwohner. 1899 kam es zur Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Refrath durch Bürgermeister Bausch und 14 Jahre später wurde die Straßenbahnlinie Brück-Bensberg fertiggestellt. Elektrifiziert wurde Refrath nach dem Ersten Weltkrieg im Jahre 1921. Ab 1947 war Refrath ein Stadtteil Bensbergs, das selbst erst in diesem Jahr zur Stadt erhoben worden war. 1955 wurde Refrath in die Stadtteile Refrath und Frankenforst aufgeteilt. Der Baubeginn der Parksiedlung Kippekausen lag im Jahre 1959, vier Jahre später wurde die katholische Kirche In der Auen eingeweiht. Erneut vier Jahre später fand dann auch die Einweihung des evangelischen Gemeindezentrums Kippekausen statt.

Bevölkerung

Nach der EDV-Einwohnerdatei verfügte Refrath am 31. Dezember 2009 über insgesamt 8.830 Einwohner (davon 446 Ausländer) und ist damit einer der bevölkerungsstärksten Wohnplätze der Stadt Bergisch Gladbach. Die Altersgruppe über 65 Jahre war mit 2.428 Einwohnern (davon 46 Ausländer) deutlich stärker als die Altersgruppe unter 18 Jahre mit nur 1.364 Einwohnern (davon 55 Ausländer).

Literatur

  • Johann Bendel, Heimatbuch des Landkreises Mülheim am Rhein, Geschichte und Beschreibung, Sagen und Erzählungen, Köln-Mülheim 1925
  • Gerd Müller: Refrath. Geschichte der Stadtteile Bensberg-Refrath und -Frankenforst. Neustadt/Aisch 1974.
  • Hans Leonhard Brenner: Die Geschichte der Kalkbrennerei in Bergisch Gladbach, Bergisch Gladbach 1992, ISBN 3-88265-171-7
  • Hans Peter Müller und andere: Refrath gestern und heute, Band 1,hrsg Bürger-u.Heimatverein Refrath, Bergisch Gladbach 2006
  • Hans Peter Müller : Refrath gestern und heute, Refrath als Ausflugsziel, Band 2,hrsg. Bürger-u. Heimatverein Refrath, Bergisch Gladbach 2009
  • Albert Esser "Bergisch Gladbacher Stadtgeschichte" Stadtarchiv Bergisch Gladbach 2006 ISBN 3-9804448-6-4
  • Michael Werling: Die historischen Grabsteine an der "Taufkirche" in Bergisch Gladbach/Refrath. Eine Dokumentation in Text, Bild und Zeichnung. Veröffentlichung der Fachhochschule Köln, Fakultät für Architektur, Fachgebiet Baugeschichte, Stadtbaugeschichte und Entwerfen und Band 38 der Schriftenreihe des Bergischen Geschichtsvereins Abteilung Rhein-Berg e.V., Köln 2002 ISBN 3-932326-38-5
  • Herbert Stahl (Redaktion), Gerhard Geurts, Hans-Dieter Hilden, Herbert Ommer: Das Erbe des Erzes, Band 3, Die Gruben in der Paffrather Kalkmulde. Bergisch Gladbach 2006, ISBN 3-932326-49-0

Weblinks

 Commons: Refrath – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Kölner Stadt-Anzeiger, Ausgabe 97 vom 27. April 2009
50.9611577.11545

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