Austria Tabak

Austria Tabak
JTI / Austria Tabak GmbH
Austria TabakLogo
Rechtsform Gesellschaft mit beschränkter Haftung
Gründung Tabakregie 1784
Sitz Wien, OsterreichÖsterreich Österreich
Leitung Japan Tobacco International (JTI)
Umsatz EUR 425,01 Mio
Branche Tabak
Produkte Zigaretten
Website http://www.jti.com/home

Die Austria Tabak GmbH entstand aus der Tabakregie, ab 1949 Austria Tabakwerke AG. Die Tabakregie waren bis zum EU-Beitritt Inhaber des österreichischen Monopols auf Anbau, Verarbeitung und Vertrieb von Tabak und Tabakwaren. 2001 wurde Austria Tabak vollständig privatisiert und von der staatlichen ÖIAG an die britische Gallaher Group verkauft. Seit dem 18. April 2007 gehört Austria Tabak zu JT International, nachdem diese die Gallaher Group übernommen hat.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Vorgeschichte

Eine Tendenz zur Monopolisierung gab es im Habsburgerreich bereits im frühen 18. Jahrhundert. Um 1700 wurde daher der Tabakanbau außerhalb von Hausgärten verboten. Ab 1723 waren Anbaulizenzen erforderlich und wurde der freie Verkauf untersagt. 1764 erließ Kaiserin Maria Theresia ein Monopol für Österreich (d. h. Ober- und Niederösterreich, siehe Innerösterreich), das sie einer privaten Gesellschaft überließ.

Das Vollmonopol von 1784 bis 1996

1784 wurde die Österreichische Tabakregie unter Joseph II. als Vollmonopol für alle österreichischen Länder gegründet. Dieses war unter anderem zur Versorgung von Kriegsinvaliden gedacht, die bei der Zuteilung der Verschleißstellen bevorzugt wurden (Trafik für einfache Soldaten, Großhandel für Offiziere). Daneben wurden auch schuldlos verarmte Beamte auf diese Weise versorgt. Dieses Monopol schwächte einerseits die Lage der Tabakbauern, andererseits gab es ihnen in Krisenzeiten Sicherheit.

Der private Anbau wurde im 19. Jahrhundert weitgehend zurückgedrängt, es wurde nur noch in begrenzten Mengen der Anbau von Bauerntabak akzeptiert, der durch seine schlechtere Qualität keine Bedrohung für das Monopol war. Dokumentiert ist eine derartige förmliche Erlaubnis für die Bauern des oberen Inntales 1848-1860.

  • 1850 wurde das Monopol auf die ungarischen Kronländer ausgeweitet, damit verlagerte die Regie auch allmählich den Großteil ihres Anbaues in diese Länder mit ihrem milderen Klima.
  • 1864 wurden die ersten Regiezigaretten gedreht, mit dem steigenden Bedarf stieg Tabak zur wichtigsten Kolonialimportware auf. Das zweite wichtige Produkt während der späten Monarchie waren Virginier.
  • 1894 ist für das Werk Klagenfurt mit 605 Arbeitern eine Produktion von 17,5 Millionen Cigarren und 33 Millionen Cigaretten belegt[1].
  • 1911 wurde eine zusammenfassende Verordnung über Besetzung, Neuerrichtung und Auflassung von Tabakwaren-Verschleißgeschäften erlassen, die Grundlage des Monopols bis 1949 war.
  • 1918 verlor die Regie den Großteil ihres Anbaugebietes und ihrer Fabriken.
  • 1939 wurde die Tabakregie im Tabakmonopolgesetz in Austria Tabakwerke AG umbenannt und mit der Verwaltung des Monopols betraut. Alleiniger Eigentümer wurde nach dem Krieg die Republik Österreich.

In der unmittelbaren Nachkriegszeit blühte aufgrund der allgemeinen Armut und des Devisenmangels wieder der Eigenanbau; es wurde der Anbau von 25 Stauden Bauerntabak pro Person geduldet.

  • 1968 wurde das Tabakmonopolgesetz revidiert.
  • 1979 wurden Zivilbehinderte in den Kreis der bei der Trafikvergabe bevorzugten Personen aufgenommen.

Josef Mauhart war von 1976 bis 1995 Mitglied des Vorstands.

Mit dem EU-Beitritt erfolgten Einschnitte in das Monopol:

  • Der Anbau unterliegt der landwirtschaftlichen Marktordnung der EU.
  • Das Produktionsmonopol blieb bestehen, verlor aber wegen des Falles des Importverbotes und der geringen österreichischen Anbauflächen seine Bedeutung.
  • Import- und Großhandelsmonopol wurden aufgehoben.
  • Das Einzelhandelsmonopol blieb bestehen, wurde aber mit 1. Juni 1996 von Austria Tabak auf die neu gegründete Monopolverwaltung GesmbH übertragen.

Privatisierung

Im Jahre 1997 übertrug die Republik Österreich sämtliche Anteile an die Österreichische Industrieholding AG (ÖIAG). Am 5. November 1997 verkaufte die ÖIAG 49,5 % der Anteile an institutionelle und private Aktionäre. Am 25. März 1999 wurden weitere 9,4 % an institutionelle Anleger verkauft.

Nach einer öffentlichen Ausschreibung im März 2001 kaufte der britische Tabakkonzern Gallaher Group die verbliebenen 41,1 % für rund 770 Millionen €. Den übrigen Aktionären wurde ein Angebot über denselben Preis pro Aktie (85 €) unterbreitet, welches zu fast 100 % angenommen wurde. Der Rechnungshof übte später in einem Bericht vom Oktober 2007 herbe Kritik an der Privatisierung. So sei die Beauftragung der Investmentbank Credit Suisse First Boston im Dezember 2000 durch die ÖIAG lediglich mündlich erfolgt und erst im Februar 2001 schriftlich festgehalten worden. Zudem verrechnete die Bank mit 8,16 Millionen Euro sowie 220.000 Euro Spesen letztlich ein höheres Honorar als die zweitgereihte Bank.[2] Laut Prüfer habe es der Eigentümer zudem verabsäumt vor dem Verkauf ein Bewertungsgutachten einzuholen. Ein späterer Verkauf wäre womöglich sinnvoller gewesen. Weiters wird kritisiert, dass der Aufsichtsrat nicht nur nicht ausreichend vorinformiert, sondern sogar über die tatsächliche Lage getäuscht worden sei. Auch sei verabsäumt worden dem Käufer weitergehendere Standortgarantien abzuringen.[3] Eine Aufarbeitung der Privatisierung sei laut Presseberichten allerdings schwierig, da die ÖIAG im Zuge einer Übersiedlung einige Unterlagen „aus Platzgründen entsorgt“ habe.[2]

Im Laufe des Jahres 2005 wurde die Zigarettenfabrik in Schwaz geschlossen und die Produktion nach Linz und Hainburg an der Donau verlagert. Ebenfalls geschlossen wurde die Zigarrenfabrik in Fürstenfeld. Die Produktion der Exportware wurde nach Wales vergeben. Der Inlandsbedarf wird in Lohnproduktion hergestellt. Die verbliebenen Werke in Linz und Hainburg wurden modernisiert. Die Zigarettenproduktion stieg von 25,4 Milliarden Stück im Jahre 2000 auf 36,4 Milliarden Stück 2005. Das Filterwerk in Hainburg produziert heute auch für andere Werke der Gallaher-Gruppe. Durch die gesamte Umstrukturierung gingen ca. 170 Arbeitsplätze verloren. Bis Jahresende 2009 wird auch das Werk in Linz, wo 269 Personen beschäftigt sind, komplett geschlossen. Die Weiternutzung des zwischen 1928 und 1935 errichteten und teilweise denkmalgeschützten Gebäudekomplexes ist noch ungewiss.

Im Mai 2011 gibt die Unternehmensleitung auch die Schließung der letzten österreichischen Zigarettenproduktion, die 40 % für den heimischen Markt produziert, in Hainburg bis Ende 2012 bekannt, obwohl man sich noch 2007 "klar zur Produktion in Österreich" bekannte.[4] 240 Mitarbeiter in Hainburg verlieren ihren Job, ebenso wie 80 Mitarbeiter der Zentrale in Wien, welche die Produktion unterstützen.[5]

Deutschland

In Deutschland ist man mit der GALLAHER Deutschland GmbH (vormals Austria Tabak GmbH) vertreten, die insbesondere die Marken Benson & Hedges, Meine Sorte, Ronson und Nil vertreibt. Bei Eigenmarken des Handels hält man mit circa 50 % Anteil die Marktführerschaft. Die 1923 gegründete deutsche Niederlassung wurde zum 31. Dezember 2007 als Folge der Übernahme der Gallaher Group durch Japan Tobacco geschlossen.

An der Lekkerland GmbH & Co. KG wird ein 25,1-prozentiger Anteil gehalten. Bei der Tobaccoland Automatengesellschaft mbH & Co. KG ist man Mehrheitseigentümer.

Die ATW wurden daraufhin zum Kontinentaleuropazweig (Continental Europe-Division, CED) der neuen Mutterfirma ausgebaut.

Nicht-Tabak-Aktivitäten

In den 1990er Jahren ließ sich der Vorstand um Vorstandsvorsitzenden Beppo Mauhart auf den Kauf der HTM-Gruppe (Head mit Tyrolia, Mares) ein, von der man sich aber bald wieder trennen musste.

Hauptmarken

International:

National (AUT)

Quellen

  1. http://www.retrobibliothek.de/retrobib/seite.html?id=137556
  2. a b KHG-Privatisierungen: Austria Tabak, Format vom 26. Juli 2010
  3. Kritik an Austria-Tabak-Verkauf, DerStandard vom 25. Oktober 2007
  4. OTS0319, 29. September 2007/14:10
  5. ÖGB: „Ende eines traurigen Kapitels“ auf ORF vom 5. Mai 2011

Weblinks


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