Rechenbrett

Rechenbrett
Rechentisch (Holzschnitt vermutlich aus Straßburg).

Das Rechnen auf Linien ist ein historisches Verfahren, um Berechnungen in den vier Grundrechenarten durchführen zu können, ohne mit Zahlen umzugehen. Dazu werden Rechenpfennige auf oder zwischen horizontalen Linien positioniert. Je nach Position des Rechenpfennigs wird ihm ein bestimmter Wert zugewiesen. Das Rechnen auf Linien war im Mittelalter die am meisten verbreitete Rechenmethode. Es wurde von Händlern und Kaufleuten benutzt, da die im Mittelalter noch verbreiteten Römischen Zahlen schriftliches Rechnen fast unmöglich machen.

Schema eines Rechenbretts, dargestellt ist die Zahl 108 (= C+V+I+I+I)

Beim Rechnen auf Linien werden auf einem Tuch, Tisch, Brett oder einer Bank von unten nach oben vier Linien gemalt oder geritzt. Die Linien dienen zum Kennzeichnen der Einer, Zehner, Hunderter und Tausender von unten nach oben. Die Tausenderlinie wird mit einem X gekennzeichnet. Der Zwischenraum (Spatium) zwischen zwei Linien hat jeweils den fünffachen Wert der darunter liegenden Linie, also fünf, fünfzig oder fünfhundert. Um zu zählen, wird für jeweils einen Einer, Fünfer, Zehner, Fünfziger, Hunderter, Fünfhunderter oder Tausender ein Rechenpfennig auf der Linie beziehungsweise im Spatium abgelegt. Auf einer Linie werden aber nie mehr als vier Rechenpfennige verwendet, im Spatium nicht mehr als einer. Stattdessen wird für jeweils fünf Rechenpfennige auf der Linie einer im darüber liegenden Spatium abgelegt und für jeweils zwei Rechenpfennige im Spatium einer auf der darüber liegenden Linie. Das eigentliche Rechnen ist auf ein Verschieben und Abzählen von Rechenpfennigen reduziert, analog zum Rechnen mit dem Abakus.

Ausführlich beschrieben hat Adam Ries das Verfahren in seinem Werk Rechnung auff der linihen (1518).

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