Raymond Bernard Cattell

Raymond Bernard Cattell
Raymond Bernard Cattell

Raymond Bernard Cattell (* 20. März 1905 in West Bromwich (im ehemaligen Staffordshire, England); † 2. Februar 1998 in Honolulu) war ein britisch-US-amerikanischer Persönlichkeits-Psychologe.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Cattell studierte an der University of London zuerst Naturwissenschaften. Später wandte er sich der Psychologie zu und promovierte 1929. Er lehrte an der University of Exeter und leitete eine Erziehungsberatungsstelle, bevor er 1937 in die USA ging. Nach Aufenthalten an der Clark und der Harvard University wurde er 1945–74 Professor für Psychologie an der University of Illinois. Noch 1978 nahm er eine Stelle an der University of Hawaii an.

Cattell war ein Schüler von Cyril Burt und Charles Spearman; wie sie ein Anhänger der Eugenik und lobte 1937 die Rassengesetze der Nationalsozialisten.

Cattell argumentierte, dass „es sich bei ‚nationalen Stereotypen’ nicht nur um Erfindungen der Phantasie handelt“[1] und forderte, dass nationale und rassische Temperamentsunterschiede bei der Städteplanung berücksichtigt werden sollten.[2] Mit seinem Lehrer Cyril Burt teilte er die Sorge, dass der IQ der Nation aufgrund zu starker Vermehrung der weniger Begabten absinken könnte und schlug vor, dem entgegenzuwirken, „indem man die Bevölkerungsteile mit einer sehr niedrigen geistigen Kapazität, die zum zivilisierten Leben ungeeignet sind, entfernt“[3].

Psychologische Theorien

Im Gegensatz zum g-Faktor-Modell von Spearman unterscheidet Cattell in seiner Zweikomponententheorie der Intelligenz 1971 zwei Faktoren zweiter Ordnung (Faktorenanalyse), die fluide und die kristallisierte Intelligenz. Die genetisch bedingte „fluide Intelligenz“ ("General-Fluid-Ability") stellt die Fähigkeit zur Situationsorientierung, des Schlussfolgerns, der Problemlösung und der Verarbeitungsgeschwindigkeit dar, die erworbene „kristallisierte Intelligenz“ ("Crystallized-Ability") besteht aus dem Wissen, dem Wortschatz und den gesammelten Erfahrungen zu Problemlösewegen. Während die fluide Intelligenz nach einem Höhepunkt im Alter wieder abnehmen soll, so der amerikanische Psychologe John L. Horn, wächst die kristallisierte Intelligenz weiter an.

Sein Konzept schlug sich nieder in der CFT-Intelligenztest-Reihe (Culture Fair Intelligence Tests).

Cattell gehört zu den 52 Mitunterzeichnern des Aufsatzes Mainstream Science on Intelligence, geschrieben von Linda Gottfredson und im Dezember 1994 veröffentlicht vom Wall Street Journal.[4]

In der Persönlichkeitstheorie entwickelte er mit Hilfe der Faktorenanalyse ein Modell von 16 Persönlichkeitsfaktoren, das sich im Fragebogen Sixteen Personality Factor Questionnaire (16 PF) niederschlug. Es handelt sich hierbei um (Überführung in unipolare Benennung nach Schneewind und Huber):

  1. Wärme (z. B. Wohlfühlen in Gesellschaft)
  2. Logisches Schlussfolgern
  3. Emotionale Stabilität
  4. Dominanz
  5. Lebhaftigkeit
  6. Regelbewusstsein (z. B. Moral)
  7. Soziale Kompetenz (z. B. Kontaktfreude, Selbstsicherheit im Umgang mit anderen)
  8. Empfindsamkeit
  9. Wachsamkeit (z. B. Misstrauen)
  10. Abgehobenheit (z. B. Realitätsnähe)
  11. Privatheit (z. B. Umgang mit Problemen)
  12. Besorgtheit
  13. Offenheit für Veränderungen
  14. Selbstgenügsamkeit
  15. Perfektionismus
  16. Anspannung

Diese 16 bipolaren Dimensionen wurden von ihm als situationsunabhängige Grundeigenschaften der Persönlichkeit angesehen, mit der sich jede Person beschreiben ließe und die dem offen gezeigten Verhalten zugrunde lägen.

Cattell gründete die „Society for Multivariate Experimental Psychology“ und die Fachzeitschrift „Multivariate Behavioral Research“.

Weitere bedeutende wissenschaftliche Beiträge

Cattell entwickelte außerdem den Scree-Test zur Bestimmung der Faktorenzahl für die Faktorenanalyse.

Werke

  • The fight for our national intelligence. King, London 1937
  • The Meaning and Measurement of Neuroticism and Anxiety (1961)
  • Handbook of Multivariate Experimental Psychology (1966)
  • Abilities: Their Structure, Growth, and Action (1971)
  • Personality and Learning Theory 2 Bde. (1979–80)

Literatur

  • W. H. Tucker: The science and politics of racial research. University of Illinois Press, Urbana, IL 1994

Weblinks

Einzelnachweise

  1. R.B. Cattell: Die empirische Forschung der Persönlichkeit, Weinheim 1973, S. 312
  2. vgl. R.B. Cattell: Die empirische Forschung der Persönlichkeit, Weinheim 1973, S. 313
  3. R.B. Cattell: The Fight for our National Intelligence, S. 64
  4. Linda Gottfredson: Mainstream Science on Intelligence. In: Wall Street Journal, 13. Dezember 1994, Seite A18

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