Rathaus Bochum

Rathaus Bochum
Rathaus in Bochum
Glocke für die Weltausstellung 1867
Der Brunnen der Schönheit im Hof des Rathaus Bochum
Der Brunnen des Glücks im Hof des Rathaus Bochum

Das Rathaus Bochum gehört zu den wichtigsten Repräsentativbauten des Ruhrgebiets.

Ab 1697 befand sich das alte Rathaus der Stadt Bochum am Alten Markt gegenüber der Propsteikirche St. Peter und Paul und ab 1886 in einem ehemaligen Hotel an der Alleestraße. Nach den Eingemeindungen 1904, 1926 und 1929 sollte die Verwaltung Bochums mit nun über 200.000 Einwohnern in diesem Neubau zentralisiert werden.

Mit dem Bau des heutigen Rathauses wurde 1926 begonnen, im Jahre 1927 erfolgte die Grundsteinlegung und am 20. Mai 1931 fand die Eröffnung statt. Der Rathausbau kostete die hohe Summe von 9,25 Millionen Reichsmark.

Der Darmstädter Architekt Karl Roth schuf ein hoch modernes Bürogebäude mit 329 Räumen im historischen Gewand des spanischen Klosters in El Escorial (1562–1584) und damit im Stil der ornamentlosen spanischen Renaissance. Das Gebäude weist einen symmetrischen Grundriss auf. Die Außenseite ist schlicht gehalten und das Eingangsportal sowie der zweistöckige Vorbau an der rechten Front sind die einzigen Fassaden-Schmuckelemente. Der Sockel des Gebäudes besteht aus hartem Granitstein, für die Fassade wurden Muschelkalk und für das Dach Schiefer verwendet.

Das Rathaus erhielt kunstvolle Bronzegitter, Skulpturen aus Bronze sowie meisterhaften Steinmetzarbeiten durch namhafte deutsche Künstler: August Vogel (1887–1932), Paul Wynand (1879–1956), Richard Langer (1879–1950), Richard Guhr (1873–1934) und Augusto Varnesi (1866–1944). In den Fluren und Repräsentationsräumen des Hauses wurden Marmor, Kupfer, Bronze und dunkle Holztäfelungen verwendet.

Der 40 x 46 Meter messende Innenhof wird von vier Seiten vollständig umschlossen. In der Symmetrieachse des Ratshofes liegt auch der Rathaussitzungssaal (Wiederherstellung 1950 nach Plänen von Ferdinand Keilmann) mit dem darunter um 1980 eingerichteten Trauzimmern des Standesamts, so dass zu seinen beiden Seiten Nebenhöfe entstanden. Hier befinden sich bis heute ein Glockenspiel und zwei Brunnen. Im Innenhof lagen ursprünglich Kassenhallen, die vor der Einführung des bargeldlosen Verkehrs den Steuer-, Lohn-, Sozial- und sonstige Zahlungen dienten.

Wegen angeblich übertriebener Pracht am Rathaus griffen die Nationalsozialisten den damaligen jüdischen Oberbürgermeister Otto Ruer (1879–1933) an und trieben ihn in den Selbstmord. Ruer hatte wegen der Angriffe auf seine Person viele Schmuckarbeiten am Rathaus eingestellt. Die Nationalsozialisten ließen 1943 die Bronzeskulpturen für Rüstungszwecke einschmelzen, durch Kriegsschäden gingen die Steinmetzarbeiten mit Ausnahme kleiner Löwenköpfe über dem Portal verloren.

Die Kriegsschäden aus dem Zweiten Weltkrieg am Rathaus wurden bis 1951 behoben. In den Jahren 1980 und 1982 wurden weitere Gebäude errichtet. Mit dem Bildungs- und Verwaltungszentrum (BVZ) (Architekturbüro Bahlo, Köhnke, Stosberg und Partner) und Flächen im angemieteten Rathauscenter kam weiterer Raum hinzu. Im Jahr 2000 wurden Teilbereiche des historischen Rathauses zwecks Einrichtung von Bürgerbüros sowie Anlaufstellen für den Umweltservice, die Polizei und für die städtischen Verkehrsbetriebe (BOGESTRA) umgebaut (Planung: Architekten Schröder Schulte-Ladbeck, Dortmund). Die Eröffnung fand am 4. Dezember 2000 statt.

Brunnen und Glocken

Geblieben sind – neben den oben genannten vielen schönen Innenräumen – im Hof die beiden Brunnen der Schönheit und des Glücks aus Travertin und Bronze von August Vogel, sowie „florentinische“ Hauptportale von Augusto Varnesi, die unter dem Motto „In Labore Honor“ (In Arbeit liegt Ehre) christlichen Glauben und industriellen Fleiß thematisieren. Von den vergoldeten Figuren des „Brunnens des Glücks“ symbolisieren die Putte mit Ehering und Pantoffel Eheglück (nicht erhalten), die Putte mit Apfel Fruchtbarkeit, die Putte mit leerem Portemonnaie den Optimismus (nicht erhalten) und die Putte mit den Seifenblasen die Illusion.

Das Glockenspiel besteht aus 28 Gussstahlglocken mit einem Gesamtgewicht von 2300 Kilogramm. Die einzelnen Glocken wiegen zwischen 4 und 375 Kilogramm. Das ursprüngliche Glockenspiel war das weltweit erste aus Gussstahl und wurde im Krieg zerstört. Das jetzige Glockenspiel wurde der Stadt 1951 vom Bochumer Verein geschenkt.

Sehenswert ist auch die Glocke vor dem Rathaus mit einem Durchmesser von 3,13 Metern und einem Gewicht von 15.000 Kilogramm. Sie war 1867 als größte von vier Glocken eine Attraktion auf der Weltausstellung in Paris und wurde zur Eröffnung geläutet. Gegossen vom Bochumer Verein wurde sie nach der Ausstellung als Denkmal zunächst auf dem Werksgelände der Krupp Stahl AG aufgestellt und 1979 schließlich an ihrem heutigen Platz. Ihr Klöppel – eine an vier Seilen hängende Stahlkugel – ist seither verschollen; die Glocke kann aber auch wegen einer im Zweiten Weltkrieg erlittenen Beschädigung nicht mehr geläutet werden.

Von der Firma Krupp ebenfalls gespendet wurde der Brunnen Fontana vor dem Bildungs- und Verwaltungszentrum. Der Brunnen wurde vom Bildhauer und Grafiker Erwin Hegemann aus Hagen entworfen, aus Edelstahl und Titan angefertigt und im September 1985 eingeweiht.

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