Rassen der Westlichen Honigbiene

Rassen der Westlichen Honigbiene
Westliche Honigbiene, Rasse Carnica
Nest der Afrikanisierten Honigbiene in Viçosa City, Brasilien

Wie bei vielen anderen Tieren gibt es auch bei einzelnen Arten der Gattung Honigbienen (Apis) verschiedene Unterarten. Weil aber gerade die vorwiegend in der Imkerei gehaltenen europäischen Unterarten längst züchterisch bearbeitet wurden und inzwischen weltweit verbreitet sind, ist in der Bienenwissenschaft der Begriff Rasse auch für Unterarten gebräuchlich.

Hinweis: Im folgenden Text dieses Artikels werden nur die Unterarten und Rassen der Westlichen Honigbiene (Apis mellifera) behandelt. Diese sind in der weltweit betriebenen Imkerei von wesentlicher Bedeutung.

Ziel der Bienenzucht ist es bestimmte Eigenschaften zu verbessern. Dabei geht es vor allem um die Erhöhung des Ertrages von Honig und Züchtung einer friedlicheren und schwarmträgen Biene. Es wird dann von Zuchtlinien oder Linienzucht gesprochen. Um dabei das gewollte Erbmaterial zu erhalten, bzw. zu stabilisieren, wurden vor allem in der Vergangenheit sogenannte Reinzuchtgebiete mit Belegstellen eingerichtet.

In den letzten Jahrzehnten ist die Möglichkeit der künstlichen, instrumentellen Besamung von Bienenköniginnen hinzugekommen, die die Möglichkeiten der Zucht wesentlich verbessert und vereinfacht hat.

Weitergehend wurden auch Kreuzungen der einzelnen Rassen vorgenommen. Dies fand teilweise ungewollt statt durch das Nebeneinanderhalten von Bienenvölkern unterschiedlicher Rassen. Das bekannteste und erfolgreichste Beispiel für eine über jahrzehntelange, sehr aufwändige Kreuzungszucht ist die Buckfast-Biene, die von Bruder Adam gezüchtet wurde. Das bisher spektakulärste Ergebnis einer durch ungewollte Auswilderung erfolgten Kreuzung von Rassen ist die Afrikanisierte Honigbiene. Eine aus jüngerer Zeit ist die Elgonbiene.

Inhaltsverzeichnis

Die Unterarten - natürlich entstandene Rassen

Ursprüngliches Verbreitungsgebiet der Unterarten in Europa und im vorderen Orient (nach der letzten Eiszeit).

Die Unterarten der Westlichen Honigbiene können in Gruppen unterteilt werden (weitgehend nach Ruttner):

Die dunklen Honigbienen aus Nord und Westeuropa

  • die Dunkle Europäische Biene (Apis mellifera mellifera Linnaeus, 1758), von den Imkern auch einfach Nigra genannt - sie ist die einzig heimische Biene Mitteleuropas und das entwicklungsgeschichtliche Endglied der Nordafrikanischen Rassengruppe.
  • die Iberische Biene (Apis mellifera iberica Goetze, 1964), auch Spanische Biene genannt
  • die Tellbiene (Apis mellifera intermissa v. Buttel-Reepen, 1906)
  • die Riffbiene (Apis mellifera major Ruttner, 1975)
  • die Saharabiene (Apis mellifera sahariensis Baldensberger, 1922)

Die Carnica-Gruppe

  • die Kärntner Biene (Apis mellifera carnica Pollmann, 1879), auch Krainer Biene und von den meisten Imkern auch einfach Carnica genannt
  • die Italienische Biene (Apis mellifera ligustica M. M. Spinola, 1806), auch Italiener Biene und von den Imkern auch einfach Ligustica genannt - sie ist die weltweit in der Imkerei am häufigsten gehaltene Honigbiene, z. B. in Nordamerika.
  • die Makedonische Biene (Apis mellifera macedonica Ruttner, 1988)
  • die Südgriechische Biene (Apis mellifera cecopria Kiesenwetter, 1860)
  • die Sizilianische Biene (Apis mellifera sicula Montagano, 1911)

Die Bienen des tropischen Afrikas

  • die Ostafrikanische Hochlandbiene (Apis mellifera scutellata Lepeletier, 1836)
  • die Ostafrikanische Bergbiene (Apis mellifera monticola Smith, 1849) (sanftmütiger als A. m. scutellata, bewohnt regenreiche Wälder Ostafrikas in Höhen von 2400 bis 3000 Meter [1])
  • die Kapbiene (Apis mellifera capensis Escholz, 1821)
  • die Ägyptische Biene (Apis mellifera lamarckii Cockerell, 1906)
  • die Arabische Biene (Apis mellifera jemenitica Ruttner, 1975)
  • die Ostafrikanische Küstenbiene (Apis mellifera litorea Smith, 1961)
  • die Westafrikanische Biene (Apis mellifera adansonii Latreille, 1804)
  • die Madagaskarbiene (Apis mellifera unicolor Latreille, 1804)

Die Bienen des Vorderen Orients

  • die Kaukasische Biene (Apis mellifera caucasica Gorbachew, 1916)
  • die Armenische Biene (Apis mellifera armenica Skorikov, 1929)
  • die Persische Biene (Apis mellifera meda Skorikov, 1929)
  • die Anatolische Biene (Apis mellifera anatolica Maa, 1953)
  • die Syrische Biene (Apis mellifera syriaca v.Buttel-Reepen, 1906)
  • die Zyprische Biene (Apis mellifera cypria Pollmann, 1879)
  • die Kretische Biene (Apis mellifera adami Ruttner, 1975)

Eine Unterart in Mittelasien

Durch Kreuzung entstandene Rassen und Hybride

Literatur

  • Heinrich Friese: Die Bienen Europas (Apidae europaeae). Akademische Druck- und Verlagsanstalt, Graz 1969 (Nachdruck der Erstausgabe 1895-1901).
  • Friedrich Ruttner: Naturgeschichte der Honigbienen. Franckh-Kosmos-Verlag, Stuttgart 1992, ISBN 3-440-09125-2.

Einzelnachweise

  1. Afrikas Bienen – Herausforderung für die fortschrittliche Züchtung

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