Rasa TI

Rasa TI
TI ist das Kürzel für den Kanton Tessin in der Schweiz und wird verwendet, um Verwechslungen mit anderen Einträgen des Namens Rasaf zu vermeiden.
Panorama von Rasa

Rasa ist ein kleines Bergdorf im Centovalli in der Schweiz und gehört zur Tessiner Gemeinde Intragna bzw. seit Oktober 2009 zur vergrößerten Gemeinde Centovalli. Das autofreie Dorf liegt auf ca. 900 m ü. M. Im Dorf leben heute ganzjährig etwas über 20 Einwohner.

Das Dorf ist ein beliebtes Ausflugsziel für Wanderer.

Inhaltsverzeichnis

Bewohner

Während Rasa zu Beginn des 16. Jahrhunderts 200 Einwohner hatte, waren es 1970 nur noch 11. Seit den 1960er Jahren wurden mehrere verlassene Häuser zu einem Bildungs- und Ferienzentrum umgebaut, was zur Belebung der Ortschaft beigetragen hat.

Geschichte

Quelle: siehe [1]

Rasa wurde 1700 gegründet, als die Bewohner vom nahegelegenen heutigen Terra Vecchia nach Rasa umzogen (und gleich den Namen "Rasa" mitnahmen). 1753 wurde in Rasa die Kirche St. Anna gebaut. Seit 1956 ist Rasa über einer Seilbahn von Intragna zu erreichen.

Im Jahre 1864 spaltete sich Rasa von der Gemeinde Palagnedra ab und wurde eine selbstständige politische Gemeinde. Die Unabhängigkeit endete 1972 mit der Eingliederung in die Gemeinde Intragna. Intragna wurde im Oktober 2009 ein Teil der vergrößerten Gemeinde Centovalli.

Die Anfänge in Terra Vecchia

Madonna della Neve in Terravecchia

Rasa lag zuerst an dem heute “Terra Vecchia“ genannten Ort, am Strässchen nach Palagnedra. Woher gegen Ende des 16. Jahrhunderts die ersten Bewohner gekommen sind, weiss man nicht mit Gewissheit. Tradition, Familiennamen und Charakter weisen aber darauf hin, dass sie wahrscheinlich von auswärts eingewandert sind. Kirchlich und zivilrechtlich hingen sie von Palagnedra ab. Am 25. Juni 1615 wurde in Terra Vecchia die einschiffige Kirche (12 x 6 m) mit Holzdecke eingeweiht. 1636 gab die kirchlichen Obrigkeit die Erlaubnis, Toten im Kirchlein beizusetzen, die bis anhin in Palagnedra beerdigt werden mussten. 1643 wurde Terra Vecchia zu einer selbständigen Pfarrei. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts zählte dieses etwa 200 Seelen, hundert Jahre später nur noch 110. Immer mehr Leute verliessen Terra Vecchia. Ein Teil von ihnen siedelte sich im heutigen Rasa an.

Rasa

Ortsansicht

Die Gemeinde Rasa war eine der kleinsten des Tessin und eines der von der Entvölkerung am stärksten betroffenen Dörfchen. Sie bestand aus ein paar Häusern auf einer Terrasse an den Hängen des Gridone, auf 900 Metern Höhe. Heute erreicht man Rasa mittels der Seilbahn ab Verdasio, zu Fuss von Palagnedra, Ronco, von Intragna über die Römerbrücke oder von Corcapolo über die Brücke von Salmina.

Die als Baumaterial für das Dorf verwendeten Steine fanden die Bewohner im Überfluss im Boden, auf den Feldern und in den Wäldern. Kalk wurde von Bordei oder vom Monte di Remo eine Stunde Weges auf dem Rücken hinaufgetragen. Die Felsplatten für die Dächer (piode) mussten aus Termine hergetragen werden, 40-50 kg pro Ladung. Auch die steinernen Stufen wurden weit weg vom Dorf gehauen und zu zweit auf den Schultern hergetragen.

Anfang des 18. Jahrhunderts, vielleicht schon früher, hatte Rasa eine eigene Schule. Wo sie lag, ist inzwischen vergessen. Nach dem Bau der Kirche wurde sie über der Sakristei eingerichtet, dann bis zur endgültigen Schliessung im Jahr 1950 im Pfarrhaus neben der Kirche. Der Lehrer, meistens der Priester, erhielt vor 200 Jahren für jeden Schüler 1 Filippo, das sind 5 Franken pro Jahr. In der Regel besuchten nur die Knaben die Schule. 1930 wurden noch 16 Schüler unterrichtet. Heute gehen die Kinder nach Intragna in die Elementarschule und nach Losone oder Locarno in die Mittelschulen.

Die schöne Kirche und ihre Umgebung erwecken den Eindruck eines gewissen Wohlstandes. Um 1630 begannen die Rasaner nach Livorno auszuwandern, wo sie ein Monopol als Lastenträger im Hafen besassen. Andere gingen nach Mailand und Rom, und gegen Ende des 19. Jahrhunderts nach Amerika. Die im Dorf verbliebenen Leute, hauptsächlich Frauen und Kinder, widmeten sich der Landwirtschaft. Sie stellten Butter und Käse her und veranstalteten die “mazza“ (Metzgete), räuchten Kastanien und hielten eine Herde von mehreren Hundert Schafen, Kühen und Ziegen (1930 waren es noch 200 Tiere). Ferner besass jede Familie mindestens ein Schwein. So war für Fleisch und Wurst gesorgt für das ganze Jahr. Fische fanden sich in den nahen Wasserläufen, besonders im Ri di Progia.

Im Weiteren wurden Nüsse gesammelt und zur Gewinnung von Speise- und Lampenöl nach Palagnedra gebracht. In Intragna kann heute noch eine solche Nusspresse betrachtet werden. Fast alle landwirtschaftlichen Geräte wurden von den Rasanern selbst hergestellt, sogar die Stoffschuhe (pedüü). Auch die Wolle wurde im Dorf gesponnen, gefärbt und verarbeitet.

Für Nahrungsmittel, die nicht im Ort selbst gewonnen werden konnten, musste man in die Läden von Palagnedra, Intragna oder Locarno; selbstverständlich hin und zurück zu Fuss, Sommer und Winter, mit Lasten von 50 kg und mehr. Ein alter Mann erzählte, dass man im Winter manchmal bis Losone musste um Stroh zu kaufen, wenn das Heu knapp wurde. Auch das zu Fuss oder mit den Skiern. Ein Kalb war sehr wertvoll. Der Verkauf eines Kalbes ermöglichte, sich während eines halben Jahres mit dem Nötigen einzudecken. Ging andererseits ein Tier zu Grunde, hatte dies für die betreffenden Familien schlimme Folgen.

Im Krankheitsfall wurde der Arzt aus Intragna gerufen. Im Allgemeinen wurden jedoch die Kranken nach Corcapolo getragen, wozu der Tragstuhl der Kirche zur Verfügung stand. Die Kinder wurden fast alle zu Hause geboren. Der Wöchnerin, die meistens bis zum letzten Augenblick ihrer Arbeit nachging, stand eine als Hebamme amtende Frau aus dem Dorfe bei.

Da die italienische Bevölkerung Druck auf die Tessiner Lastenträger ausübte, hob Grossherzog Leopold III im August 1847 das Alleinrecht des Lastentragens für immer auf. Das gleiche Schicksal erlitten diejenigen, die am Hof von Florenz Arbeit gefunden hatten. Sie wurden ihres Postens enthoben. Damit versiegten die guten Einnahmequellen, und die Abwanderung der Jungen begann. Innert 50 Jahren verminderte sich die Bevölkerung um die Hälfte. Im Jahr 1971 bestand Rasa nur noch aus zwölf Ansässigen. Da wurde es als Gemeinde aufgehoben und gehörte fortan zu Intragna.

Die Kirche

Marienbruderschaft zum Totengedenken

Sie ist in Kreuzform gebaut, 17,5 m lang und 10 m breit, einschiffig mit drei Altaren. Der Bau wurde am 5. August 1747 begonnen und am 11. November 1753 fertiggestellt. Die Kirche ist der heiligen Anna geweiht. Die Altaren wurden von den Rasanern gestiftet, als sie in Florenz und Livorno noch Arbeit hatten. Die Kirche ist mit einer wertvollen Orgel ausgestattet, die 1840 von Pietro Minoletti aus dem Val Vigezzo gebaut wurde. Sie kostete 1548,11 Lire einschliesslich der Kantorei, die später von Antonio Ciseri im Stil des 16. Jahrhunderts bemalt wurde. Man erzählt, dass ihm für diese Arbeit ein Zicklein geschenkt wurde. Dank des Kirchenrates und verschiedener Vergabungen konnte die Orgel 1983 von Italo Marzi aus Bergamo restauriert werden.

Ein Gesetz von 1842 verbot den Brauch, die Toten in der Kirche beizusetzen. So wurde ein Friedhof neben der Kirche von Terra Vecchia angelegt, gegen Ende des 19. Jahrhunderts dann in Rasa. 1764 wurde der Glockenturm erbaut, 1747 schon erwarben die Rasaner die erste Glocke, 1774 die zweite. Diese wurde in Intra gegossen und kostete 1700 Lire. Für die dritte Glocke, ebenfalls in Intra gegossen, wurde zwei Jahre später 736 Lire bezahlt. Doch die Leute fanden diese Glocken zu klein; so wurden sie 1836 in der Giesserei des Antonio Maria Comerio in Malnate eingeschmolzen. Die fünf neuen, grösseren Glocken kosteten 5659 Lire.

1779 wurde die Turmuhr mit Gewichten eingebaut. Später wurde sie durch eine elektrische Uhr ersetzt. 1778 malte Antonio Caldelli aus Brissago den Hintergrund des Chores. Bemerkenswert ist ebenfalls das grosse Ölgemälde, das die heilige Anna, den heiligen Jakob und Maria als Kind darstellt. Es ist das Werk von Pietro Ligario aus Sondrio (1686-1750). Es wurde 1750 vom Pfarrer Domenico Borga gestiftet, der es von der Kirche Borgo Canale in Bergamo für 22 Goldzechinen erstanden hatte.

Die Brücke von Salmina

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts beschlossen die Einwohner von Corcapolo, eine Brücke über die Melezza zu bauen. Mit grossem Kräfte- und Kostenaufwand wurde das Werk vollendet. Jedoch brach die Brücke am Tag der Belastungsprobe zusammen. So musste der Fluss weiterhin auf gefährlichen Stegen überstiegen oder durchwatet werden; es passierten nicht wenige Unfälle. 1871 begannen dann der Schreiner Domenico Maggini und der Hufschmied Gottardo Cavalli mit Hilfe anderer Handwerker den Bau einer neuen Brücke. Am 13. Juli 1873 wurde diese erste an Drahtseilen aufgehängte Brücke des Tessins eingeweiht. 1976 wurde sie durch eine Neukonstruktion ersetzt.

Wirtschaft und Infrastruktur

Luftseilbahn Verdasio–Rasa

Schon 1928 sprach man davon, Rasa als letzten Ort des Tessins mittels einer Strasse oder Seilbahn zu erschliessen. Die Entscheidung fiel zugunsten der Seilbahn, die 1957 erbaut wurde. 1978 sprach der grosse Rat einen Kredit von 1'000'000 Schweizer Franken, und am 4. Mai 1979 wurde die renovierte Pendelbahn mit doppelter Nutzlast in Betrieb genommen. 1982 wurden bereits über 50'000 Personen transportiert.

Weblinks

Quellen

  1. Aus den Aufzeichnungen des Pfarrers Carlo Prada (1911) über die Pfarrei Rasa
46.1559957088898.654745900

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