Rangin Dadfar Spanta

Rangin Dadfar Spanta
Rangin Dadfar Spanta

Rangin Dadfar Spanta, Persisch: ‏رنگین دادفر سپنتا‎, (* 1954 in Herat/Afghanistan) ist ein deutsch-afghanischer Politikwissenschaftler und war vom 22. März 2006 bis 18.Januar 2010 Außenminister Afghanistans. Er ist der älteste Sohn eines Großgrundbesitzers in Westafghanistan.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Dadfar Spanta war in den 90er Jahren Dozent für Politikwissenschaften an der RWTH Aachen. Er war seit 2004 mit einem Stipendium aus Deutschland Dozent an der Universität Kabul und später außenpolitischer Berater des afghanischen Präsidenten Hamid Karzai. Sein Amtsvorgänger als Außenminister ist Abdullah Abdullah. Sein Nachfolger ist Salmai Rasul.

Ethnisch gesehen ist Dadfar Spanta Fars (Perser). Mit 15 Jahren schloss er sich einer maoistischen Partei an und studierte später in Kabul. Nach der sowjetischen Invasion 1979 flüchtete er in die Türkei, wo er sein Studium fortsetzte. 1982 reiste er aus diesem sicheren Drittland nach Deutschland, wo er als Flüchtling politisches Asyl erhielt. Er studierte später Politikwissenschaft an der RWTH Aachen und promovierte 1992 mit einem Stipendium des Studienwerks der Heinrich-Böll-Stiftung. Er war Mitbegründer des Demokratischen Rats Afghanistans und ist Mitglied der Grünen. 1999 kandidierte er bei den Wahlen zum Aachener Stadtrat, scheiterte aber knapp. Bis Ende 2004 war er in Teilzeit wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Politische Wissenschaft der RWTH Aachen und Mitarbeiter in einer lokalen Entwicklungshilfeorganisation (Dritte-Welt-Forum).

Er spricht Persisch als Muttersprache, außerdem Deutsch, Paschtu, Türkisch und seit der Amtsübernahme etwas Englisch.

Rangin Dadfar Spanta ist verheiratet und Vater zweier erwachsener Kinder. Seine Frau, Brüder und weitere Verwandte leben weiterhin in Aachen. Neben der afghanischen Staatsbürgerschaft besitzt er auch die deutsche Staatsangehörigkeit. Letztere hätte er eigentlich abgeben müssen, da die doppelte Staatsbürgerschaft für hohe afghanische Mandatsträger gemäß der Verfassung verboten ist.

In seiner Amtszeit wurde ein Mitarbeiter der afghanischen Botschaft in Deutschland seines Amtes enthoben, weil er einen israelischen Diplomaten zu einer Veranstaltung eingeladen hatte.[1]

Am 12. Mai 2007 hat das afghanische Parlament mit ausreichender Mehrheit Dadfar Spanta das Vertrauen entzogen. Analysten führen die Absetzung von Dadfar Spanta auf die politischen Differenzen zurück und meinten, dass seine Absetzung kein spontaner Akt einer Verärgerung über die nicht verhinderte iranische Massenausweisung von afghanischen Flüchtlingen war, sondern sich konservative pakistanische und iranische Einflüsse durchgesetzt haben.[2]

Präsident Karzai rief das "Estere Mahkema" (das Oberste Gericht) an, um die Verfassungmäßigkeit dieses Votums und die Rechtmäßigkeit der Modalitäten des Misstrauensvotums durch das höchste Gericht des Landes prüfen zu lassen. Bis zu dieser Entscheidung solle Dadfar Spanta - rechtlich umstritten - im Amt bleiben. Am 22. Mai 2007 traf er in Kabul noch mit dem damaligen deutschen Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier zusammen. Ende 2009 traf er noch mit dem neuen Außenminister Guido Westerwelle in Kabul zusammen.

Veröffentlichungen

  • Afghanistan: Entstehung der Unterentwicklung, Krieg und Widerstand. Aachener Beiträge zur vergleichenden Soziologie und zur China-Forschung Bd. 11., Peter Lang Verlagsgruppe, 1993, ISBN 3-631-46068-6

Weblinks

 Commons: Rangin Dadfar Spanta – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. L.-M. Seelig: Afghanischer Diplomat wegen Einladung eines Israelis abgesetzt, INN, 24. Oktober 2007
  2. „Zwei Ziele mit einem Steinwurf treffen“ - Marion R. Mueller über den Misstrauensantrag gegen Spanta, 15. Mai 2007

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