Ralph Tuchtenhagen

Ralph Tuchtenhagen

Ralph Tuchtenhagen (* 16. Oktober 1961 in Karlsruhe) ist ein deutscher Historiker.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Ralph Tuchtenhagen studierte Geschichte, Skandinavistik und Germanistik an den Universitäten in Freiburg i. Br. und Paris. 1989 arbeitete er als Redakteur und Autor beim Fjordis-Verlag/Norwegen. Er promovierte 1992 an der Universität Freiburg i.Br. zum Thema „Religion als minderer Status“. Von 1990 bis 1993 war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der „Forschungsstelle für Kultur und Geschichte der Deutschen in Russland“ der Universität Freiburg i. Br. beschäftigt. 1994 bis 1996 wirkte er als Gastdozent an der Theologischen Hochschule Friedensau/Sachsen-Anhalt. In den Jahren 1993 bis 1995 arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter, 1995 bis 2001 als wissenschaftlicher Assistent und 2001 bis 2003 als Hochschuldozent am Seminar für Osteuropäische Geschichte der Universität Heidelberg. 2001 habilitierte er dort zum Thema „Zentralstaat und Provinz im frühneuzeitlichen Nordosteuropa“. Im Wintersemester 2002/2003 war Tuchtenhagen Gastdozent an der Universität des Saarlandes.

Von 2003 bis 2009 bekleidete er eine Professur für Ost- und Nordeuropäische Geschichte an der Universität Hamburg. 2008 war er Gastprofessor an der Universität Södertörn/Schweden. Er ist Vorstandsmitglied des Nordost-Instituts, Lüneburg (seit 2002), und der Baltischen Historischen Kommission, Göttingen (seit 2007), Mitglied des Herder-Forschungsrates (seit 2008), Mitherausgeber der Zeitschrift "nordeuropaforum" und hat einen Sitz in den wissenschaftlichen Beiräten der Zeitschriften „Forschungen zur baltischen Geschichte“ (seit 2006) und „Zeitschrift für Ostmitteleuropaforschung" (seit 2008). Seit Oktober 2009 lehrt Tuchtenhagen als Professor für Skandinavistik/Kulturwissenschaft Geschichte und Kultur Nordeuropas an der Humboldt-Universität zu Berlin. Seit April 2010 ist er Direktor des Nordeuropa-Instituts der Humboldt-Universität zu Berlin.

Forschung

Tuchtenhagens Forschungsschwerpunkte sind die Geschichte des frühneuzeitlichen Ostseeraums, Geschichte Russlands vom 18. bis zum frühen 20. Jahrhundert, Raumdimensionen der Geschichte, Phänomene des Nationalen im europäischen Vergleich, Geschichte der Geistes- und Sozialwissenschaften vom 16. bis 20. Jahrhundert. Seit 2007 ist er zusammen mit Karsten Brüggemann und Konrad Maier Leiter des internationalen Forschungsprojekts "Das Baltikum. Geschichte einer europäischen Region" und Mitherausgeber des dreibändigen Handbuchs der Geschichte der baltischen Länder.

Die 1995 publizierte Dissertation untersuchte erstmals die politischen Strategien der russischen Regierung gegenüber den über 100 verschiedenen Kirchen, religiösen Gemeinschaften und Kulten in der Endphase des Zarenreiches. Tuchtenhagen konnte dabei zeigen, dass die an den zentrifugalen Kräften der Multireligiosität und der eng mit ihr verbundenen Nationalbewegungen des 19. Jahrhunderts letztendlich gescheiterte Divide et impera-Taktik entscheidend zum Untergang des zarischen Russland in den Revolutionen von 1917 beigetragen hat. Sein monumentales Werk über Zentralstaat und Provinz im frühneuzeitlichen Nordosteuropa (2008) behandelt Wirkungsmechanismen monarchischer Machtausübung im Spannungsverhältnis unterschiedlicher politischer, sozialer, wirtschaftlicher und kultureller Faktoren zwischen Regierung und territorialen Untereinheiten am Beispiel der schwedischen bzw. russischen Ostseeprovinzen Estland, Livland, Ingermanland und Karelien zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert.

Tuchtenhagens Geschichte der baltischen Länder von 2005 (2. Aufl. 2008) sowie seine Gesamtdarstellungen zur Geschichte Schwedens (2008) und Geschichte Norwegens (2009) fassen die internationale Forschung zu diesen Themen zusammen.

Schriften

Monografien
  • Tallinn. Kleine Geschichte der Stadt (mit Karsten Brüggemann). Köln-Weimar 2010, ISBN 3-412-20601-6.
  • Kleine Geschichte Norwegens. München 2009, ISBN 978-3-406-58453-4 (Rezension)
  • Vilnius. Kleine Geschichte der Stadt (mit Joachim Tauber). Köln-Weimar 2008, ISBN 3-412-20204-5.
  • Kleine Geschichte Schwedens. München 2008, ISBN 3-406-53618-2.
  • Zentralstaat und Provinz im frühneuzeitlichen Nordosteuropa. Wiesbaden 2008, ISBN 3-447-05522-7.
  • Geschichte der baltischen Länder. München 2005, 2. Aufl. 2008, ISBN 3-406-50855-3.
  • Religion als minderer Status. Die Reform der Gesetzgebung gegenüber religiösen Minderheiten in der verfaßten Gesellschaft des Russischen Reiches 1905–1917. Frankfurt 1995, ISBN 3-631-48570-0.
Herausgeberschaften
  • Osteuropaforschung in der nordeuropäischen Historiographie. Lüneburg 2005 (= Nordost-Archiv N.F. IX, 2000, H.1). ISSN 0029-1595.
  • Aspekte der Reformation im Ostseeraum. Lüneburg 2005 (= Nordost-Archiv N.F. XIII, 2004). ISSN 0029-1595.
  • Ethnische und soziale Konflikte im neuzeitlichen Osteuropa. Festschrift für Heinz-Dietrich Löwe zum 60. Geburtstag. Hamburg 2004, ISBN 3-8300-1504-6.

Weblinks


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