Rahrbach

Rahrbach
Rahrbach
Gemeinde Kirchhundem
Koordinaten: 51° 2′ N, 7° 59′ O51.0372222222227.9775440Koordinaten: 51° 2′ 14″ N, 7° 58′ 39″ O
Höhe: 440 m ü. NN
Fläche: 15,98 km²
Einwohner: 719 (30. Juni 2006)
Eingemeindung: 1. Juli 1969
Postleitzahl: 57399

Rahrbach ist ein Dorf im Westen der Gemeinde Kirchhundem, Kreis Olpe.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Geographische Lage

Das Dorf Rahrbach liegt auf einer Höhe von etwa 440 m über NN bei 51°02' nördlicher Breite und 7°95' östlicher Länge im Südsauerland an den sogenannten Südsauerländer Rothaarvorhöhen[1], die das Rothaargebirge nach Nordwesten abdachen und zum Südsauerländer Bergland gehören. Die Landschaft ist Teil der Haupteinheitengruppe Süderbergland und somit des Rheinischen Schiefergebirges. Der Ort wird vom Hundem-Nebenfluss Olpe, der hier noch Rahrbach heißt und namensgebend für das Dorf war, durchflossen.

Rahrbach ist umgeben von den Bergen Vogelsang (Nordwesten, 560 m), Stemberg (Nordnordwest, 563 m), Wolfhardt (Norden, 626 m), Gühberg (Südosten, 495 m). Das Gebirge im Süden, um die sogenannte Rahrbacher Höhe, hat Höhen von circa 550 m. Dort verläuft die Gemeinde- und Kreisgrenze zur Stadt Kreuztal und zum Kreis Siegen-Wittgenstein, die bereits in früheren Jahrhunderten das Fürstentum Nassau-Siegen vom kurkölnischen Herzogtum Westfalen trennte und hier den Verlauf sowohl der Uerdinger als auch der Benrather Linie beschreibt.

Nachbarorte

Nachbarorte von Rahrbach sind im Rahrbachtal Kruberg im Westen und Welschen Ennest im Osten, die ebenfalls zur Gemeinde Kirchhundem gehören. Weitere größere Nachbarorte sind im Norden Oberveischede (Stadt Olpe) sowie im Süden Littfeld und Burgholdinghausen (Stadt Kreuztal).

Geschichte

Die Ersterwähnung von Rahrbach ist im sogenannten „Liber valoris“, einem um 1308 entstandenen Einkünfteverzeichnis der Erzdiözese Köln, zu finden. Der Ort erscheint dort unter dem Namen Rurbeke. Man kann jedoch davon ausgehen, dass der Ursprung des Ortes früher liegt. Denkbar ist eine Erschließung der Rahrbachmulde durch Bewohner des Veischedetals, worauf grundherrschaftliche Besitzverhältnisse und auch die ursprüngliche Zugehörigkeit von Benolpe, Welschen Ennest, Rahrbach und Kruberg zum Kirchspiel Kirchveischede deuten. Der Ursprung der Dörfer wird jedoch kaum vor 950 anzusetzen sein, bei Kruberg kann man wahrscheinlich von einer Entstehung erst nach 1050 ausgehen.

Beim Ortsnamen Rahrbach kann davon ausgegangen werden, dass dieser zuerst an dem Gewässer haftete und davon auf den Ort übergegangen ist. Die älteste Form des Ortsnamens im Liber valoris lautet „Rurbeke“. Dabei handelt es sich um einen aus zwei Wörtern zusammengesetzten Namen. Bei dem Wort „beke“ handelt es sich um eine im Plattdeutschen vorgekommene Weiterentwicklung des altgermanischen Wortes für Bach „baki“ oder „bakia“. Unklarer ist die Herkunft des Namensbestandteils „Rur“ oder heute „Rahr“. Eine Verwandtschaft dieses Namens zum Flussnamen Ruhr ist offensichtlich. Hans Bahlow meint, dass die zahlreichen Flüsse zwischen Elbe und Rhein mit diesem Namen denselben bereits vor Ankunft der Germanen, also schon vor mindestens 3000 Jahren hatten. Seiner Auffassung nach deutet auch geographisch gesehen alles auf keltische, wenn nicht gar vorkeltische Herkunft. Nach Bahlow könnte der Name so viel wie „sumpfiges Wasser“ bedeuten.

Administrative Zugehörigkeit

Urkunden des 13. und 15. Jahrhunderts zeigen, dass das Südsauerland zum Herrschaftsbereich der Edelherren von Gevore-Bilstein gehörte, die Inhaber der Gerichtsgewalt und anderer Hoheitsrechte waren. Bezeichnet wurde dieser Herrschaftsbereich als Freibann, Freigrafschaft oder Herrschaft Bilstein. Nach dem Tod Johann II von Bilstein, der 1363 letztmals erwähnt wird, ging die Herrschaft Bilstein an die Grafen von der Mark über und verlor somit ihre Selbständigkeit. 1368 verkaufte Graf Gottfried IV. von Arnsberg nach einer verlorenen Fehde mit Graf Engelbert III. von der Mark seine Grafschaft an das Kölner Erzstift. Die kölnischen Besitzungen im Sauerland, die damit erstmals ein geschlossenes Territorium bildeten, wurden fortan als Herzogtum Westfalen bezeichnet. Dieses Territorium konnte 1444 um Burg und Stadt Fredeburg und 1445 um die Herrschaft Bilstein erweitert werden. Das Herzogtum Westfalen gliederte sich in die Quartale Bilstein, Brilon, Rüthen und Werl, die wiederum eine unterschiedliche Anzahl von Ämtern oder Gerichten umfassten. Zum Quartal Bilstein zählten die Ämter Bilstein Fredeburg und Waldenburg.

Die Zugehörigkeit des Bilsteiner Landes zum kurkölnischen Herzogtum Westfalen dauerte bis zur Säkularisation der geistlichen Fürstentümer 1802/03. Mit dem Reichsdeputationshauptschluss vom 25. Februar 1803 wurde das Herzogtum Landgraf Ludwig X von Hessen-Darmstadt zugesprochen, der dasselbe aber bereits im September 1802 durch seine Truppen besetzen ließ. Während der hessen-darmstädtischen Herrschaft kam es auf der unteren Verwaltungsebene zu bedeutenden Veränderungen. So wurde am 18. Juni 1808 die Schultheißenordnung eingeführt. Auf unterster Ebene wurden Schultheißen als Ortsvorstände eingesetzt, deren Dienstvorgesetzter im Amt Bilstein Amtmann Freusberg war. Rahrbach bildete einen eigenen Schultheißenbezirk mit Karl Joseph Höfer als Schultheiß. Zu dem Bezirk gehörten außerdem die Orte Kruberg und Fahlenscheid.

Die hessen-darmstädtische Administration endete rasch. Bereits 1816 ging das Herzogtum Westfalen auf Grund der Regelungen des Wiener Kongresses in den Besitz des preußischen Staates über. Zum 1. August 1816 wurde der neue Regierungsbezirk Arnsberg gebildet und dieser - nach allgemeinem preußischem Vorbild - in Kreise untergliedert. Statt der Schultheißenbezirke richtete man 1826 Bürgermeistereien ein. Rahrbach kam dabei zur Bürgermeisterei Bilstein.

Die Landgemeindeordnung für die Provinz Westfalen vom 31. Oktober 1841 war Grundlage für eine erneute Verwaltungsreform, bei der 1843/44 das Amt Bilstein gebildet wurde. Das Kirchspiel Rahrbach mit den Ortschaften Fahlenscheid, Kruberg, Rahrbach und Welschen Ennest bildete fortan eine politische Gemeinde des Amtes Bilstein. Diese Konstellation der Gebietsgliederung blieb erhalten bis zur kommunalen Neugliederung, die am 1. Juli 1969 in Kraft trat. Das Amt Bilstein wurde aufgelöst. Die Gemeinde Rahrbach kam mit Ausnahme des Ortes Fahlenscheid zur neuen Großgemeinde Kirchhundem.[2]

Gemeindevorsteher und Bürgermeister der Gemeinde Rahrbach

  • W. Neuhaus 1843 - 1846
  • Heinrich Limper 1846 - 1857
  • Josef Neuhaus 1857 - 1861
  • Joh. Heinrich Limper 1861 - 1864
  • Schmidt 1864 - 1870
  • Limper 1870 - 1882
  • Heinrich Limper 1883 - 1895
  • Franz Grünewald 1895 - 1900
  • Robert Limper sen. 1900 - 1903
  • Eduard Limper 1903 - 1913
  • Robert Limper jun. 1913 - 1918
  • Anton Schröder 1918 - 1924
  • Robert Schröder 1924 - 1930
  • Robert Limper 1930 - 1934
  • Lohmann 1934 - 1941
  • Bruno Trinn 1941 - 1945
  • Neuhaus 1946
  • Karl Graefenstein 1946 - 1948
  • Josef Kramer 1948 - 1955
  • Johann Berens 1955 - 1961
  • Hubert Hellekes 1961 - 1969

Religionen

Kirchliche Zugehörigkeit

Das Sauerland war seit der Zeit der Sachsenmission ein Teil der Erzdiözese Köln. Urpfarreien im Südsauerland waren Attendorn und Wormbach. Die kirchliche Zugehörigkeit zu Köln dauerte bis 1821, als das Gebiet dem Bistum Paderborn zugewiesen wurde.

Zur Gründung der [St. Dionysius (Rahrbach)|[Pfarrei Rahrbach]] mit dem Kirchenpatron St. Dionysius kam es wahrscheinlich im 13. Jahrhundert. Vorher gehörten die Orte des Olpe-Rahrbach-Tals ab Benolpe zur St.-Servatius-Kirche in Kirchveischede. Der Seelsorgebezirk der Pfarrei Rahrbach umfasste außer dem Pfarrort die Dörfer Fahlenscheid, Kruberg und Welschen Ennest. Mit dem Kirchenneubau von 1902/03 wurde Welschen Ennest eigenständige Pfarrvikarie und löste sich somit von der Pfarrei Rahrbach. Seit Jahren werden beide Gemeinden aber nur noch durch einen Seelsorger betreut. 2002 kam es zur Gründung des Pastoralverbundes "Am Cölschen Heck" mit den Pfarrgemeinden Kohlhagen, Silberg/Varste, Benolpe, Welschen Ennest und Rahrbach.

Die Einteilung des Sauerlandes in Dekanate erfolgte um die Mitte des 11. Jahrhunderts. Dabei kam die Pfarrei Kirchveischede zum Dekanat Engern (Dekania Angriae). Dieses wurde um 1100 in die beiden Dekanate Meschede und Wormbach aufgeteilt, wobei Kirchveischede zu Meschede kam. Somit gehörte auch die Pfarrei Rahrbach seit ihrer Gründung zum Dekanat Meschede und kam dann bei der Neueinteilung der Dekanate 1832 zum Dekanat Elspe. Seit 2006 ist die Pfarrei dem neuen Dekanat Olpe angegliedert.

Öffentliche Einrichtungen

  • Schützenhalle
  • Katholisches Pfarrheim inklusive Bücherei
  • Joseph-Gockeln-Haus, Familienferienheim der KAB

Literatur

  • 40 Jahre Männer-Gesang-Verein Rahrbach (Sauerland) 1913 - 1953. O.O.u.J. (Rahrbach 1953)
  • Festschrift zum 75jährigen Bestehen des Schützenvereins Rahrbach-Kruberg e.V. 1903 - 1978. O.O.u.J. (Rahrbach 1978)
  • 75 Jahre MGV 1909 Rahrbach e.V. - Festschrift -. O.O.u.J. Rahrbach 1984.
  • 75 Jahre Musikverein Rahrbach e.V. - Festschrift zum Musikfest vom 12.-14. Mai 1989. (Rahrbach 1989)
  • Chronik Pfarrei St. Dionysius Kahrbach, Kruberg und Fahlenscheid. Nach Unterlagen von Herrn Geistlichen Rat Pfarrer i.R. Josef Pawelke sowie neuerer Daten zusammengestellt von Pastor Paul Nikolajczyk. 1. Auflage 1988. 2. überarbeitete Auflage 1994. 4. Auflage 1999.
  • Albrecht Jung: Die Orgel von Rahrbach. Geschichte und Restaurierung der historischen Orgel in der Pfarrkirche St. Dionysius zu Rahrbach im Sauerland. Herausgegeben anlässlich der Orgelweihe am 16. Februar 1992. Iserlohn 1992.
  • Rahrbach-Kruberg. Geschichte, Land und Leute. Hrsg. vom Schützenverein Rahrbach-Kruberg e.V. aus Anlass des 100jährigen Jubiläums des Schützenvereins. Olpe 2003.

Einzelnachweise

  1. Landschaftsräume SI/OE - PDF, 580 kB
  2. Martin Bünermann: Die Gemeinden des ersten Neugliederungsprogramms in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1970.

Weblinks


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