Rafael Leónida Trujillo

Rafael Leónida Trujillo
Rafael Trujillo mit Frau (1934)

Rafael Leónidas Trujillo Molina (* 24. Oktober 1891 in San Cristóbal; † 30. Mai 1961 in Santo Domingo), war ein Diktator der Dominikanischen Republik.

Trujillo wuchs in kleinbürgerlichen Verhältnissen in seiner Heimatstadt San Cristóbal auf. Sein Vater José Trujillo Váldez war Sargento der spanischen Armee, die 1861 mit dem Wiederanschluss des Landes an Spanien die militärische Verteidigung übernahm. Seine Mutter Altagracia Julia Molina war Nachkomme eines haitianischen Offiziers während der Okkupation des Landes durch Haiti von 1822 bis 1844.

Mit 16 Jahren erhielt Trujillo eine Anstellung als Telegrafist, die er drei Jahre ausübte. Danach machte er sich zusammen mit seinem Bruder José Arismendy (genannt "Petán"), des Viehraubs, der Scheckfälschung und der Entwendung eines Geldbetrags aus einem Postbüro schuldig. Er wurde verurteilt und musste für einige Monate ins Gefängnis.

Im Alter von 22 Jahren (1913) heiratete Trujillo Aminta Ledesma, eine Bauerntochter aus San Cristóbal. Aus dieser Verbindung ging ein Mädchen hervor, das den Namen Flor de Oro (Goldblume) erhielt.

1916 schlug er abermals eine kriminelle Laufbahn ein. Er führte eine Bande unter dem Namen La 44 an, die Geschäfte überfiel und wegen ihrer Gewalttätigkeit gefürchtet war. Danach ging er verschiedenen Gelegenheitsarbeiten nach.

Trujillos große Stunde kam mit der US-amerikanischen Okkupation des Landes (1916–1924). Er trat 1918 in die neu gegründete Nationalgarde ein, wo er in der Folge eine steile Offizierskarriere einschlug und 1924 bereits den Rang eines Major bekleidete. 1927 verließ Trujillo die Guardia Nacional und trat in die Brigada Nacional über, wo er innerhalb von nur zehn Jahren vom Leutnant zum General emporstieg.

Inzwischen ging Trujillos erste Ehe in die Brüche. Er heiratete Bienvenida Ricardo, ließ sich bald darauf aber erneut scheiden. Eine dritte Ehe ging er mit María Martínez ein. Aus dieser Verbindung ging sein Sohn Ramfis Trujillo Martínez hervor.

Im März 1930 putschte Trujillo mit Unterstützung amerikanischer Truppen gegen Präsident Horacio Vásquez. Neuer Präsident wurde Rafael Estrella Ureña. Doch schon Monate später, im August 1930, entmachtete er diesen und ließ sich selbst zum Präsidenten wählen.

Einmal an der Macht, setzte Trujillo alles daran, sie zu halten und weiter auszubauen. Er gründete seine eigene Partei, den Partido Dominicano, verbot alle anderen politischen Gruppierungen, unterdrückte sämtliche demokratischen Strukturen, unterband jede Opposition und freie Meinungsäußerung und ließ vermeintliche und tatsächliche Gegner (und meist auch deren Familien) mit brutaler Härte verfolgen und umbringen.

1932 legte sich Trujillo den Titel Wohltäter des Vaterlandes (Benefactor de la Patria) und Vater des Neuen Vaterlandes (Padre de la Patria Nueva) zu. Gemeinhin ließ er sich aber schlicht mit Chef (Jefe) anreden. Ein Jahr später, 1933, erwarb er noch den Titel eines Generalissimus, und 1936 ließ er die Hauptstadt Santo Domingo in Ciudad Trujillo (Stadt des Trujillo) umbenennen.

Trujillo legte großen Wert auf ein gepflegtes Äußeres. Er liebte prächtige (napoleonische) Uniformen, Prunk und barocke Gelage. Seine dunkle Haut versuchte er mit weißem Puder und Schminke aufzuhellen, um seine haitianische (schwarze) Herkunft zu vertuschen. Trujillo war geradezu davon besessen, alles zu tun, damit die Bevölkerung seines Landes eine hellere Hautfarbe bekam. 1937 ließ er zwischen 25.000 und 27.000 schwarze Zuckerrohrarbeiter aus Haiti ermorden. 1938 offerierte er die Aufnahme von 100.000 verfolgten Juden aus Europa (von denen aber nur 600 ins Land kamen, siehe auch Sosúa), die für seinen Rassenwahn hätten herhalten müssen.

Trujillo pflegte bis fast zum Ende seiner Herrschaft enge und gute Beziehungen zu den USA und zur katholischen Kirche (1954 Besuch bei Papst Pius XII. im Vatikan und Unterzeichnung eines Konkordats zwischen dem Heiligen Stuhl und der Dominikanischen Republik). 1941 erklärte Trujillo Deutschland, Italien und Japan den Krieg.

1947 verkündete er die Tilgung aller finanziellen Verbindlichkeiten gegenüber dem Ausland, weil sich das Land auch wirtschaftlich und industriell entwickelte. Trujillo besaß ein Monopol über alle wirtschaftlichen Ressourcen; er dominierte die Banken, Radio, Zeitungen, die Zucker-, Rum- und Tabakindustrie und generell alle Wirtschaftszweige. Ganz allgemein beherrschte er das Land als private und lukrative Domäne seiner Familie und Günstlinge. Die Kriminalität war gering, es herrschte Ordnung, Sauberkeit, Unterwürfigkeit. Trujillo ließ es sich nicht nehmen, bei Bedarf auch in die Privatsphäre seiner Untertanen einzugreifen, eheliche Verbindungen zu arrangieren, zu verbieten oder aufzulösen und seine sexuelle Lust an jungen Mädchen zu befriedigen, derer er sich nach Lust und Laune bediente und die er bei Wohlgefallen auch reich beschenkte. In diesem Klima der totalen Kontrolle und Unterdrückung und genügte es, allein durch ein geringes Missfallen des Jefe in Ungnade zu fallen.

Die selbstherrliche Tyrannei und Unberechenbarkeit des [Diktators erregte zunehmend aber auch den Missmut des Auslandes. Infolge sich mehrender Proteste gegen die Willkürherrschaft Trujillos, übergab er 1938 das Präsidentenamt an Jacinto Bienvenido Peynado, ohne aber auf seine Machtbefugnisse zu verzichten. 1940 wurde Manuel de Jesus Troncoso de la Concha Präsident, doch schon 1942 hievte Trujillo sich selbst wieder in das Präsidentenamt. Zehn Jahre später (1952) überließ er dieses seinem Bruder, Héctor Bienvenido Trujillo Molina (genannt Negro), der aber auch nicht mehr als ein Strohmann des übermächtigen Jefe war.

Schon 1949 versuchten Exilstreitkräfte, Trujillo zu stürzen (Invasion bei Luperón). Auch eine zweite Revolte im Jahr 1959 misslang. Im Ganzen war Opposition im Lande durch die massive Kontrolle und Unterdrückung aber unmöglich. Die Verfolgung Oppositioneller nahm mitunter groteske, ja schon paranoide Zustände an und wurde auch im Ausland mitunter heftig kritisiert. Prominente Opfer waren z. B. Jesus Galindez oder die Schwestern Mirabal, die an den Umsturzversuchen 1959 beteiligt waren, nach internationalem Protesten zwar aus der Haft entlassen, dann aber ermordet wurden. Organisator der Verfolgungen war Trujillos Geheimdienstchef Johnny Abbes Garcia.

Persönliche Animositäten gegen den Präsidenten Venezuelas, Rómulo Betancourt, veranlassten Trujillo 1960, gegen diesen einen Mordanschlag zu inszenieren. Betancourt wurde bei einem öffentlichen Auftritt in Caracas schwer verletzt, überlebte aber das Bombenattentat. Die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) verhängte darauf Sanktionen gegen die Dominikanische Republik. Unter dem Druck aus dem Ausland musste Trujillos Bruder Héctor von seinem Präsidentenamt zurücktreten. Ihm folgte Vizepräsident Joaquin Balaguer (seit 1930 in Diensten der Trujillo-Diktatur).

Am 30. Mai 1961 geriet Trujillo zu nächtlicher Stunde außerhalb der Hauptstadt Santo Domingo in einen Hinterhalt und wurde erschossen. Der Tyrann war tot, doch die beabsichtigte Beseitigung der Diktatur misslang. Die Verschwörer wurden verhaftet und hingerichtet, nur zweien gelang die Flucht, sie überlebten. Das gleiche Schicksal ereilte auch Tausende andere Bürger, die einem wahren Blutrausch zum Opfer fielen. Der aus Paris eilends angereiste ältere Sohn Trujillos Ramfis, der schon mit sieben Jahren zum Oberst und mit zehn Jahren zum General befördert wurde, übernahm die Macht im Lande und nahm eigenhändig die Hinrichtung einiger der Attentäter vor.

Doch alle Versuche des Trujillo-Clans, sich an der Macht zu halten, erwiesen sich als erfolglos. Nach einer Militärrevolte im November 1961 wurde die Familie auf Druck von Präsident John F. Kennedy gezwungen, das Land zu verlassen. Auch der zuvor bestattete Diktator wurde exhumiert, außer Landes geschafft und nach Paris verfrachtet, wohin die Trujillos ins Exil gingen.

Literatur

  • Richard Lee Turits: Foundations of Despotism: Peasants, the Trujillo Regime, and Modernity in Dominican History, Stanford University Press [[2004, ISBN 0804751056
  • Bernard Diederich Trujillo - the death of the dictator, Markus Wiener Publ., 2000, ISBN 155876206X
  • Robert Crassweller Trujillo - the life and times of an caribbean dictator, New York, MacMillan 1966]]
  • Mario Vargas Llosa: Das Fest des Ziegenbocks. Frankfurt (Main): Suhrkamp. Ein Roman, der sich mit der Macht Trujillos auseinandersetzt.
  • Wolfgang Schreyer: Die dominikanische Tragödie: Der Adjutant/Der Resident/Der Reporter. Dreiteiler, Trujillos Sturz und die Zeit danach.

Weblinks


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